Wir leben in schwierigen Zeiten. Nein, damit meine ich nicht aufkommenden Rechtsextremismus oder den Klimawandel, sondern die utopisch erscheinende Notwendigkeit, „Game of Thrones“ zu bewerten. Auch die diese Nacht gelaufene neue Folge „The Bells“ ist nicht der erhoffte Befreiungsschlag im Stile einer „Episode 9“ und besitzt aktuell bei IMDb sagenhafte 20,1 Prozent, die nur eine 1 von 10 geben. Dabei war die Folge gar nicht so schlecht. Im Gegenteil.
Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass in Westeros mit Geheimnissen wenig geheimnisvoll umgegangen wird. Zumindest, wenn man den Fehler begeht, dem Whisperer schlechthin damit zu belasten. Varys stellt sich klar auf Jons Seite – nicht nur im übertragenen Sinne, denn praktischer Weise hat der Lockenkopf die Woche seit der letzten Episode genutzt, um den Süden zu erreichen. War in der letzten Folge noch von 14 Tagen die Rede, was die Ankunft der Nord-Armee anbetrifft, sollen es jetzt nur noch zwei sein – entsprechend hat man als wutentbrannt satte 12 Tage darauf gewartet, dass es weiter gehen kann (anstatt Missandeis Dracarys-Befehl einfach mal an Ort und Stelle auszuführen)?! Puh.
„Men decide where power resides, whether or not they know it.“ (Varys)
Ihre Wut entlädt Daenerys, indem sie Varys für diesen ungemein sexistischen Spruch (überraschend zielgenau und streufrei) verbrennt. Bleibt nur die Frage, ob dieser selbiges auch mit DER einen Nachricht gemacht hat, oder es sich bei der zu sehenden Szene um die x-te Kopie davon handelte, die weiteren bereits versandten Raben folgen sollte (es lagen zumindest bereits gerollte Papiere auf dem Tisch). Weniger fraglich bleibt jedoch, wer ihn verpetzt hat, denn entgegen Reggea-Popstar Shaggy gibt Tyrion gerne zu:
„It was me.“ (Tyrion)
Daenerys Münze droht jedenfalls ziemlich eindeutig zur verrückten Seite des Targaryan’schen Familienbaumes zu fallen. Sie wirkt blass und abgemagert, isst nicht, schläft nicht, droht auf beinahe paranoide Weise alles gegen sich gewendet zu sehen. Dieser Wandel hin zur „Mad Queen“ ging mir allgemein etwas zu schnell, genauso, wie die Augenringe nach der einen Szene mehr oder weniger verschwunden sind.
Aber ihr Verhaltenswechsel wird sehr offensichtlich fortgeführt. Seit Langem spricht sie mal wieder bewusst Valyrisch vor eigentlich Vertrauten, selbst Jon kann sie nicht mehr zur „Love“-Seite geleiten. Daenerys dreht sich ihre Prinzipien, wie es ihr gefällt.
„Alright then. Let it be fear.“ (Daenerys)
Jaime schafft die aktuell einem Wunder gleichkommende Sensation, mal nicht als Einzelperson an einer Horde Menschen, die ihn erspähen könnten, vorbei zu kommen. Er wird gefasst, was aber natürlich nur der Story dient. Denn nur so bekommen wir zu hören, wie sehr Tyrion noch an seinem Valyrisch arbeiten muss. Ach ja, und zu sehen bekommen wir natürlich die nett gespiegelte Gefangenenszene aus S04E10 „The Children“ zu sehen. Dieses Mal besucht Tyrion Jaime, befreit ihn und spätestens hier wird mehr als wichtig gemacht, dass wir Zuschauer die Bedeutung der Stadtglocken kennen.
„Tens of thousands of innocent lifes, one not particularly innocent dwarf – seems like a fair trade.“ (Tyrion)
Neben friedvollem Glockenspiel gibt es eine zweite Hoffnung auf ein ausbleibendes Blutbad: Arya reitet mit dem Hound voraus. Das Rache-Duo kommt erstaunlich leicht in das Stadtinnere von King’s Landing und gelangen sogar ins Innere des Red Keep – im Gegensatz zu Jaime, der nicht mal mit seiner Bling-Bling-Hand am Türsteher vorbei kommt.
