House of Cards, eine Serie die Schlagzeilen gemacht hat und macht. Getragen von einer komplexen Geschichte, hervorragenden Schauspielern und dem einhergehenden weltweiten Erfolg bis zu dem großen Absturz, als Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegenüber Kevin Spacey nach dem Ende der 5. Staffel öffentlich wurden. Nun ist sie also da, die finale 6. Staffel, ohne Kevin, ohne 5 Folgen, denn die neue Staffel umfasst statt der üblichen 13 lediglich 8 Episoden und einen deutlich späteren Veröffentlichungstermin. Allein an diesem Rahmen merkt man also schon, dass man das Ende eigentlich anders geplant hatte, auch wenn der Wechsel zu Claire als Präsidentin schon vor dem Skandal vollzogen wurde, denn damit endete die letzte Staffel.
Unter Feinden
Claire Underwood, Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Damit wurden wir als Zuschauer in die lange Wartezeit auf die neue Staffel entlassen und genauso werden wir auch begrüßt. Doch etwas ist anders, Frank Underwood ist tot. Diese Tatsache wurde schon in einem kleinen Teaser vorab verraten. Warum man sich dies nicht als erste Überraschung für die neue Staffel aufgehoben hat, ist mir nach wie vor schleierhaft.
Wahrscheinlich war es das Ziel der Autoren, ganz klar zu machen, dass es nicht mehr um Frank geht, und damit den Zuschauer von der Bürde zu befreien, ständig im Vergangenen herumzustochern. Besonders gelungen finde ich diese Idee aber nicht. In jedem Fall wird ohne großes Tam Tam direkt vom Tode Franks gesprochen, ohne dass man erfährt, was dort geschehen ist. Und auch bis zum Ende der ersten Folge wird nicht viel darüber gesprochen.
Vielmehr geht es darum, dass Claire versucht, sich Respekt zu verschaffen. Sie bekommt keinen Witwen-Bonus, nein, sie sieht sich Aggressionen und Bedrohungen ausgesetzt, da sie die erste Frau im höchsten Amt der USA ist. Diesen Respekt bekommt sie weder von ihrem Vizepräsidenten, der wie die Sponsoren des getöteten Frank Underwoods darauf baut, dass Claire die Vereinbarung von Frank aufrechterhält, aber auch nicht vom Militär. Eine junge Soldatin brüskiert Claire vor den Augen der Öffentlichkeit und spricht ihr das Vertrauen ab, verantwortungsvoll als Commander in Chief zu agieren.
Vor diesem Hintergrund ist die Folge sehr interessant. Die aufgeworfene Frage lautet: Wie nehmen wir eine Frau in so einem hohen Amt war? Was trauen wir ihr zu und kann sie sich durchsetzen? Dazu kommt ja, dass Claire alles andere als eine der Guten ist. Sie war und ist Teil des Systems Underwood, sie hat genauso viel Dreck am Stecken wie ihr toter Mann Frank und ist nicht besser, nur weil sie eine Frau ist. Trotzdem ist der Ton ein anderer. Während Frank zu dem Zuschauer mehr belehrend sprach, versucht Claire auf Offenheit und Transparenz zu setzen. Sie sagt dem Zuschauer, dass Frank nur gelogen hätte und sie uns die Wahrheit geben würde. Eine interessante Idee, Claire Kämpft also nicht nur um das Land, sondern auch um uns, die Zuschauer. Ob ihr das gelingt, dafür reicht natürlich eine Folge nicht aus. Aber mir gefällt, dass man aus dem Problem des nicht mehr auftauchenden Frank Underwood eine Tugend gemacht hat und voll und ganz auf Claire als Protagonistin setzt, die kämpft.
Etwas seltsam sind dann aber doch die Szenen, in denen Claire an ihre Vergangenheit denkt, inder sie als kleines Mädchen von Jungen gedemütigt wurde. Und auch ihr Umherwandern in Franks altem Zimmer im Weißen Haus, als ob sie einen Geist sehen und seine Präsenz spüren würde. Dann findet sie einen Vogel in Franks Zimmer? So ganz verstehe ich das nicht, bzw. meiner Meinung nach wäre es nicht nötig gewesen. Aber vielleicht erschließt sich das später in der Staffel noch besser.
Inhaltlich bleibt bei mir ein riesengroßes Fragezeichen am Ende dieser Folge. Es wird nichts geklärt, sondern es werden nur Probleme und Konflikte aufgebaut. Nicht unüblich für die erste Folge einer Staffel, aber ich kann mich so einfach nicht komplett auf Claire einlassen. Die Frage, was mit Frank geschehen ist, ist einfach zu groß. Doch leider, so deute ich zumindest die erste Folge, wird dieses Geheimnis erst gegen Ende der Staffel geklärt. Claire selbst äußert nämlich die Vermutung, dass er getötet wurde und dass sie nicht an einen natürlichen Tod glaube. Doug Stampers Rolle wird ebenfalls noch nicht klar. Noch hat ihn Claire nicht begnadigt, aber er rechnet fest damit.
Insgesamt macht mir die erste Folge trotzdem Freude, aber das liegt, glaube ich, mehr an meinem House of Cards Fanboy-Dasein, denn objektiv betrachtet ist der Einstieg zu hart. Man hätte den Zuschauer besser auffangen können und etwas mehr über die Ereignisse zwischen den beiden Staffeln erzählen sollen. Trotzdem steht fest, Claire kann es auch alleine.
Bilder: Sky
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