In unserem letzten Netflix-Podcast haben Fabio und ich ja gleichermaßen unsere Zweifel angebracht, dass die neue Netflix-Animationsserie „Hoops“ wirklich gut sein könnte, zu billig kam der Trailer zum neuen Original daher. Aber ich wollte dem Format ja eine Chance geben und habe mir die Pilotfolge angeschaut. Solltet ihr das noch nicht getan haben: Belasst es am besten dabei.
Streng genommen habe ich vor allem aus Zuneigung zu Jake Johnson („New Girl“) auf den Play-Button gedrückt. Doch an seiner Hauptfigur des Schul-Basketball-Coaches Ben Hopkins gibt es wenig Positives festzustellen. Im Gegenteil. Ben ist ein unsympathischer, egoistischer Loser, der vor Jugendlichen herumflucht und vulgären Blödsinn verzapft, die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches hat und einfach immer viel zu laut ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich Jake Johnsons Stimme sonst vor allem in Verbindung mit seinem Gesicht kenne, aber auf mich wirkt die Synchronisation zu subtil für die doch recht Mimik-arme Animation. Und das, obwohl man das Aussehen des Charakters merklich an Johnsons Antlitz ausgerichtet hat, angeknackste Nase inklusive. Außerdem wirkt mir die Stimme zu aufgedreht und wirkt aufgesetzt.
Dass „Ben Hopkins“ ein bisschen wie der Name von Showrunner „Ben Hoffman“ klingt, dürfte kein Zufall sein, dazu darf Ron Funches mal wieder eine Figur sprechen, die Ron heißt. Toll. Ähnlich einfallsreich gibt man sich in „Hoops“ auch bezüglich des Humors. Alleine binnen der 24 Minuten Pilothandlung wiederholen sich gewisse Gags mehrfach, ohne wirklichen Running-Gag-Charme zu entwickeln. Vielmehr hat man das Gefühl, es würden jetzt bereits Ideen ausgehen. Verschlimmernd hinzu kommt, dass die Szene in den seltensten Fällen wirklich lustig sind, meist handelt es sich eher um Fremdschäm-Momente, die aber keineswegs an die Klasse von bewusst derart ausgerichteten Formaten heran langt.
„You had those kids buy another kid a prostitute?!“ – „Jesus Chris, Shannon, are you even listening to me?! I didn‘t have KIDS buy a prostitute, I bought the prostitute for a kid with money from other kids!“ (Shannon & Coach Ben)
Noch niedriger als die Humorrate ist nur noch das Niveau. Vulgäre Sprache, wo man hinsieht. Das ist an sich ja okay, passt hier aber so gar nicht ins Setting. Bei „Paradise P.D.“, das vom gleichen Animationsstudio umgesetzt worden ist, passt die pubertäre Masche noch gut, weil auch Story, Figuren und Animationen abgedreht sind. Hier hat man das Gefühl, eine „Paradise P.D.“-Figur habe sich in eine Familienserie verirrt.
Satz mit X – da guck ich lieber was andere auf Netflix. Ich werde „Hoops“ jedenfalls nicht weiter sehen. Vermutlich hat man die Hauptfigur derart unsympathisch aufgebaut, damit man ihr recht plump eine Entwicklung unterstellen kann, aber ich möchte gar nicht, dass Ben sich entwickelt. Auch interessiert mich die Underdog-Story der zusammengewürfelten Basketball-Truppe mal so überhaupt nicht. Die Figuren wurden recht lieblos zusammen gesetzt, so dass man auch nichts dagegen hätte, wenn das Team einfach aufgelöst werden würde. Das dürfte dann spätestens nach Folge 10 passieren, wenn Netflix die Serie nicht verlängert.
Bilder: Netflix
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