„I‘m Arya Stark. I am going to kill Queen Cersei.“ (Arya Stark)
Schluss mit dem Vorgeplänkel, die vermutlich letzte große Schlacht der Serie steht an. Dass sie so groß würde, wirkt etwas verwunderlich, haben doch noch erstaunlich mehr Nord-Truppen überlebt, als ich annahm. Vor allem auch noch einige Dothraki-Reiter, die sogar noch genug Pferde für sich parat haben. Später soll sich jedoch herausstellen, dass die Fußtruppen beider Seiten eigentlich so ziemlich gar keine Bedeutung haben. Denn auf einmal ist ein einzelner Drache wieder die absolute Über-Waffe. Drogon kann, obwohl aus der Ferne gesichtet, die beste Schiffsflotte des Landes spielend auseinander nehmen. Also genau das, was mit zwei Drachen vergangene Woche im absoluten Gegenteil endete. Diese Form der fehlenden Stringenz ärgert mich sehr.
Aber nicht nur das. Auch erzählt niemand der Golden Company, dass der Drache von hinten angerauscht kommt. Und auch wenn ich wenige bis keine Studien zur Zerstörungskraft von Drachenfeuer kenne – Gebäude und Mauern fallen wie Kartenhäuser zusammen und Steine brennen doch erstaunlich gut und lange. Aber fernab eventuell fehlender Logik war der Moment natürlich genial und sah schon verdammt stark aus.
Das feurige Spektakel lässt dann selbst die Reste der Golden Company umdenken. Sie sind doch nicht „stärker als Söldner“, wie Cersei es Minuten vorher noch lautstark hat verlauten lassen, sie geben sich geschlagen. Die Information, dass ein Drache von hinten angeflogen kommt, kann niemand weiter rufen, dass die Schwerter niedergelegt werden, weiß dagegen direkt die ganze Stadt und intoniert im Kanon „Ring the bells!!“.
Passend dazu meine erste Soundtrack-Empfehlung im Rahmen dieser Rezension: „For Whom The Bell Tolls“ von Metallica.
Die folgende Szene ist im Grunde genommen die komplette Weichenstellung für die Folge und das Serienende. Zunächst denke ich, dass nach all dem „ihr müsst die Glocken läuten!“-Generve kein Befehl von Cersei dazu kommt und sie lieber stoisch im Kampf untergeht und „ihr“ Volk draufgehen lässt, statt aufzugeben. Vielleicht wollte sie das auch tun, einen Befehl bekommen wir jedenfalls nicht mit, aber sie läuten dann doch. Und gerade als ich erhoffe, dass es nur Cerseis perfider Plan sei, so zu tun, als ergäbe sie sich, fliegt „Mad Daeny“ auf sie los. Wobei, selbst diese noch ein bisschen rationale Affekthandlung wird untergraben, denn statt ihren eigentlichen Rachefeldzug anzugehen, brennt bei Daenerys auch die letzte Sicherung durch und daraufhin die ganze Stadt. Zivilisten werden ohne Gnade und Verstand niedergespien, erst müssen scheinbar alle anderen sterben, ehe es um Cersei geht. Wieso?!
Die leider wie so oft in dieser Staffel herhaltende Antwort ist neben der Story vor allem das Visuelle. Wie auch immer es dazu gekommen ist, muss man doch objektiv betrachtet eingestehen, dass das folgende Motiv hier einem genialen Gemälde gleicht!
Selbst vor Wildfire wird nicht Halt gemacht. Nein, die grünen Explosionen stellen keine perfide Gegenattacke dar, sondern dürften vielmehr die einst unter der Stadt verteilten Lagerungen sein, die durch die Drachenfeuersbrunst zur Explosion gebracht werden. So richtig scheint das aber niemanden zu interessieren, nicht in einer Silbe wird von irgendwem darauf eingegangen. Aber wir superschlauen Zuschauer verstehen natürlich, was die Macher uns damit sagen wollen. Ein Bild, wie zu Zeiten des Mad Kings. Alles wiederholt sich. Verstanden.
Soundtrack-Empfehlung Nummer zwei: „Firestarter“ von The Prodigy.
