Wie schafft man es, eine clevere, engagierte Neunjährige nicht altklug und super-nervig darzustellen? In Staffel 1 der Apple-Serie „Home Before Dark“ war das überraschend gut gelungen – siehe mein Review hier. Auch die Story überzeugte, Staffel 1 hätte sogar vollkommen für sich stehen könnte, hatte eine runde Geschichte. Aber Apple spendierte seinem Original eine zweite Staffel, in der die neunjährige Hilde Lisko wieder ihr Journalist:innen-Gen die Oberhand gewinnen lässt und der großen Story hinterher rennt. Das macht sie dieses Mal verbissener und überdrehter als in Staffel 1, weswegen diese Season nicht so ganz so gut bei mir weg kommt – aber dazu später mehr.
Erst einmal kurz zur Story an sich: Hilde hat mit dem Fall Richie Fife noch nicht abgeschlossen, ist aber gleichzeitig einem neuen Fall auf der Spur – und man ahnt schon, dass beides irgendwie zusammenhängen könnte. Generell lässt sich in dieser Staffel deutlich mehr vorhersehen als in Staffel 1 – das wird von Folge zu Folge leider immer durchsichtiger, so dass man am Finale im Prinzip keinen rechten Spaß mehr hat, weil einfach klar ist, was kommen muss. Und für meinen Geschmack spielen die Showrunner Dana Fox und Dara Resnik am Ende viel zu sehr auf ‚Heile Welt‘ – das geht schon Richtung unangenehm.
Relativ sinnlos finde ich auch die Nebenhandlungen, die Dana Fox und Dara Resnik versuchen zu etablieren, sei es der Konflikt der Briggs‘, die Untersuchung gegen Trip, das Geheimversteck von Matthews Vater oder die Teenager-Dramen bei Izzy. Das wirkt alles etwas bemüht und bringt auch die Story nicht wirklich voran. Alle Stränge bleiben im Prinzip auch offen zurück.
Trotz dieser eklatanten Schwäche hat auch Staffel 2 von „Home Before Dark“ ihre starken Momente. Die Episode auf der Insel zum Beispiel, wenn sich alle aufmachen, um die Insel zu erkunden, und jede Gruppe auf ihre Weise. Gerade die Momente mit der Drohne, wenn auch wir nicht viel mehr sehen als das Display-Bild der Drohne, das ist schon ganz spannend gemacht. Und ich liebe ja die Animationsparts, die immer dann in Erscheinung treten, wenn Hilde ihre Theorien zusammenbastelt oder Vergangenes nacherzählt. Das ist wirklich chic und bereichert die Serie ungemein.
Allerdings muss man sagen, dass Hilde in dieser Staffel dann doch deutlich anstrengender daher kommt als in Staffel 1. Sie setzt einfach immer ihren eigenen Kopf durch, ohne Rücksicht auf freunde oder Familie. Ihr Vater Matthew sieht zwischenzeitlich ziemlich alt aus und kommt am Ende nur noch staunend und ahnungslos daher. Man schaut im Prinzip nur noch in sein leeres, fassungsloses Gesicht, was einfach extrem nervt – diese Darstellung hat der Charakter tatsächlich nicht verdient.
Loben möchte ich am Ende nochmal, dass sich die Serie so ausführlich mit dem Thema Journalismus auseinander setzt. Was darf Journalismus, was muss Journalismus? Das sind wichtige Fragen, die vor allem in Staffel 1, aber auch in dieser Staffel ausführlich thematisiert werden, und zwar rein erklärend, nicht belehrend.
Letztlich hoffe ich, dass Apple mit dieser zweiten Staffel dann auch das Kapitel „Home Before Dark“ schließt, denn ich glaube nicht, dass einem noch einmal eine so neue Story einfallen könnte, dass es sich lohnt diese entlang der Lisko-Familie zu erzählen. Mir hätte wie gesagt auch Staffel 1 gereicht.
Bilder: Apple
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