Eigentlich wollte ich nur mal in die erste Folge der zweiten Staffel der Retroserie GLOW reinschauen, denn ich steck noch inmitten einer anderen Serie, die zu Ende geschaut werden will. Aber dann haben mich die starken Frauen, der Glamour und die schrillen Outfits wieder in die 1980er katapultiert und ich konnte mich dem Ganzen nicht mehr entziehen.
Während in der ersten Staffel die Gründung der Wrestling-Show GLOW (Glorious Ladies of Wrestling) im Fokus stand, geht es in der zweiten Staffel darum, ein fernsehtaugliches Format zu etablieren und einen Sender für die landesweite Ausstrahlung zu gewinnen. Dabei müssen sich die Grazien nicht nur im Ring neuen Herausforderungen stellen.
„Also diese Show ist der Irrsinn … guter Irrsinn. Anspruchsvoll, unkompliziert, Komödie, Drama, Herzschmerz, Gewalt, ne verfickte Hochzeit. Ich mein, in dieser Show ist für jeden was dabei. Und die Kostüme … heilige Scheiße. Ich meine, ihr habt hier wirklich was. Bra-fucking-vo!“
Die zweite Staffel holt den Zuschauer genau da ab, wo er am Ende von Staffel eins zurückgelassen wurde – im Wrestlingring. Schon nach einigen Bodyslams fühlt man sich wieder in die 1980er zurückversetzt.
In der ersten Staffel stand die Rivalität zwischen Ruth und Debbie im Vordergrund, in der zweiten werden auch die Nebenfiguren näher beleuchtet. Außerdem wirkt sie insgeheim etwas vielfältiger und beschäftigt sich mit Themen, die wehtun – und nein, damit meine ich nicht die waghalsigen Sprünge und Griffe im Ring.
Da die Sendung „GLOW“ inzwischen von einem Kabelsender eingekauft wurde, muss jetzt eine Titelsequenz her. So macht sich die ambitionierte Ruth mit den Ladies auf in die Mall, um zusammen mit dem neuen Kameramann Russell, Material dafür zu drehen. Ruth hat sichtlich Spaß an ihrer Aufgabe als Regisseurin. In Russell findet sie indes nicht nur einen Mann, der ihr gefällt, sondern der sie auch respektvoll behandelt.
Der Serie gelingt es die seit Jahrzehnten andauernden Schwierigkeiten der Frauen im Entertainmentgeschäft aufzuzeigen. So wird beispielsweise Ruth vom Produzenten des Senders, unter dem Vorwand er hätte Großes mit ihr vor, ins Hotelzimmer eingeladen. Dabei muss sie unangenehme Annäherungsversuche von ihm ertragen, denen sie sich widersetzt. Als Ruth ihrer Freundin Debbie davon erzählt, ist diese enttäuscht darüber, warum sie das „Spiel“ nicht mitgemacht habe. Einzig richtig reagiert Showrunner Sam, der sich verständnisvoll zeigt und einen kleinen Racheakt ausführt.
Derweil steigt Debbie zur Produzentin der Show auf, hat es aber schwer als Frau von ihren Co-Produzenten akzeptiert und ernst genommen zu werden. Zudem macht ihr die Scheidung von ihrem Mann nach wie vor zu schaffen. Anfangs noch traurig und niedergeschlagen, wird sie zunehmend wütender, was letztlich beim Kampf gegen Zoya im Ring gipfelt.
Eine besonders traurige Episode bescherte mir Tammé, als sie als Welfare Queen eine Niederlage im Ring einstecken muss. Und das ausgerechnet, als ihr Sohn anwesend ist. Dabei ist nicht die Niederlage traurig, sondern wie die Figur am Schluss mit einem Putzeimer und einer Schürze ausgestattet wird und vom Publikum ausgebuht wird.
Immer wieder werden sensible Themen eingestreut. So zeigt zum Beispiel Arthie aka Beirut offen ihre Zuneigung zu Yolanda, dem Neuzugang bei GLOW.
Man bekommt auch von Showrunner und Ex-Regisseur Sam weitere Facetten geboten, der sich plötzlich um seine rebellische Tochter Justine kümmert und eine besondere Beziehung zu Ruth aufbaut.
Kleiner Tipp: Wer gefallen an Sams zynischer Art hat, dem kann ich das Bühnenprogramm „Too Real“ von Sam Schauspieler Marc Maron empfehlen, das ebenfalls auf Netflix verfügbar ist.
Heiter wird es auch in Episode 8. Da kommt man als Zuschauer nämlich in den Genuss sich eine TV-Ausstrahlung der Sendung anzusehen. Die Videoepisode ist gespickt mit Musikeinlagen, Wrestlingkämpfen und skurrilen Geschichten, die sich gelungen in das Gesamtkonzept einfügt und für einige Lacher sorgt.
Und auch wenn am Ende alles etwas anders kommt als erhofft, freue ich mich jetzt schon zu erfahren, wie es mit den Ladies weitergeht.
Fazit
Auch Staffel 2 trifft einen wie Backdrop und überzeugt durch witzige Einfälle und traurige Schicksale.
„GLOW“, Staffel 2 ist auf Netflix verfügbar.
Bilder: Netflix
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