Der einst als Anführer der für Rationalität stehenden Unsullied Grey Worm lässt sich entweder von der Missandei-Rache-Wut anstecken oder folgt einfach blindlings seiner Königin oder kommt der vermeintlichen Golden Company-Revolte zuvor. Wie dem auch sei, das Chaos bricht los und Jon ist der einzige, der den Irrsinn zu begreifen scheint. Man kann den Moment greifen, in dem sein Sinneswandel feststeht (auch, weil wir dank Zeitlupen-Inszenierung und entsprechenden Musik-Cue mehr als genug Zeit dafür haben). Sein Befehl, sich zurück zu ziehen, ist aber ähnlich schnell und effektiv, wie Aryas und Sandors Handlungsstrang. Nein, die sind noch immer nicht wieder dran…
Stattdessen kommt es zu einer von ab jetzt zahlreichen schicksalhaften Zusammenkünften von Figuren. Euron kommt natürlich gerade dann und dort aus dem Wasser aufgetaucht, als und wo Jaime aus den Klippen auftaucht. Der obligatorische Kampf der Cersei-Liebhaber findet statt und ein doch wenig episches Ende.
„You fought well, for a cripple.“ (Euron)
Euron ersticht Jaime, und gerade, als ich Hoffnung hatte, man ließe den kurzen Hoffnungs-Schimmer in Form eines aussichtslosen Konters mit einem weiteren trockenen Stich versiegen, wird dann doch das Happy Zwischen-End gewählt und der einhändige Jaime obsiegt. Ein beinahe unnötiger Kampf, der so schnell ging, wie er kam. Eigentlich hat Euron keinen eigenen Screenshot für seinen Sterbe-Moment verdient, aber alleine, um seine verfrüht gemachte Annahme Lügen zu strafen, bietet es sich dann doch an:
„I am the man who killed Jaime Lannister.“ (Euron)
Ach, da war ja noch was mit Arya und dem Hound. Die wollten ja all das Blutbad verhindern, haben aber fast das komplette Blutbad abgewartet, ehe sie was machen. Aus dem einfachen Grund der weiteren Charakter-Zusammenführungen wird Arya nach Staffeln des Rache-Schmiedens sehr einfach davon abgehalten, ihr Listen-Ziel Nummer Eins umzubringen und lieber Kehrt zu machen. Das macht wenig Sinn und passt nicht zur Figur, die letzte Folge noch groß „Ich plane nicht, zurückzukehren“ sagt, dann aber bei der Ansage „wenn du hier bleibst, stirbst du“ geht.
„Your Grace. […] Hello, big brother.“ (The Hound)
Mein Highlight der Folge war, wie der zwischenzeitlich zur schützenden „Bridge“ umfunktionierte Mounten Qyburn aus den Weg geräumt hat. Man, hat der Typ genervt (auch wenn es irgendwo ironisch anzusehen war, dass er am Ende die gar die Stimme der Vernunft war). Der Mountain widersetzt sich jedenfalls der Königin Befehl und hält es lieber mit Barney Stinson: „Bros before hoes“. Cersei verlässt auf sehr seltsame Weise die Szenerie und lässt Raum für große Bruderhiebe. Beim erwartbaren Kampf der beiden vielleicht besten Kampfmaschinen Westeros‘ bekommen wir dann endlich auch das Gesicht von Frankensteins Zombie-Mountain zu sehen:
Sandors Lachen darüber bleibt ihm selbst nicht im Halse stecken, als selbiger von den stärksten Händen Westeros‘ gewürgt wird:
„Fucking die!“ (Hound)
Gregor setzt entsprechend zur erprobten Taktik und seinem Markenzeichen-Move, dem beidseitigen Augenzudrücker, an, aber Sandor erinnert sich an die erste Regel aller Zombie-Filme: Ziel auf den Kopf. Eye for an eye – oder zwei. Aber nein, auch das hilft nur begrenzt. Dann passiert endlich das, was ich mir für Missandei-Cersei oder Jaime-Cersei gedacht hätte: ein wahrlich mitreißender Sprung in die Tiefe. Wie gut hätte diese Klammer denn bitte zu Jaime und seinem Turmstoß in Folge 1 gepasst?!
