„Hallo Follower, hier ist Gossip Girl. Eure einzig wahre Quelle für die Hintergründe der skandalösen Lügen von New Yorks Elite. Ist ne Weile her. Habt ihr mich vermisst? Ich weiß, dass ich euch vermisst habe. Aber ihr werdet euch wünschen, dass ich nicht wieder aufgetaucht wäre.“
Und damit willkommen zu einer neuen Ära von „Gossip Girl“. Endlich hat das elendig lange Warten ein Ende und auch in Deutschland ist nun das Reboot der für mich und meine Generation schon fast kultigen Serie verfügbar. Bereits im August konnte ich es schon nicht mehr aushalten, da einfach keine Daten veröffentlicht wurden, wann die Serie außerhalb der USA zu sehen sein wird. Und jetzt, wo wir das Reboot auf RTL+, ehemals TVNow, streamen können, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob sich das Warten tatsächlich gelohnt hat. Denn der erste Eindruck, den ich von der Serie bekommen habe, hat mich nicht ganz überzeugt.
Wer ist Gossip Girl?
Wo ist all das, was meiner Meinung nach „Gossip Girl“ immer ausgemacht hat? Zwar ist wie im Original, auch im Reboot Kristen Bell (in der Synchronisation ebenfalls mit gleicher Stimme wie im Original) wieder als Gossip Girl zu hören, allerdings hat meiner Meinung nach das Reboot einen großen Fehler begannen. Der Aspekt, der uns im Original sechs Staffeln vor dem Fernseher gehalten hat, wird im Reboot bereits nach 20 Minuten zerstört. Denn: Die Zuschauer:innen wissen bereits ab Beginn, wer sich dieses Mal hinter der ominösen Gossip Girl verbirgt. Mit Sicherheit eine bewusste Entscheidung der Produzent:innen und Serienmacher:innen. Ob sie aber so gut war? Da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Mir fehlt ein gewisser Aspekt der Spannung, ein kleiner Kick. Da wir gerade dabei sind, was dem Reboot fehlt; die Liste ist lang.
Wieso alles erneuern?
Fangen wir bei dem Intro an. Wo zur Hölle ist das Intro geblieben? Jede:r, die/der das originale „Gossip Girl“ gesehen hat, konnte und wahrscheinlich kann immer noch das Intro in und auswendig herunterbeten. Aber sie haben es einfach geändert! Wie ihr dem Zitat oben entnehmen könnt, sind wir nun moderner und in Zeiten von Social Media werden nun die Follower begrüßt. Anscheinend geht es auch nicht mehr nur um unsere Upper East Sider und das skandalöse Leben von Manhattans Elite. Schließlich ist Brooklyn mittlerweile auch ein sehr beliebter und hipper Stadtteil New Yorks geworden. Aber gerade das, war doch alles, was das Original ausmachte. Es zeigte uns eine Welt, von der wir nur träumen konnten. Entführte uns in Kleiderschränke voller Luxus, Restaurants, in denen wir uns nicht mal ein Wasser leisten konnten oder Wohnzimmer, die größer waren als unsere kompletten Wohnungen. Man flog für ein paar Maccarones und einen spontanen Bummel mal eben nach Paris, verbrachte den Sommer bei den Reichen und Schönen in den Hamptons. „Gossip Girl“ war für mich immer eine Welt, von der man träumte. Eine Welt von der man sich aber auch sicher war, nie Teil davon zu sein. Wollte man das überhaupt? Unter der glänzenden Fassade war schließlich auch nicht immer alles rosig, wie man als Zuschauer:in des Originals bestens wissen sollte.
Wo sind der Glanz und Glamour geblieben?
„Gossip Girl“ stand meiner Meinung nach für Luxus, Klasse und fast königliche Intrigen. So königlich die Intrigen waren, so edel war auch die Mode. Nicht umsonst haben es Blair und Serena in die Liste der Charaktere geschafft, mit denen ich für mein Leben gerne den Kleiderschrank tauschen würde. Und mit Chuck hat es auch ein männlicher Vertreter in die AWESOME 5 mit guten Modegeschmack geschafft. Vielleicht bin ich zu alt und nicht mehr up to date, vielleicht weiß ich nicht mehr, was heutzutage für die Jugend modisch und cool ist. Aber in Sachen Looks hat für mich das Reboot gegenüber des Originals eindeutig eingebüßt.
Gut, ich verstehe diesen Trend von Biker-Shorts und übergroßen Blusen auch einfach nicht. Allerdings weiß ich, dass das total im Trend liegt. Trotzdem finde ich, dass diese Outfits, auch wenn sie cool sind, nicht an den klassischen und zeitlosen Stil des Originals anknüpfen können. Aber natürlich war nicht alles an der Mode im Reboot schlecht. Natürlich trugen Julien, Monet, Luna, Audrey und Zoya zu gewissen Anlässen, wie dem Charity Dinner, auch sehr schöne Abendkleider.
