Ring frei für die dritte Runde der glorreichen Ladies des Wrestling. Diesmal schmeißen die Damen allabendlich eine glamouröse Show in Las Vegas. Die lange und intensive Zeit, die die Frauen miteinander verbringen, sorgt nicht nur für einen starken Zusammenhalt, sondern auch für jede Menge Reibereien untereinander. Außerdem hat jeder zusätzlich mit seinen ganz persönlichen Lasten zu kämpfen.
Die Serie „Glow“ mausert sich langsam zu einer meiner liebsten Netflix Originals. Ich kam wegen den Glam-Shows und ich blieb wegen den tollen Figuren, die ich allesamt liebgewonnen hab. Im Ring bekämpfen sie sich, aber sobald die Scheinwerfer aus sind, halten die Wrestlerinnen auf rührende Weise zueinander. Es ist 1986 und die Ladies haben sich im Hotel/Casino namens Fan-Tan in Las Vegas niedergelassen, wo sie losgelöst von ihrem Alltag in L.A. feiern, spielen und miteinander leiden. Über allem steht die Rolle und die Wahrnehmung der Frau in der Gesellschaft und im Showbiz im Besonderen im Fokus. Da ist beispielsweise die Stuntfrau Cherry, die mit dem Kinderwunsch ihres Mannes hadert. Ist sie bereit ihre Karriere und ihre körperliche Fitness für eine Familiengründung aufzugeben? Eine verändernde Entwicklung macht auch die schrullige Sheila durch. Sie besucht einen Schauspielkurs, der ihre Talente zu Tage fördert und ihr Selbstbewusstsein stärkt. Diese Veränderung zeigt sich auch optisch. Sie legt ihr düsteres Make-Up, ihre Perücke und ihre Wolfsbekleidung ab und startet neu durch. Zu Ruth‘ erstaunen, darf Sheila sogar Sams neues Drehbuch noch vor ihr lesen. Das führt zu kleinen Eifersüchteleien untereinander, dabei ist der kauzige Regisseur eigentlich in Ruth verliebt. Im Verlauf der dritten Staffel zweifelt Ruth an ihrer Beziehung zu Kameramann Russell, mit dem sie nun eine Fernbeziehung führt. Immer mehr fühlt sich Ruth aber Sam hingezogen.
Zugegeben, die Liebelei zwischen dem ungleichen Paar wirkt etwas befremdlich, obwohl Marc Maron wieder einen durchweg sympathischen Loser spielt. Seine Figur ist allerdings damit beschäftigt, abseits der Wrestling-Show, das gelungene Erstlingswerk seiner Tochter an den Mann zu bringen. Zu allem Überfluss, fordert aber der langjährige Alkoholkonsum seinen Tribut und beschert ihm einen Anfall, der ihn zu einem Krankenhausaufenthalt zwingt. Mit gesundheitlichen Leiden, wenn auch anderer Art, hat auch die Welfare Queen Tammé zu kämpfen. Die harten Kämpfe im Ring führen dazu, dass sie schwere Rückenschmerzen hat, bis zu dem Punkt, an dem sie sogar bewegungsunfähig wird. Die Serie thematisiert die Besonderheit des weiblichen Körpers immer wieder auf unterschiedliche Weise. Sei es, das Thema Schwangerschaft, die erforderliche Fitness um auf der Bühne zu bestehen, als auch das Älterwerden. Letzteres wird mit Neuzugang Geena Davis als Casionbetreiberin Sandy Devereaux St. Clair besonders schön dargestellt. Bei einer Travestie-Show zeigt sie sich noch einmal von ihrer glamourösesten Seite und beweist, dass man keine 20 sein muss, um das Publikum zum Staunen zu bringen.
In der sechsten Folge, verschlägt es die Crew in den Red Rock Canyon. Der Ausflug, der harmlos und spaßig beginnt, entpuppt sich für einige Figuren als Katharsis. So bricht zum Beispiel die auf ihre asiatische Herkunft reduzierte Jenny mit den Vorurteilen, denen sie sich konfrontiert sieht. Melanie hingegen zeigt, dass hinter ihrer Dauerpartylaune eine traurige Geschichte steckt und Arthie wagt ihr Coming-Out. Leider kommt gerade die Beziehung zwischen Yolanda und Arthie etwas zu kurz. Unterdessen durchleben Produzent Bash und seine Frau ihre erste Ehekrise, an der Bashs sexuelle Orientierung nicht ganz unschuldig ist. Eine weitere sehr unterhaltsame Folge, ist jene, in der die Figuren ihre Rollen tauschen, um Tammé trotz Rückenschmerzen in den Ring steigen zu lassen. Das macht die Serie so stark – sie greift ein trauriges Ereignis auf und wandelt es in beste Unterhaltung um.
Eine der eindrucksvollsten Momente bietet eine zwei-minütige Sequenz, in der Ruth sich nach einer Show abschminkt. Die Szene zeigt im Vordergrund, wie sie sich ihr Make-Up abwischt, während im Hintergrund im Zeitraffer mehrere Wochen vorüberziehen.
Ähnlich schnell zieht auch die dritte Staffel am Zuschauer vorbei. Zum Schluss hin, scheint jeder seinen ganz eigenen Weg zu gehen. Ich bin jetzt schon gespannt, wohin es die Figuren beim nächsten mal hintreibt. Um mir die Zeit bis dahin zu verkürzen, höre ich in der Zwischenzeit in Marc Marons langlebigen Podcast namens „WTF with Marc Maron“ zu dem der Sam-Darsteller stets illustre Gäste vor das Mikro holt.
Fazit
In der dritten Staffel rückt das persönliche Drama der starken Frauen weiter in den Vordergrund und überzeugt durch unterhaltsame Einblicke in das Showbiz und das Gefühlsleben der vielfältigen Truppe.
„Glow“, Staffel 3 ist auf Netflix verfügbar.
Bilder: Netflix
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