Auch die längsten Staffeln haben mal ein Ende. „Gotham“ verwöhnt uns zwar mit 22 Episoden pro Jahr mit erstaunlich vielen 45 Minuten-Folgen, aber manchmal ist es auch gut, wenn man mal ein Ende findet. Die dritte Staffel hat ein erstaunlich solides Niveau offenbart, konnte aber ein bisschen Auf und Ab nicht verhindern. Zum Doppelfolgen-Staffelfinale setzt sich das binnen 86 Minuten in etwa so fort.
Alles beginnt mit einer superstarken Omi, die an ihr Geld möchte. Sicherlich wollte man hier skurril eröffnen, dass der Virus aus jedem noch so harmlosen Persönchen eine tötliche Waffe werden lässt, so ganz wollte der Auftakt bei mir jedoch nicht punkten. Und bis ich „Killer“ statt „Kill her“ in Jims Gedanken verstanden habe, mussten auch ein paar Durchläufe her.
„Yes – I am blaiming it on the butler!“ (Harvey)
Auffällig viel CGI-Schindluder wurde noch schnell an den Start gebracht. Dass derart schnell Hochhäuser zu brennen beginnen – geschenkt. Diese Wand aus Eis entbehrte dagegen mal wieder jeglicher Logik, aber schaut schon schick aus. Sinn hat dieser klopfende Ausbruch aber nicht wirklich gemacht. Ebenso war diese „ich schau mal kurz nach dem Rechten“-Aktion von Alfred im Polizeirevier eine all zu offensichtliche Funktionshandlung, damit man Bruce da irgendwie raus bekommt. Naaaaaja. Da wird man schon einmal als Zuschauer so ungeduldig und quengelig wie Jim auf dem Beifahrersitz (was mich irgendwie an einen Dämon aus „Ash vs Evil Dead“ erinnert hat).
„Please don’t shoot any bystanders. Or me. Espacially me.“ (Harvey)
Nächster (noch) größerer Bödsinn: die (erneute) Todesszene von Fish. Für die zwei halben Folgen hätte sie auch nicht kommen brauchen! Vermutlich diente die missglückte Rückholszene der finalen Totmachung der Figur, was ich ebenso schade fände. Aber Totgesagte leben ja bekanntlich länger.
„You’re right – I am a monster.“ (Jim)
Ab dem Episodenwechsel beginnen dann die wirklich wichtigen Dinge. Da heutzutage Türen zu geheimen Geheimkellern erstaunlich unabgeschlossen sind, bekommen wir Ra’s Al Ghul der Oberfatzke zu sehen. Der Superbösewicht und seine „League of Assassins“ haben es gekonnt geschafft, bisher gar keine Rolle zu spülen und binnen eines Kampfes und ein paar schattiger und wortschwerer Minuten auf „dickster Gegenspieler“ zu machen. Hat bei mir nur so halbwegs funktioniert, trotz (oder wegen?!) Copperfield’scher Verschwindungs-Technik. Dazu noch ein paar Batman-Buzzwords – fertsch!
„An air to serve as my knight in the darkness.“ (Ra’s Al Ghul)
Und als ich gerade „ALFRED!!!! :(“ in meine Notizen getippt hatte, wurde die erste Rückholaktion der Folge(n) gestartet. Von jemandem, dessen Manipulationsschwur ich gerade entkommen bin, würde ich ja keinen Ratschlag annehmen und plötzlich das Wasser nutzen, das ich gerade noch auf GAR KEINEN FALL berühren durfte. Ich bin jedoch froh, dass dieser lächerliche Jon Snow-Moment nicht durch eine einwöchige Pause in die Länge gezogen wurde. Alfred, yay!
„Yeah, Penguin, Nygma and Tetch together at a high security hostage swap – what should go wrong?!“ (Harvey)
Voll nett finde ich übrigens für uns Zuschauer, dass sie das Gegenmittel zum böse rot leuchtenden Virus leuchtend blau gemacht haben. Nur sollten sie nicht so verschwenderisch damit umgehen. Aber plötzlich ist es ja super einfach, es zu reproduzieren (auch wenn erstmal nur eine Mini-Ampulle, ehe für die zweite mehrere Stunden braucht…).
Mr. Green Nygma spielt mit Penguin noch etwas Katz und Maus und Katz, um dann den temporären Kältetod zu sterben. Aber mit Butch stirbt dann doch noch einer – oder etwa nicht? Die Anspielung auf seinen Aktennamen „Cyrus Gold“ ist dann doch mehr als offensichtlich und deutet auf eine Wiederkehr als Solomon Grundy hin. Aber Barb – ist sie wenigstens so richtig, richtig tot? Anscheinend. Zumindest hat niemand groß um sie getrauert. Wird sie also wohl nicht zur irren Harley Quinn.