Allerdings erinnert mich die Mode dann doch teilweise an eine Hochglanzversion von moderner Streetwear gepaart mit den schicken Outfits zu besonderen Anlässen oder einem Blazer aus der Schuluniform.
Die Storyline
Also wenn ihr mich fragt, war die Storyline ziemlich vorhersehbar. Zoya und Julien streiten sich um Obie, dann die sexuellen Spannungen zwischen Audrey, Aki und Max. Alles nichts, was man nicht in der ersten oder spätestens zweiten Folge erahnen konnte. Und auch mal ganz ehrlich, es war auch viel zu wenig Zeit, um eine gute Storyline aufzubauen. Wie sollen denn bitte innerhalb von sechs Episoden genügend Intrigen gesponnen werden, damit man gut unterhalten wird? Denn wie hat Michael es schon so treffend ausgedrückt? Sechs Folgen sind einfach keine Staffel! Aber ist die Story deswegen schlecht? Nein, das kann ich so auch nicht sagen. Vielmehr sehe ich hier viel Potential, dass noch besser ausgebaut werden kann. Macht die Intrigen größer, die Geheimnisse schmutziger und die Staffeln länger! Dann wird es genügend Stoff geben. Und löst nicht alle Probleme und Konflikte innerhalb einer Episode. Konflikte müssen schwelen und sich hinziehen. Ich erinnere mich noch gut an das Original. Es gab Phasen, da konnten sich Blair und Serena über mehrere Episoden bis auf den Tod nicht ausstehen, bevor sie ihre Probleme gelöst haben.
Die Lichtblicke
Diversität! Whoop, whoop! Das Reboot hat sich dieses Thema jedenfalls ganz groß auf die Fahnen geschrieben. Nicht nur ist der Hauptcast mit Personen unterschiedlicher Ethnien besetzt, sondern auch mit einer Vielfalt der sexuellen Orientierung der Hauptfiguren versehen. Nicht zu vergessen, dass im Mittelpunkt der Handlung keine weißen Personen, sondern zwei starke schwarze Frauen stehen. Das muss man dem Reboot zugute halten, denn im Original gab es im Hauptcast lediglich eine Person, die nicht weiß wahr.
Noch ein Lichtblick ist tatsächlich ein Charakter für mich. Und das ist Max Wolfe. Denn er erinnert mich mit seinem Charme und seiner Attitude am meisten an einen Charakter aus dem Original. Und der Charakter ist kein geringerer als der legendäre Chuck Bass. Auch wenn Chuck ein richtiger „Basstard“ sein konnte, so war er eine Figur mit einem markanten Charakter und deswegen einer meiner Lieblinge.
Aber der wohl größte aller Lichtblicke ist der Trailer zur zweiten Staffel oder dem zweiten Teil. Kurz nachdem die erste Staffel nun auch für uns verfügbar ist, wird in den USA die zweite Staffel starten. Und das Potential, was ich zuvor angesprochen habe, scheint eindeutig genutzt zu werden. Denn der Trailer ist definitiv vielversprechend. Aber seht doch selbst.
Fazit
Rundum kann ich weder sagen, dass das Reboot von „Gossip Girl“ super gut, noch schlecht war. Es spielt im Mittelfeld. Die einzige Frage bleibt, in welche Richtung sich die Serie im Laufe der Staffeln entwickeln wird. Aber durch das Potential, dass in der Serie schlummert, vermute ich stark, dass die zukünftigen Bewertungen besser ausfallen werden. Aber in der ersten Staffel kommt das Reboot von „Gossip Girl“ leider nicht über knappe dreieinhalb Kronen hinaus.
Wahrscheinlich bin ich auch zu sehr von dem Original beeinflusst und muss das Reboot erstmal losgelöst als eigene Serie wahrnehmen. Das Reboot ist schließlich einfach moderner und dem jugendlichen Zeitgeist angepasst. In den schnelllebigen Zeiten von Social Media haben junge Menschen nun ganz andere Prioritäten, als noch zu Zeiten der Flip-Phones. Meiner Meinung nach wird man das Reboot auch noch einmal ganz anders betrachten und bewerten, wenn man nicht vom Original beeinflusst wird. Für alle, die das Original nicht kennen, mag das Reboot gegebenenfalls mehr Zauber und Spannung bereithalten. Ich jedenfalls muss mich noch etwas an die neue Generation gewöhnen, werde aber definitiv am Ball bleiben und werde dem Deutschlandstart der zweiten Staffel entgegenfiebern. Erstmal jedoch wird sie ab 25. November in den USA bei HBO Max zu sehen sein.
Bilder: HBO, HBO Max
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