Eli Horowitz und Micah Bloomberg haben Spannendes geschafft. Sie haben einen Podcast so interessant erdacht und produziert, dass Amazon Prime Video daraus eine Serie machen wollte – und sie auch bekommen hat, zudem mit Julia Roberts als Hauptdarstellerin der ersten Staffel und Sam Esmail als Regisseur. Seit einigen Wochen gibt es Staffel 2 von „Homecoming“, und in gewisser Weise wird die Geschichte von privaten Dienstleister Geist, dem Homecoming-Projekt und den roten Beeren weitererzählt, ja teilweise liegen die Handlungen der beiden Staffeln sogar überkreuz, zeitlich nebeneinander. Damit tauchen auch einige Figuren aus Staffel 1 wieder auf, Colin Belfast am Rande, Audrey Temple im Mittelpunkt und Walter Cruz nachgelagert, aber weiterhin extrem wichtig für die Gesamtstory, Julia Roberts als Heidi Bergman fehlt (hier geht’s zum Review von Staffel 1).
Übrigens nicht nur als Figur, sondern auch die Ausstrahlung der Darstellerin. Janelle Monáe ist das neue Gesicht der Staffel, was nicht so zu überzeugen weiß, ebenso wie die ganze Staffel an sich übrigens, so viel sei vorweggenommen. Woran das liegt, wo doch die starke Story aus Staffel 1 weitergesponnen wird, wir bekannte Gesichter zu sehen bekommen und eigentlich nur Julia Roberts fehlt? Es ist aus meiner Sicht das perfekte Gesamtpaket der ersten Staffel, gegen die Teil 2 nicht ankommt. Mir fehlen hier die Momente, in denen man selbst ein bisschen mitdenken muss. Vieles ist dann doch recht offensichtlich angelegt, und wo man ins Grübeln kommt, sind die Figuren schnell dabei, Zusammenhänge herzustellen und Sachen zu erklären. Natürlich weiß man zu Beginn schon, warum die Hauptfigur Alex sich so verhält. Aber immerhin bekommen wir tiefere Einblicke in die Figur der Audrey Temple. Hier hat Staffel 2 immer dann die stärksten Momente, wenn ein Rückgriff auf Staffel 1 erfolgt; zum Gespräch zwischen Colin und Audrey zum Beispiel. Ein Gewinn ist natürlich Chris Cooper als Leonard Geist, der den Besitzer der Firma stark spielt und viele Facetten dieses ungewöhnlichen Charakters zeigt. Mit seinem Plädoyer für die Serie „Airwolf“ hat er mich zudem natürlich schnell eingefangen.
Das genaue Gegenteil ist aus meiner Sicht leider Janelle Monáe als Alex. Sie bleibt fast die ganze Staffel über blass. Sie wirkt nicht annähernd so irritiert, wie sie eigentlich sein müsste, sie ist nicht annähernd so überzeugend als Ex-Soldaten, wie sie sein könnte. Und sie spielt auch die Anwältin oder „Erledigerin“ nicht so richtig knallhart, wie sie auftreten sollte. Das ist recht enttäuschend und zieht einen dann auch etwas runter. Zudem fehlen mir die starken Bilder (Tod Campbell und Sam Esmail sind leider nicht mehr am Ruder, sondern Cinematographer Jas Shelton und Regisseur Kyle Patrick Alvarez), die verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen und das Überraschungsmoment. Zudem macht die Staffel zu wenig aus ihren Möglichkeiten, wenn Alex im Testraum mit den anderen Probanten ist zum Beispiel, oder wenn es zum Showdown bei Geist kommt, oder wenn Walter Cruz Alex zur Rede stellt. Das ist dann einfach zu wenig, wenn man die erste Staffel schätzen gelernt hat.
Das klingt jetzt alles natürlich härter, als es ist. Nicht vergessen: Das ist bewertet aus der Perspektive des Wissens um die erste Staffel. Für sich gesehen wird man auch mit Staffel 2 gut zurecht kommen und nicht denken, dass die sieben mal ca. 30 Minuten verschenkte Zeit sind. Nur ein Meisterwerk wie Staffel 1, das bekommen wir hier tatsächlich nicht präsentiert.
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