Aber noch gibt es ja die Möglichkeit, dass Jaime seine große Liebe umbringt. Er findet (natürlich) Cersei (am Ort, an dem sie sich zuletzt gesehen hatten), wechselt zu der Halle mit den alten Drachengebeinen, um auch die letzte Referenz zur alten Mad King-Zeit fallen zu lassen, und hält sie im Arm. Der Ausweg ist versperrt, doch statt umzukehren, bleibt man für ein paar wichtige Dialogzeilen stehen. Aus Cerseis „mein Kind soll leben“ wird „ich will leben“ bzw. zumindest „nicht so sterben“. Genau das kann ich so unterzeichnen – ich wollte nicht, dass Cersei so stirbt. Die Halle stürzt einfach so ein. Kein Jaime-Hieb, kein Arya-Nadelstich, keine aus dem Nichts kommende Wende. Im Gegenteil, eine von Weitem zu sehende und choreografiert heranrauschende, steinerne Laola-Welle. Hmpf. Und nein, hier gibt es keinen weiteren Metallica-Soundtrack-Anspieltipp…
„Nothing else matters. Only us.“ (Jaime)
Etwas irritiert war ich, als in der Stadt sehr prägnant nach einer „Allana“ genannt wurde. Ein Mann suchte seine Frau und fragte Arya danach. In Staffel drei hatte Margeary mal von ihrer Cousine Allana Tyrell erzählt – lebt(e) diese etwa noch? Die nachfolgenden Szenen in den Gassen der Stadt haben mir jedenfalls sehr gefallen. Zum einen, weil es ein gelungener Flashback zu den Fleabottom-Zeiten Aryas war, aber auch rein von der Inszenierung. Eine schön lange Kamerafahrt, die fein choreografierte Steinschläge für uns bereit hielt. Auch der Gegenschnitt zu den Clegane-Szenen hat mir gefallen.
Weniger jedoch, dass man erneut lieber den inhaltlichen Abschluss als einen möglichen Cliffhanger gewählt hat. Die Szene, in der Arya so richtig mitgenommen und leblos erscheinend da lag, wäre doch ideal als visueller Schlusspunkt gewesen. Oder der Moment, nachdem der Turm auf sie hinab viel. Oder nach dem Drachenfeuerschlag…
Aber: Aryaaaaaa, sie lebt noch, sie lebt noch, stirbt nicht. Stattdessen spielt sie die Stadtführerin durch ein zerfallenes King’s Landing, das eher Pompeii gleicht. Alles erscheint tot, bis auf Arya – und einen Schimmel. Auch wenn mir die abschließende Szene zu kitschig war, das sehr langsam von Streichern intonierte Haupttheme der Serie hat mir gefallen. Aus.
Ich hatte auf DEN großen Twist-Moment der Staffel gehofft, wurde aber dahingehend leider enttäuscht. Und auch abseits der fehlenden „Episode 9“-Haftigkeit hat die Folge viel Diskussionsbedarf und vor allem Futter für beide Seiten der polarisierten Diskussionslager. Nein, das war keine „5 von 5“ (oder „10 von 10“ oder was auch immer), aber definitiv auch keine „1 von X“.
„The Bells“ war inhaltlich abwechslungsreicher als die große Schlacht in Episode 3 („The Long Night„) und konnte mit einer ähnlich hohen visuellen Qualität aufwarten, aber die übergreifende Spannung hat sich bei mir nicht eingestellt. Dafür war der grundsätzliche Ausgang der Schlacht zu früh und eindeutig gefallen und viele Privatduelle wirkten zu offenkundig in das eigentliche Weltuntergangs-Geschehen platziert. Selbstverständlich hatte das einige sehr wichtige Enden von Charaktergeschichten für uns parat, aber es wirkte in fast allen Fällen, als wollten die Macher uns durch die schiere Menge befriedigen. Stattdessen wirkten etliche Handlungen zu gehetzt über die Bühne gebracht. Dazu hat die zeitliche Erzählung schlicht nicht gepasst. Abfolgen wurden wenig glaubhaft vermittelt. Ein Jon steht gefühlt eine halbe Stunde an einem Ort und ruft „Rückzug!“, ehe er sich wirklich zurückzieht. Arya und der Hound sind eine gefühlte halbe Stunde innerhalb des Red Keeps, ehe ihre Handlung weiter geht. Das hätte man alles smarter lösen können. Vom klischeehaft angehäuften „Zufall“, dass sich stets die passenden Figuren inmitten der großen Stadt und eines herumwütenden Drachens zu finden wissen, abgesehen. Ich meine, alleine Jaime muss etliche Kilometer, teils stark verletzt, zurückgelegt haben.
