Endlich, da ist er wieder: Frank Underwood startet in das vierte Kapital seiner politischen Serienkarriere. Wie gut ist dieses Gefühl, die Titelmelodie zu hören. Klassisch und autoritär erzeugt sie eine erwartungsvolle Gänsehaut zum Auftakt der vierten Staffel House of Cards.
Die erste Folge der neuen Staffel startet aber nicht mit dem Präsidenten oder der First Lady. Vor dem Intro sehen wir Lucas Goodwin, den Journalisten, welcher Franks Machenschaften offenlegen wollte, aber wegen Cyberkriminalität aus dem Weg geräumt und verurteilt wurde. Er sitzt nun im Gefängnis mit einem Schwerverbrecher. Wie sich später herausstellt, bringt er ihn dazu, Informationen preiszugeben, um so einen Deal mit der Polizei zu machen und daraufhin mit falscher Identität entlassen zu werden. Auf die Frage, ob der Präsident mitbekommen könnte, dass er freigelassen wird, versichert man ihm, dass dies nicht der Fall ist. Offenbar wird hier einer der Stolpersteine für die Staffel in Szene gesetzt. Kevin hat die Auflage, nicht ins Internet zu gehen und unauffällig zu bleiben, aber ob das auch so bleiben wird?
Viel wichtiger als die zukünftigen Probleme ist aber die offene Frage zum Cliffhanger der 3. Staffel: Kehrt Claire zu Frank zurück oder scheitert die Kampagne des amtierenden Präsidenten Underwood durch die Trennung von seiner Frau? Die Handlung setzt fast direkt am Ende der letzten Staffel ein: Frank und Claire sprechen kein Wort und Frank muss sogar sein Gefolge anweisen, ihre Schritte zu verfolgen, da er nicht weiß, was sie vor hat. Man spürt förmlich diese Kälte zwischen den beiden, keiner geht auf den anderen zu, beide verhalten sich gegenüber einander so, wie sie sich sonst nur gegenüber Außenstehenden verhalten.
Claire kehrt zu ihrer Mutter zurück, doch die will ihre Tochter nicht sehen. Claire verhält sich auch gegenüber ihrer Mutter kalt und sucht nicht einmal das Gespräch. Erst nach ein paar Tagen bricht ihre Mutter das Eis, aber schnell wird klar: Eine enge Beziehung haben beide nicht. So wird das Dilemma von Claire deutlich. Sie ist „nur“ die First Lady, eine eigene Funktion hat sie nicht (mehr). Deswegen ist sie auch zu ihrer Mutter zurückgekehrt, nicht um sie wiederzusehen, sondern um sich vor Ort zu integrieren und sich für die Kongresswahl aufstellen zu lassen.
Frank bekommt von dem Plan Wind und torpediert ihn. Auch Frank steckt in einem Dilemma, was eine Traumszene beweist, in welcher er Claire zärtlich berührt, aber gleichzeitig mit ihr bis zum Tode kämpft. Hier wird bildgewaltig gezeigt: Beide können nicht mit und nicht ohne einander.
Am Ende kommt es, wie es kommen muss. Frank findet eine Möglichkeit, seine Frau unter Druck zu setzen und die inzwischen aufgekommenen Gerüchte, dass sie in einer Ehekrise stecken, aufzulösen. Claires Mutter ist schwer krank. In einer Pressekonferenz geben sie an, dass Claire deswegen von der Bildfläche verschwunden ist. Als Gegenleistung wird Frank ihre Kampagne zur Wahl in den Kongress unterstützen.
Einen Hauch menschliches Verhalten sehen wir am Ende der Folge aber doch noch neben dem großen Schachspiel der Macht. Claire muss weinen, als sie ihre Mutter ohne Perücke und gezeichnet von der Chemotherapie sieht. Claire ist also nicht ganz frei von Emotionen.
Was ist von dem Auftakt zu halten? Wie ich im Review zur 3. Staffel schon prognostizierte, dauerte es also nicht lange bis Claire zu Frank zurückkehrt. In dem Punkt hätte ich mir etwas mehr Überraschung erhofft, aber man muss ehrlich sein, wenn Claire sich nicht mit Frank arrangiert hätte, dann hätte man der Geschichte direkt den Todesstoß verpasst. In dem Punkt ist House of Cards dann eben doch berechenbar. Eine Präsidentschaftskandidatur ohne Ehefrau und in dem Fall sogar First Lady? Undenkbar!
Ansonsten passiert nicht viel in der erste Folge. Man merkt: Die Serie muss nicht mit einem großen Knall starten, sie hat es in der Vergangenheit nicht getan und hat es auch in dieser Staffel einfach nicht nötig. Vielmehr wird behutsam das Fundament für die Staffel gelegt. Claire und Frank, zwei eiserne Gesichter der Macht – alleine schon wegen der imposanten Bilder ist es eine pure Freude zurück zu sein.
Insgesamt bleibt ein positiver, aber nicht überschwänglicher Ersteindruck, dafür waren die Ereignisse rund um Frank und Claire etwas zu vorhersagbar.
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