„Goliath“ mit Billy Bob Thornton ist bereits in die zweite Staffel gegangen. Die erste Staffel (bzw. die Serie) habe ich durch Zufall entdeckt. Es war der typische „Verdammt, ich muss Zugfahren – schnell, ich brauche eine Serie“ – Moment. Ohne viel nachzudenken lud ich mir also „Goliath“ auf mein mobiles Endgerät und war gefesselt. Etwas übertrieben war die erste Staffel zwar, aber Billy Bob hat es einfach drauf und so blieb ich bis zum Ende dabei.
Noch immer Anwalt
Wir erinnern uns, in der ersten Staffel musste Billy McBride noch überzeugt werden wieder als Anwalt tätig werden. In der zweiten Staffel ist es nicht so krass, auch wenn der Fall, um den es dann geht, unserem Billy doch erst schmackhaft gemacht werden muss. Billy (jetzt fällt mir erst auf, dass Billy auch Billy in der Serie heißt) will seinem Wirt helfen, der ihn immer brav nach Hause in sein Motel trägt, wenn er schon wieder im Vollrausch am Boden liegt. Geldprobleme hat Billy übrigens nicht mehr nach der ersten Staffel, er schmeißt das Geld einfach so aus dem Fenster heraus.
Mord, Tod und Brutalität
Gleich zu Beginn der Staffel wird der Zuschauer mit einem kaltblütigen Mord begrüßt. Der Wirt, Oscar Suarez, wird erschossen, direkt vor Billys Motel. Seine Mörder wollten nicht, dass er seinen Sohn entlastet, der unschuldig im Gefängnis sitzt. Mit diesem Mord wird es für Billy etwas persönliches und er übernimmt den Fall, nachdem er Oscar eigentlich nur beratend zur Seite stehen wollte.
Was mich in den folgenden Szenen und Folgen etwas verwundert ist, dass sich niemand wirklich wegen dem Mord an Oscar aufregt. Seine Kollegen aus der Bar sind nach wenigen Minuten wieder bestens aufgelegt, keinen kümmert es, dass der arme Oscar mit mehreren Schüssen brutal am helllichten Tag hingerichtet wurde. Und auch über die ganze Serie zieht sich dieser Hang zur extremen Brutalität, die eigentlich gar nicht notwendig ist. Der große Drogenboss muss natürlich psychisch total daneben sein und seinen Opfern Gliedmaßen ab operieren. Ja, er entfernt gerne chirurgisch mal einen Arm oder ein Bein. Warum? Was soll das? Es bringt der Geschichte nichts, bis auf den Ekel – tatsächlich ist mir ist das zu viel. Achja und dieser Bösewicht hat natürlich auch einen Vollstrecker, der mit einem künstlichem Arm in bester James Bond Tradition steht und damit auch mir nichts dir nichts Ohren abschneiden kann oder im handumdrehen eine Nase zerdrückt.
Apropos Psychokram
Die psycho-schiene wird außerdem extrem überreizt. Einer der Bösewichte, Tom Wyatt, hat einen extremen Fetisch, der auch mit Amputation zu tun hat. Er hat auf seiner Yacht und in seiner Wohnung geheime Räume, in denen seine Wohnung aus der Kindheit nachgebaut ist und Frauen eingesperrt werden, die dann eine Szene nachspielen müssen. Um diesen Fetisch noch weiter auszureizen haben sich die AUtoren gedacht, dass man auch noch Billys Mitarbeiterin Brittany mit ins Boot holt, weshalb Tom an ihr herumbaggert und sie am Ende in Unterwäsche in seinem Kinderzimmer liegt.
Krank ist auch die Szene, in der Billy vom Drogenkarten gefangen gehalten wird und mit sehr seltsamen Charakteren eingesperrt ist. Das könnte auch aus einem Tarantino Film entsprungen sein. Billy vermag es, was ebenfalls unglaubwürdig ist, sich gegen mehrere schwere Jungs durchzusetzen und liefert sich sogar noch einen Schusswechsel.
Alle hintergehen alle
In diese Situation ist er nur gekommen, weil seine eigentlich liebe Freundin und kommende Bürgermeisterin insgeheim doch böse ist und mit dem Drogenkartell unter einer Decke steckt. Im Prinzip ein sehr guter Twist, ich hab ihn nicht erahnt, in der Summe der ganzen Aktionen ist das aber alles zu viel. Wenigstens Billys Partnerin Patty wird nicht von ihrer Liebschaft hintergangen, sie hintergeht ihn – wenn auch nicht so schlimm.
Billy Top – Story Flop
Wer Billy mag, also den echten und den fiktiven Billy, der wird auch mit der zweiten Staffel viel Freude haben. Die Story hingegen ist nicht der Bringer. Die Staffel endet auch so abrupt. Es muss ja nicht immer ein Happy End geben, das ist mir auch klar, aber die letzte Folge ist auf einmal beendet und man fragt sich schon, ob es das gewesen sein soll? Ein Billy McBride zieht den Kürzeren und lässt die Bösen so einfach davonkommen? Oder ist es auch nur eine Art Cliffhanger? Man weiß es nicht.