Dass kein Geld für mehr Animationsszenen mit und vor allem eine vernünftige Streicheleinheit für Ghost übrig blieb, war nach dieser Folge klar. Die Macher haben so ziemlich jeden Stein in King‘s Landing effektvoll umgedreht. Natürlich sah die Folge größtenteils klasse aus und hatte tolle visuelle Momente parat. Aber so viele Augen, die man hinsichtlich der an vielen Stellen geopferten Sinnhaftigkeit zudrücken müsste, hat nicht mehr Gregor Clegane in seiner jahrelangen Mountain-Zeit gehabt.
Aber – und gerade das macht die einleitend erwähnte Bewertung „Game of Thrones'“ gerade so schwer – das war dennoch gutes Fernsehen. Ich habe das Gefühl, ich meckere den ganzen Beitrag über ausgelassene Chancen, Logikfehler und sonstige Ungereimtheiten, dabei fühlte ich mich gut unterhalten. Das Spektakel hat sich erneut nicht wie ~80 Minuten angefühlt und hatte auch viele sehr gute Momente. Das Schauspiel war größtenteils richtig klasse, die (wenn auch teils unter fragwürdigen Hintergründen abgelaufenen) Handlungsstränge waren konsequent und erbarmungslos, man merkt richtig, wie es dem Ende der Serie zugeht. Auch gab es wichtige, wegweisende Momente für etliche Figuren (wobei der Weg meist Richtung Tod gewiesen wurde).
Entsprechend tue ich mich schwer, diese Folge einzuordnen. Vom Unterhaltungserleben war das schwächer als Episode 3 aber besser als (die ersten zwei Drittel von) Folge 4 – daher gehe ich mal auf vier Kronen. Der Relativität halber (aufgrund der Klischee-Bedienung, Fehler und nicht ausgewogenen Action-Inszenierung wäre ich vermutlich sonst auf 3,5 gegangen). Aber ich denke, diese Staffel Fernsehen wird in die Geschichte eingehen. Nicht, weil sie das Beste ist, was wir je zu sehen bekommen haben, sondern weil sie so viel Diskussionsstoff und Bewertungs-Grundlage für alle Richtungen parat hält. „Game of Thrones“ polarisiert durch hohe Erwartbarkeit und eine Inszenierung, die „zu sehr“ State-of-the-Art ist. Welch seltsames Szenario.
Und wer hätte gedacht, dass ich mal ein Gedicht-Zitat der Hochkultur in einem „Game of Thrones“-Review einbinden würde? Aber selten hat eine Zeile derart gut zu einer Folge gepasst, wie diese hier:
„Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute.“ (Schiller, „Lied von der Glocke“)
Bleibt noch eine Folge. So ganz wie ich erwartet hatte, lief es dann doch nicht. Ich dachte, das Ende dieser Episode wäre „sauberer“ verlaufen, so dass jetzt ~80 Minuten für das große „Herr der Ring“-sche Abschieds-Palaver bleiben. Stattdessen gibt es aber dann doch noch das ein oder andere aufzuarbeiten. Wie wird mit Daenerys umgegangen? Was machen Jon, Arya und Tyrion? Und bekommen wir Sansa und Co. im Norden nochmal (in Aktion) zu sehen? Ich glaube, da wird noch das ein oder andere Blut fließen. Und wer weiß, vielleicht rollt Bran ja nochmal seine Augen nach Oben (und sie kehren blau strahlend wieder zurück…?).
