Nach der kleinen eingeworfenen Thanksgiving-Pause ging es diese Woche wieder nach „Gotham“, wo uns Metallkiefer und Raketenwerfer auf Trab gehalten haben. Also eigentlich eine durchschnittliche Woche dort.
Alles beginnt mit dem in Arkham inhaftierten Pyg, bei dem ich zunächst dachte, Barnes hätte einige Kilos abgespeckt. Aber nein, die Pfunde purzeln nach einer schmerzhaften Plattenhalbierung lediglich auf dem Boden. Interessant fand ich ja, dass Jim im Rahmen der Vernehmung Pygs Jerome in einem Atemzug mit Fish und Penguin genannt hat. Ehrwürdige Einstufung – und vielleicht ein Hinweis darauf, dass bei ihm oder Fish in naher Zukunft mal wieder ein Strang aufgenommen wird? Totgesagte leben ja eh länger in dieser Stadt…
Der Pyg-Plot ist dagegen recht schnell abgefrühstückt: Der Gesichtshistoriker mit Vorliebe für Metallveredelung heißt eigentlich Lazlo Valentin und ist gut im Ausbrechen. Tjoa, dumm gelaufen.
Beinahe ähnlich dumm empfand ich die unnötige Sidestory um Lee und Nygma. Ja, das soll die neue Situation in den Narrows ordnen, aber das ganze Theater wirkte halbgar inszeniert, viel zu schnell abgehandelt und letztlich in der restlichen Folge wie ein Fremdkörper wirkend. Wenigstens gab es nicht auch noch einen Bruce-Plot.
„I‘m not meant to be a sidekick!“ (Nygma)
Die beiden größeren Handlungsstränge werden dann doch recht gekonnt durch Sofia und ihre Bewiehungen zu Penguin und Jim zusammengehalten. Letzterer gibt ihr mehrfach einen Korb, trotz Hundeblick und offener Schleusen – ist halt ein harter Hund, der neue Captain! Schön fand ich die Situation auf dem Zahnarztstuhl, bei dem wir sehen können, dass Sofia eben nicht nur mit ihrer hübschen Erscheinung manipulieren kann, sondern auch ihre Hausaufgaben gemacht hat.
„Allow me to introduce you to the dentist. And he is not the kind who gives out lollipops after the visit.“ (Penguin)
Doch am Ende landet sie nur vom einen Verhörungsstuhl im nächsten, was ein erster grober Pacing-Fehler der Folge ist. Das weibliche Trio scheint ungemein schnell durch Gotham springen und überall dort auftauchen zu können, wann und wo es gerade storyseitig Sinn (oder nicht) ergibt. Da hilft es auch nicht, dass Victor(!) endlich aus dem Urlaub zurück ist, wenn der mit einem Raketenwerfer… Oh man! Und dann amateurhaft gehen, bevor sichergestellt ist, dass alle tot sind, natürlich.
Am Ende landen wir bei unhaltbaren und übertriebenen Versprechungen (Autonomie, Lizenzen-Aus, Übergabe Gothams…), die teilweise abstrus und teilweise eben „too good to be true“ erscheinen. Aber da die Figuren minütlich zwischen knallhart-kalkulierend und dumm-naiv wechseln, geht es halt immer so aus, wie die Drehbuchautoren es gerade brauchen. Da passt es auch ganz gut, dass beim großen Kriegsausbruch trotz erhöhtem Munitionsverbrauch einfach NIEMAND auch nur einen Streifschuss erhält (nicht mal neu eingeführtes Kanonenfutter, wozu auch, darüber regen sich die Kritiker ja eh nur wieder auf…!).
Dabei hatte ich mich zwischenzeitlich schon darauf gefreut, das Ende der Folge mit den Worten „Jim schickt mal wieder eine hübsche Frau aus Gotham weg…“ und „Armer Martin…“ zu beenden. Aber nein, zumindest Letzeres war tatsächlich eine kleine, feine Überraschung und einer der wenigen wirklich smarten Moves in einer Welt, in der jede Seite vertraut, naiv ist, jeden Schritt des Gegners voraussieht und doch dumm in Fallen tappt. Welcome to Gotham!
Durch den zarten Hauch an doppelstrategischem Wettrüsten konnte gerade noch eine schlechtere Bewertung verhindert werden. Leider dümpelt die Serie diese Staffel dann doch unerwartet viel und lange herum. Dabei liegt es nicht einmal an den groben Handlungssträngen, sondern an der ungewohnt schlampigen Umsetzung, die Fehler liegen im Klein-Klein. Dass ein Ober-Bösewicht und (angeblicher) Unterwelt-Herrscher sich derart häufig in Vertrauen und Misstrauen verheddert und dazwischen wechselt, wirkt unpassend und wird der Figur des Penguin nicht gerecht. Allgemein wirkt aktuell vieles stückhaft und die Eleganz, mit der die Erzählung in den letzten Staffeln durchaus überzeugen konnte, geht abhanden. Kurzweilig, ja, aber die hochkomplexen Manipulations-Plots sollte man vielleicht lieber den großen Geschwistern des Drama-Fernsehens überlassen.
Das klang jetzt vermutlich alles recht negativ (vor allem für 3,5 Kronen), daher nochmal kurz angemerkt: Kurzweilig und abwechslungsreich war das allemal, dazu hat sich die Serie mittlerweile auf einem visuell durchaus anständigen Niveau etabliert. Aber eben genau dieses hohe Standing, das bereits in vorangegangenen Staffeln gezeigt wurde, ist dann eben der Maßstab. Und Meckern ist für einen Kritiker eben auch viel einfacher, der weiß ja eh alles besser und heißt nicht umsonst nicht „Lobender“.
Bilder: FOX
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