„Haha – how many times did I tell you, not to bring a whip to a gunfight?!“ (Barb)
Es gibt aber ein paar weitere Beförderungen in der Schlussviertelstunde. Jim und Lee befördern sich aus Gotham, dann aus dem Wach-Zustand, nur um getrennt wieder in Gotham aufzuschlagen (mal wieder perfektes Timing, um derart getrennt aus dem Zug zu gelangen…). Tabitha könnte Barbs Stelle einnehmen, scheint zunächst jedoch abzutauchen – mit Neugehilfin Selina, die (Catwoman-Alarm!) Gefallen an der Peitsche gefunden hat. Erneut gefallen an der guten alten Buddy-Situation haben Harvey und der genesene Jim gefunden. Hach, alles wie früher!
„Do you wanna get a drink?“ – „It’s noon!“ – „I didn’t ask you for the time…“ (Harvey & Jim)
Ja, und dann war da noch dieser Moment, auf den wir alle drei Jahr gewartet haben – und dann doch überraschend schnell jubeln durften. Dieser Moment, in dem Bruce Gotham als seine Motivation findet und im Hintergrund (unserer Köpfe) ein leise aufspielendes und immer lauter werdendes „Nana-nana, Nana-nana – BATMAN!“ ertönt. Da ist er also, in verschwitzter Wollbekleidung, Die Nachahmung seiner Back (Alley) Story hat mir gefallen, jetzt muss er sich nur noch von Fox ein paar coole Gadgets basteln lassen. Und Muskelmasse aufbauen. Aber bei der nächsten Episode werde ich eh wieder darüber schreiben, wie schnell Klein-Bruce doch wächst und wächst und wächst…
Insgesamt war das aber mau. Viel Rauch um Nichts (die ersten Krawall-Minuten in der Stadt wurden erstaunlich schnell ruhig gelegt), einige mehr als abstruse (Nicht-)Tode und vor allem viel Unlogik, die nicht hätte sein brauchen. Eigentlich hätte ich das eher enttäuschende Finale gar noch schlechter bewertet, wäre da nicht DER Batman-Moment schlechthin gewesen (aber selbst den hätte man besser… egal). So gibt es 2,5 Kronen für Episode 21 und 3,5 Kronen für Episode 22 von mir. Alles in allem gab es bereits deutlich bessere Finalepisoden in der Geschichte Gothams, aber man hat sich mittlerweile erarbeitet, dass ich derart kritisch mit der Serie umgehe. Denn in der Staffel gab es ja auch durchaus richtige Highlights, oder?
Gotham Staffel 3
Man hat richtig gemerkt, wie der Irrsinn Gotham stets auf die Sprünge helfen konnte. Sei es Tech in Follow The White Rabbit oder Joker’esquen Zügen in Smile Like You Mean It. Sind die Bösewichte stark und originell, kommen auch wir Zuschauer auf unsere Kosten. Und das war zumindest in diesen Fällen beinahe perfekte Serienunterhaltung (und das tatsächlich im Vergleich mit den großen Serien da draußen!). Aber dann gibt es halt auch Beinahe-Ausfälle wie Burn The Witch oder Time Bomb, die – um mich selbst zu zitieren – „ohne Hand und Fuß“ daher kommen.
Dazu die immer neuen und drastischer werdenden Logikfehler. Klar, Superheldenserie-bla-blubb, aber manche kleinen und großen Dinge der Inkohärenz haben mich gestört. Da wurden beim Schreiben mehr Augen zugedrückt als bei mittelalterlichen Gladiatorenkämpfen.
Insgesamt gleichten die Bewertungen dann doch in gewisser Weise denen aus Staffel 2. Wie ich finde konnte man aber vor allem visuell erneut einige erfreuliche Schritte nach Vorne machen. Da waren wunderschöne Aufnahmen und originelle Perspektiven bei!
Was passiert in Gotham Staffel 4?
Vermutlich sehen wir Fish, Butch und all die anderen Totgeglaubten spätestens zur Staffelmitte wieder. Okay, Erstere dürften wir tatsächlich nicht mehr sehen, das wäre dann doch arg lächerlich, aber mittlerweile hat sich Gotham dann doch einen erfreulich großen Pool an bekannten Figuren etabliert, die man immer mal hervorkramen kann (wie man in der Wiedersehensorgie in den letzten Wochen sehen konnte).
Spannend wird aber natürlich vor allem der Batman-Prozess bei Bruce. Wie gelingt es ihm, in seine Rolle zu finden? Wie wird es in der Öffentlichkeit angenommen? Wie nimmt Jim ihn unter seine Fittiche? Dazu haben wir eine führerlose Stadt, die eigentlich noch im Chaos steckt. Wird Penguin sie an sich reißen und sein Imperium um den neuen Nachtclub ausbauen? Vielleicht finde ich es doch ein bisschen schade, dass wir die Antworten darauf erst in einigen Monaten erfahren werden. Aktuell bin ich aber – wie jedes Jahr – dann doch ganz froh, mal ein bisschen Urlaub aus dieser so wunderbar versifften Stadt zu haben.
Bilder: FOX
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