Das Schlachtschiff der Dramaserien ist zurück: House of Cards ist seit dem 4. März auf Sky oder außerhalb von Deutschland auf Netflix verfügbar. Den Auftakt der neuen Folgen hatten wir in diesem Artikel beleuchtet, jetzt möchten wir die komplette Staffel in die Review-Mangel nehmen.
Wer noch nicht alles erfahren möchte, der kann getrost bis zum Ende dieser Seite lesen. Wer tiefer einsteigen will, der kann danach noch auf die zweite Seite wechseln. Egal wie ihr es macht, die dritte Staffel solltet ihr schon gesehen haben.
Familiendrama
Die Staffel steigt dort ein, wo der Zuschauer am Ende der dritten Staffel zurückgelassen wurde. Direkt in der ersten Folge, mehr dazu hier, wird der ganz große Konflikt zunächst gelöst – Claire erfüllt widerwillig ihre Aufgabe an der Seite von Frank. Doch ganz so schnell löst sich der Rosenkrieg nicht auf. Claire will mehr, doch Frank will nichts abgeben und möchte, dass Claire sich ihm komplett unterwirft. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Claire war immer schon stark, aber sie legt in dieser Staffel noch eine Schippe drauf. Der Charakter wird um viele Details erweitert und bereichert die Geschichte.
Wahlkampf: Nah an der Realität
House of Cards in Staffel 3 will Parallelen zur aktuellen Präsidentschaftswahl ziehen, das merkt man ganz deutlich, alleine schon wegen der Werbekampagne FU 2016, siehe hier. CNN wird dabei mehr als nur einmal bemüht, um den fiktiven Wahlkampf so echt wie möglich erscheinen zu lassen. Wir sehen Prognosen von echten Journalisten, Hochrechnungen und alles, was sonst noch dazu gehört.
Aber auch der später eingeführte republikanische Präsidentschaftskandidat sorgt für ein echtes Wahlkampf-Feeling. Will Conway setzt ganz wie ein gewisser Herr Obama auf soziale Medien, Selfies und Homestories. Frank muss sich auch noch mit der neuen Art Politik zu betreiben auseinander setzen.
Frank Underwood: Ein Präsident am Limit
Claire, die interne Wahl bei den Demokraten, dann ein starker republikanischer Kandidat und die üblichen Brandherde der parallel laufenden Verschwörungen. Frank ist nicht mehr so unangreifbar wie noch in den Staffeln zuvor. Ja, es gab auch früher brenzliche Situationen, aber der absolute Sieg und die absolute Niederlage liegen diesmal noch näher beieinander als noch zuvor. Frank steht im Rampenlicht und seine Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt, Wahlkampf, Beziehungsprobleme und die Weltpolitik. Das alles muss jongliert werden und die typische House of Cards Spannung legt nochmal zu.
House of Cards, auf dem Zenit oder dem absteigenden Ast?
Wir kennen das aus vielen Serien: Die erste Staffel ist glaubhaft, mitreißend und einfach nur großartig, doch dann kommt der langsame, aber stetige Abstieg. Selten wird es geschafft, Qualität über mehrere Staffel gleich hoch zu halten.
Die dritte Staffel House of Cards war gut, aber nicht ganz so gut wie noch die ersten zwei. Denn in den Staffeln eins und zwei wird der Weg von Frank hin zum Präsidenten geebnet, man hätte eigentlich auch hier einen Cut machen können und die Geschichte für beendet erklären können. Doch es ging weiter. In der dritten Staffel wurde dann das Leben eines Präsidenten inklusive der großen politischen Bühne und der Probleme mit anderen Alpha-Männchen, allen voran dem russischen Präsidenten, beleuchtet. Doch gleichzeitig wurde auch ein neuer großer Bogen aufgespannt: Die Wiederwahl oder besser gesagt die erste echte Präsidentschaftswahl für Frank Underwood. In dieser neuen Geschichte ist die neue Staffel eindeutig besser als Staffel drei, es geht also aufwärts!
Warum? Zum einen sehen wir eine starke oder besser gesagt eine sehr stark Claire. Davon profitiert der Charakter des Präsidenten Frank Underwood, denn er muss sich jetzt nicht nur mit externen, sondern jetzt auch mit einem internen Gegenspieler – seiner eigenen Frau – befassen. Dadurch gewinnt die Serie deutlich, das Konstrukt Underwood wird vielschichtiger, komplexer und interessanter. Das alles ist eingebettet in den Wahlkampf, der Frank alles abverlangt. Man sieht einen verbissenen, aber nicht unverwundbaren Präsidenten. Besonders schön: Der Wahlkampf wird von CNN-Einspielern begleitet. Darin sehen wir echte Journalisten und echte Korrespondenten, welche die Illusion wahren, dass es genauso ablaufen könnte.
Auch moralisch legt Staffel vier eine Schippe drauf, also die moralischen Verfehlungen der Charaktere. Wieder einmal belegt die Serie, dass die Underwoods keine Grenzen kennen, um ihr Ziel zu erreichen. Je höher Frank und Claire klettern, desto größer wird der Berg an Lügen und die Menge an Feinden.
Aber maßgeblich für den besseren Eindruck im Vergleich zu Staffel drei ist das Ende der vierten Staffel. House of Cards ist eine Serie, welche die meisten am Stück schauen, weswegen das Ende in so einer Binge-Session-Serie sogar noch wichtiger als in anderen Serien ist. Und das Ende ist einfach nur gut, es vereint all das, wofür House of Cards steht: Für einen autoritären, angsteinflößenden und unbezwingbaren Frank Underwood, der bereit ist, für das große Ende und dabei eine Gefahr für alle, wirklich alle ist, die sich ihm in den Weg stellen.
Staffel vier, ein silberner Trichter, der uns in eine (hoffentlich) goldene fünfte Staffel führt.
Auf der nächsten Seite geht es noch etwas weiter ins Detail, allerdings mit Spoilern.
Ich muss echt beginnen, mir Notizen zu Serien zu machen, die ich geschaut habe, aber nicht rezensiere. Hatte da einige total schlaue Dinge zu dieser Staffel zu sagen… :)
Am Ende bleibt für mich ein holpriger Anfang (was ich auf das eher mäßige Ende von Staffel 3 zurückführe, das man gerade biegen musste), ein spannender Mittelteil und ein Ende, das vielmehr dadurch überrascht hat, dass es eben nicht DIE fette Überraschung aktiver Natur gab. Dass eine Entscheidung, ein Wort bzw. eine Strategie am Ende der Aufreger bzw. Diskussionsanreger ist, passt ungemein gut zum Format. Das war teils wieder enorm hohe Unterhaltung was den Kampf mit Worten angeht. Politik at it’s best. Aber ein paar kleine Dinge haben mich auch gewurmt wie das Zwischengeplänkel mit Doug und den anderen PR-Strategen oder die Inszenierungen der „Ehemaligen“ wie Remy (wobei mir hier die Details nicht mehr einfallen wollen…).
Insgesamt deutlich besser als Staffel 3, vor allem auch, was das Visuelle und die Inszenierung angeht. Dennoch hat es mich nicht vollends fesseln können.
…nach der Staffel geht es mir ein bisschen so wie zum Mid-Season Finale der letzten Breaking Bad Staffel, bin total aufgekratzt :-)
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