Game of Thrones S08E06 Preview
Und hier zum allerletzten Mal ein Ausblick auf die kommende und finale Folge der Serie:
Bilder: HBO
Ich habe mich ebenfalls gut unterhalten gefühlt. Trotz der Mängel, die ich folgend aufführen möchte:
– albern fand ich dass ein Drache die ganze Schlacht allein entscheidet. Die Scorpions waren wirkungslos und in 28 Sekunden alle kaputt. Zumindest ein lucky shot hätte doch drin sein müssen!?
– die Golden Company war nutzlos (ich hoffe die wurden nicht im Vorfeld bezahlt), ebenso wie ganze Flotte von Euron. Ich hätte mir etwas Impact dieser beiden Truppen gewünscht. Auch Jons Männer und die Unsullied haben nicht wirklich was gerissen ob der Übermacht des Drachens.
– ist wirklich nur der Tod Missandres für das Chaos verantwortlich? Dany sah vor der Schlacht aus wie eine Drogensüchtige und hat genauso irrational gehandelt. Warum verstöre ich die Stadt in der ich zukünftig residieren will? Der Wandel zu Mad-Dany ging mir zu schnell und Missandres Tod war eigentlich das einzige Ereignis was die Frau erschüttert hat.
– leben überhaupt noch Menschen in Westeros? Erst die große Schlacht im Norden, jetzt ist Kings Landing ebenfalls eine Geisterstadt. Wen soll man denn bitteschön noch beherrschen, wenn man sich auf den eisernen Thron setzt? (Fand ich generell über alle Staffel fragwürdig, wie viele da in den zahlreichen Schlachten sterben. Wo kommen die Männer denn alle her, wenn die sterben wie die Fliegen? Und wo sind die ganzen zurückgebliebenen Frauen?)
Gut fand ich den Endkampf der Cleagance-Brüder, Tyrions Idee/Verrat zur Vermeidung eines Massakers, die visuellen Effekte und Maise Williams Schauspiel. Schade dass ihr Charakter Arya gelitten hat, denn Arya würde sich nicht zurückziehen nur weil der Hound ihr das sagt. Aber vielleicht (ich vermute dies sogar ganz stark) hat sie gedanklich nur ihren 1. Platz auf der Liste durch Dany ersetzt, weil Dany noch viel schlimmer als Cercei ist.
In der letzten Folge erwarte ich also ein erfolgreiches Attentat auf Dany (immerhin hassen sie jetzt alle außer Greyworm). Und Sansa auf dem Thron, denn die wurde in Folge 4 für einen Hauptcharakter nicht wirklich verabschiedet. Kann mir nicht vorstellen dass sie nicht mehr in einer wichtigen Rolle auftaucht. Und einen um 50 Ecken gedachten Anspruch auf den Thron hat sie auch: Sie ist (war?) mit Tyrion verheiratet, der wiederum ist der letzte Nachfahre der Lannisters und Cercei Lannister war die letzte Königin der ehemals Seven Kingdoms. Dany wird wie gesagt sterben und Jon will nicht auf den Thron. Bleibt für mich nur Sansy die schon seit Staffel 1 eine echte Lady/Herrscherin sein möchte.
Freut mich, dass wir uns da in so ziemlich allen Punkten decken. :) Und eine interessante Theorie bezüglich der letzten Folge!
Klingt sicher etwas lächerlich, aber ich habe mich am meisten darüber gefreut, dass ich alles sehen konnte was passiert :-) Endlich eine Schlacht im Sonnenlicht!
Ansonsten bin ich wieder gut unterhalten worden, auch wenn die Qualität der Serie in dieser Staffel auf einem ganz anderen Niveau rangiert. Was einfach schade ist, dass diese Staffel mehr ein Art des Abarbeiten von Charaktere zu sein scheint; „Jamie, Jamie, wie machen wir es mit ihm, so viel Zeit haben wir nicht? Wollen wir nicht Euron in die Jamie Szene schreiben und ihn nebenbei sterben lassen? Dann haben wir 30 Sekunden mehr um Daenerys Gesichtsausdruck zu zeigen, so dass die Wandlung etwas glaubhafter erscheint“. Damit kann ich noch leben aber dieser Drache, dessen Feuer eine Mixtur aus Dynamit und Cruise Missile zu sein scheint? Das ist dann doch etwas zu heftig.