Am Ende bleibt eine schwächere zweite Staffel, die ein Mix aus Dexter, Bosch und Ally McBeal ist und nicht so recht weiß, welchen dieser drei Wege sie eigentlich einschlagen möchte.
Für mich insgesamt auch schwächer als Staffel 1, wobei mir der Anfang mit den ersten 3, 4 Folgen noch richtig gut gefallen hat – eigentlich, bis der Fall geklärt war. Ab da gab es nur noch wirres Zeug, wobei ich sagen muss, dass ich mit Folge 7 richtig glücklich war. Das Szenische in der Wohnung, in der Billy gefangen war, war richtig gut – hat Spaß gemacht. Insgesamt ok, aber leider auch nicht mehr.
Die komischen Typen in der Wohnung und die Stimmung waren auf jeden Fall sehr cool. Trotzdem ist diese Folge seltsam, denn wenn sie ihn töten wollten warum nicht gleich, was soll diese Scharade und dann, warum kann er sich gegen die durchsetzen, warum schauen sie nicht nach, ob sie ihn wirklich getroffen haben am Ende? Ich hoffe auf eine dritte Staffel, die sollte aber dann wieder zurück zum Anwaltsgeschäft kehren und nicht mehr versuchen, Billy zum neuen Clint Eastwood werden zu lassen.
@Jonas: es bestätigt ja niemand in der Serie dass sie Billy dort töten wollten. Es war lediglich die Vermutung von Billy, geschürt mit etwas Furcht die er sicherlich hatte. Meine Interpretation ist die, dass man Jimmy versuchte aus dem Rampenlicht zu entfernen, damit sich die Sache mit Julio legt und damit der ganze Dreck ohne das Rumschnüffeln Jimmys unter den Teppich gekehrt werden kann. Billy fürchtete erst die Beseitigung seiner Person von dem Zeitpunkt an, als ihm die Chinesin von den Gesprächen der Beiden Partner im Raum erzählte…
Und als Möchtegern-Actionheld sehe ich Billy in diesem Szenario auch nicht. Er hat lediglich in der Wohnung einige Schaden angerichtet um sich zu befreien und ist dann abgehauen. Wer behauptet schließlich dass ein Anwalt nicht auch mal „wütend“ werden kann?! ;)
Für mich ist Staffel 2 sogar besser als Staffel 1. Sie ist wesentlich abwechslungsreicher, mit interessanteren Charakteren und sogar mit etwas Action bestückt. Ich verstehe diese Kritik hier nicht wirklich. Während sich bei Staffel 1, die letzten Folgen fast einzig und allein um den Gerichtsprozess drehten und teilweise etwas in die Länge gezogen waren, haben wir hier bis zum Schluss Spannung wie das Ganze enden soll. Auch sehr gelungen war (wie der Review-Schreiber erwähnte) der Aufenthalt bzw die Geiselnahme beim Drogenkartell, der glatt von Tarantino stammen konnte. Auch cool fand ich es, hier Steven Bauer (Schauspieler aus Scarface, Ray Donovan) zu sehen :) . Von daher kann man nur hoffen eine weitere Staffel zu bekommen.
Vielfältig war die Staffel auf jeden Fall, da pflichte ich dir bei. Aber irgendwie passte das meiner Meinung nach nicht zu dem Ton, der mit der ersten Staffel gesetzt wurde.
In jedem Fall freue ich mich, dass wenigstens du gut unterhalten wurdest.
Danke, aber wie ich so mitbekommen habe, bin nicht nur Ich gut unterhalten worden. Ich habe mir auch mal viele andere Zuschauerkritiken durchgelesen und ich denke gerade so Szenen wie in Folge 6 machen aus der Serie etwas besonderes. So wie du es eigentlich auch schon im Review teilweise gut beschrieben hast.(Das Review stammt doch von dir?!) Was ich allgemein an Goliath schätze: Die Serie ist nicht typisch Mainstream, wie es andere Serien sind und enthält einen besonderen Flair. Mit Staffel 2 wurde das Ganze noch ein wenig aufgepeppt und spannender gemacht.
Ja, ich habe das geschrieben – gut erkannt :D
Ich werde in jedem Fall die dritte Staffel schauen, dafür gefällt mir Billy einfach zu gut und irgendwie will ich auch wissen wie es weiter geht.
Du sagst es Jonas. Billy war schon in Frago grandios :) ! Und super dass es aller Voraussicht auch eine 3.Staffel geben wird. Viele Serien die eben nicht so sehr Mainstream aber trotzdem grandios sind (wie z.B. „The Knick“) „schaffen“ keine 3.Staffel mehr. Toll dass das hier anders ist.
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