„Man kann ja mal reinschauen…“ hatte ich zu meiner Freundin gesagt, als wir einen Freitagabend mal wieder vom Fernsehprogramm enttäuscht wurden und gerade nichts anderes lockerleichtkurzes im Blick hatten. Sonntagabend hatten wir dann alle 13 Episoden der ersten Staffel „Girlboss“ durch. Das ist aber vermutlich auch das Positivste, was ihr in diesem Beitrag lesen werdet. Ja, die Serie schafft es dann doch, dass man interessiert daran ist, wie es weitergeht, ohne unsere Sofa-Lethargie hätte ich aber wohl nach Episode eins oder zwei nicht mehr weiter geschaut…
Beim Trailer hatte ich bereits eine ungemeine Ähnlichkeit zu dem meiner Meinung nach arg zu hoch gehängten „Unbreakable Kimmy Schmidt“ ausmachen können und das bleibt auch in gewisser Weise so. Nein, natürlich ist die von der äußerst süßen und durchaus überzeugend spielenden Britt Robertson verkörperte Sophia Marlowe nicht (ganz) so dumm-naiv wie ihr Netflix-Pendant mit Bunkervorgeschichte, aber das Setting und Feeling (junge Frau in Großstadt mit homosexuellem dunkelhäutigem „Mitbewohner“) kommt dem schon recht nahe. Nur ist es nicht lustig. Also, eher selten. Ein bisschen Schmunzelfaktor, ansonsten bleibt es eine „nette“ Geschichte.
Die ist zudem Leuten bekannt. Also, mir persönlich jetzt nicht wirklich vor dem Aufkommen der Serie, aber KennerInnen dürften die „Nasty Gal“-Geschichte vielleicht kennen. Ein eBay-Shop, der zur eigenen Seite und enorm erfolgreich wird. Das liest sich wie ein recht langweiliger Klappentext eines noch langweiligeren Buches, kann aber dann doch einigermaßen unterhaltsam erzählt werden. Wer wissen möchte, wie die Original-Businessfrau ausschaut – hier ein Bild vom Buchcover, das die Grundlage zur Serie bildet (Quelle: hanhabelle):
Kommen wir zu den Problemen: Die Serie bleibt meist vorhersehbar, oberflächlich und hat zwischendrin enorm abfallende Episoden. Funktionieren manche durchaus originelle Ideen und Exkurse, wie ein physisch dargestellter Forendiskurs, durchaus gut, sind andere, wie die Darstellung der Freundschaftsgeschichte der Protagonistinnen, weniger stimmig gestaltet. Dazu rast die Story vor allem gegen Ende der Staffel ungemein voran (was man jetzt natürlich gerade höhnisch auf ein „total Geschwindigkeit aufnehmendes Leben“ beziehen könnte – passt aber halt narrativ nicht ganz). Dazu bleibt tatsächlich die Frage, wie das in einer möglichen zweiten Staffel fortlaufen soll.
Und dass hochkarätig besetzte Nebenrollen wie die von Dean Norris oder Jim Rash derart eindimensional und kleingehalten rüber gebracht werden, stimmt mich als Serienfan schlichtweg traurig.
Viel Gemecker und dann doch drei Kronen? Ja, denn soo schlecht war es nun ja auch nicht – sonst hätten wir wohl kaum komplett durchgehalten. Robertson spielt einen durchaus liebenswert sich selbst findenden und beweisenden Charakter, der zwar hier und da nur Pseudo-Rebellion vorlebt, mit dem man sich aber durchaus identifizieren kann. Dazu gibt es Momente, in denen man dem Fernseher ein lautes „Geht doch!“ entgegen ruft. Aber leider sind diese noch rarer, als das weit unter dem eigentlichen Wert verkaufte Designerstück im Second Hand-Laden.
So bleibt „Girlboss“ eine lockere Unterhaltung, die vielleicht eher auf die Zielgruppe junger Frauen zugeschneidert ist. Einen Originalitätspreis wird Netflix damit nicht gewinnen, aber „wer Unbreakable Kimmy Schmidt mochte, wird auch…“ – ihr wisst schon.
Bilder: Netflix
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