Ich habe im Biologie-Unterricht nicht immer aufgepasst und vermutlich den Teil mit dem feuerspuckenden Drachen verpasst. Aber wie lange kann ein Drache eigentlich Feuer spruchen? Das war ja teilweise „Dauerfeuer“. Muss der nicht mal zwischendurch luftholen? Und wie viele Stunden am Tag kann ein Drache überhaupt Feuer spucken? Bei der Zerstörungskraft muss das doch ziemlich kräftezehrend sein!? Und wie viel Tonnen Chili-Schoten muss ein Drache dafür vorher fressen?
Auf jeden Fall eine denkwürdige Folge, ich bin vor allem dankbar, dass wir in keinem Fall mehr ein wirkliches „Happy End“ erleben werden. Das wäre ja auch denkbar gewesen aber der Serie meiner Meinung nach überhaupt nicht gerecht geworden.
Leider kam mir die entscheidende „Mad Daeny“ Wendung arg plötzlich und wenig glaubwürdig rüber. Gerade sind wir noch in Trauer und im nächsten Moment wird batshit crazy alles abgefackelt? Wir fehlten da einfach 1-2 zusätzliche Episoden in denen es mit Daenerys langsam bergab geht. Warum man sich die Zeit nicht genommen sondern alles in 6 Folgen komprimiert hat, wird wohl ewig das Geheimnis der „D&Ds“ bleiben.
Auch wenn es mir ja ähnlich ging, habe ich mittlerweile doch wieder diversere Gedanken diesbezüglich. Dem Pacing hätten 2-3 Folgen mehr definitiv gut getan, aber was ist, wenn „D&D“ diese „urplötzliche“ Wandlung Daenys aufgrund des Überraschungs-Aspektes gewählt haben? Klar, hilft nur wenig der gesunden Charakterbildung, aber das ist eben Irrsinn, der sich in einer spontanen Knack-Situation dann final festigen und ausbrechen KÖNNTE. Grundsätzlich wurden ja – ähnlich wie bei Arya – etliche passende Anspielungen bereits in den Staffeln zuvor gebracht. Daenerys hat des Öfteren von Stadt-Zerstörung gesprochen, war in ihren Taten kompromisslos – nur haben wir ihre Gegenspieler zu der Zeit auch gehasst. Jetzt hat sie ihre Liebe gleich in mehrerlei Hinsicht nicht erhalten (Jon, Volk, …), zwei ihrer Kinder und ihre BFF verloren, etc. pp. – das Fass ist übergelaufen.
Daher: Idee gut, Umsetzung definitiv zweifelhaft.
Bin gespannt, wie „Happy“ oder „Sad“ das Ende dann ausfallen wird. Noch immer glaube ich, dass es eher positiv gestimmt sein dürfte. Jetzt ist Daeny der Feind, Jon wäre die gutmütige Volks-Entscheidung, die mir aber zu offensichtlich ist. Schauen wir mal. :)
Ja, das mit der Überraschung ist schon ein Punkt. Ich denke hier muss man mal die letzte Folge abwarten wie „verrückt“ Daeny tatsächlich ist und ob sie sich vielleicht noch irgendwie rechtfertigt. Ihr Vater hat ja irgendwann Stimmen gehört, da ist natürlich Hopfen und Malz verloren.
So „mies“ diese Staffel im Vergleich der anderen ist muss ich den Machern mal zugute halten dass sie es geschafft haben eine Situation zu schaffen in der niemend wissen oder auch nur schwer erahnen kann wie die Serie nun endet. Alles ist nun offen.
Ich würde mich totlachen wenn am Ende wirklich Bronn (so wie es ein Bekannter vermutet) den Thron besteigt…
Naja. Noch ein paar Tage…so viele Stunden und Minuten…fühlt sich an wie weitere zwei Jahre Wartezeit
Stimmt, ich bin auch wirklich gespannt wie die Serie ausgeht, während ich in der Mitte von Staffel 7 noch ein „Herr der Ringe“ mäßiges Happy End erwartet habe. Inzwischen kann ich mir nahezu alles vorstellen, vielleicht wird der eiserne Thron auch eingeschmolzen und ihm Meer versenkt.
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