Nach einem kurzen eher biederen Zwischenspiel kehrt „Gotham“ diese Woche wieder zu ihrer absoluten Stärke diese Staffel zurück: Jerome Valeska. „Wie soll das denn gehen?“ mögt ihr jetzt denken, hat der Böse doch vor zwei Wochen „definitiv“ ins betonsteife Gras gebissen. Das wird auch durch den gerichtsmedizinischen Befund nochmals in der Serie asphaltiert, dazu bekommen wir mehrfach die Leiche des verstorbenen Joker-Gedanken-Vaters zu sehen. Aber er wäre nicht er, wenn er nicht auch für diesen Fall etwas vorbereitet gehabt hätte. „Er wäre nicht er“…
Eine Art Vor-Harlequin assistiert bei Jeromes vermeintlich letztem Streich. Dass der zuletzt so moralapoltelnde Harvey plötzlich wieder lasch ist, wenn es um Korrektheit geht, passt nicht ganz ins Bild. Schon eher das sehr gute (wenn auch beinahe zu intensive und leider viel zu kurze) Spiel von Ben McKenzie und Morena Baccarin in der Verhörungsszene zwischen Jim und Lee.
„I‘m really good at looking the other way, partner.“ (Harvey)
Sia Der Riddler plant ein bisschen McGyver-Krams, um Lee zu retten, kommt aber leider vorerst nicht zur Umsetzung seines mit kuriosen Hilfsmitteln ausgestatteten Plan, was mich sehr traurig macht. Seine Improvisation war dann natürlich etwas klamaukig und jetzt nicht DIE geniale Idee, aber vielleicht kommt der Riddler so auf den Geschmack, was das „Irre“ im Bösewichttum so bedeuten kann und optimiert seinen Stil ein wenig. Gefallen hat mir auch, wie Alfred parallel zum Telefongespräch die Sicherheitsstufe erhöht (sowie die Kamerafahrt zu seinem einsam vor sich hin klingelnden Handy) und dass Jeromes Sarg als Rammbock eingesetzt wurde.
Erste Verwunderungen gab es dann bei Jeremiah, der zunächst noch wenig von der Gasgift-Attacke beeinflusst beim Versuch gezeigt wird, die Energierevolution zu vollführen. Spätestens als er gar Bruce vom Irrsinns-Gas-Geschenk erzählt, dürften Zuschauer zweifeln, ob das nun alles so mit rechten Dingen zugeht. Den Slapstick-Award diese Woche erhält allerdings die Person, die sich die plumpe Inszenierung hat einfallen lassen, wie Lee diletantisch in Ohnmacht „gefällt wird“… Wobei, dass die Polizei bei der Durchführung ihres ach so genialen Ausräucherungsplanes ohne Gasmasken in den frisch bewölkten Raum stürmt ist auch eher suboptimal durchdacht.
„How much longer are these penny aggressions going to continue?“ – „There‘s nothing penny about my aggressions.“ (Penguin & Butch)
Derweil langweilt sich Penguin mit Hulk Butch bei alten Cartoons und keinen Chicken Wings. Immerhin darf er ein paar Untergrund-taktische Weisheiten von sich bringen und dem herrlichen „Der Riddler/Penguin, wir sind gerettet!“-Moment mit dem Gefangentransporter bewirken. Ja, der war plump, aber durch die Wiederholung hat er bei mir doch irgendwie zünden können.
Am Ende war dann doch alles Jeremiah – so hatte ich es mir erhofft (zumindest, dass er auch bereits irgendwie aktiv mit drin hängt). Dass Echo ihm direkt assistiert, passt ins Bild, noch etwas zweifelnd bin ich ob seiner Mission, Jeromes verrückte Pläne in vernünftiger Manier umsetzen. Da fehlt noch ein wenig dieses wahnsinnige Moment, das den Reiz des Charakters Jerome ausgemacht hat. Vermutlich wollen die Macher aber auch schlicht zwei Charaktere formen und nicht einfach eine 1:1-Kopie dahin setzen, was ich durchaus begrüßenswert finde. Wir müssen uns halt alle erst einmal an den Neuen gewöhnen.
„Jerome is dead. Long live me.“ (Jeremiah)
Was mich auch nur wenig stört ist, wie Jim aus dem Raum entkommen können sollte (auch wenn der geheime Schalter eine utopische Unbedachtheit eines Genies wie Jeremiahs war), aber das Timing macht es eigentlich unmöglich, dass er diese Explosion überlebt haben könnte. Aber das mit den „Totgesagten“ ist in Gotham ja eh alles andere als ein geflügeltes Wort, eher handelt es sich um den Slogan der Stadt. Dass sich Jeremiahs abschließende Worte hinsichtlich eines „neuen Gesichts Gothams“ im typisch ins Bild fliegenden Titelschriftzuges in Form des blauen Glühens wiederfindet, empfand ich noch als schönes Detail am Rande.
Hach, Jerome! Das gibt dann direkt wieder eine ganze Krone mehr, als wenn Ra’s al Ghul da über den Bildschirm schaudert. Er lebt dann doch deutlich schneller weiter als gedacht, auch wenn mir beim neuen Anwärter auf das Joker/Harlequin-Duo noch das notwendige kleine Makeover zur Vollendung fehlt. Aber ein Schritt nach dem anderen, passt schon. Der ach so große Twist am Ende hat mich dann nicht wirklich getroffen, da ich schlicht die ganze Zeit davon ausging, dass Jeremiah zumindest ein bisschen dahinter steckt. Da wäre es vielleicht klug gewesen, diese Gift-Geschenk-Attacke nicht so offensichtlich zu zeigen oder mehr Zeit ins Land ziehen zu lassen, ehe diese vermeintliche Überraschung erfolgt.
Aber insgesamt war das einfach wieder sehr unterhaltsame Fernsehkost, bei der mal wieder ersichtlich war, wie angenehm es ist, dass mittlerweile so wenig Schauplätze vorhanden sind und alles etwas gradliniger und verflochtener erzählt werden kann. Der angedachte große Twist ist bei mir leider etwas verpufft, dazu gab es die ein oder andere Ungereimtheit, daher hat es nicht ganz für 4,5 oder mehr Kronen gereicht. Vielleicht (hoffentlich!) ja dann nächste Woche.
Bilder: FOX
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