Ihr habt es bis auf die zweie Seite geschafft, was bedeutet, dass ihr euch entweder an Spoilern nicht stört oder ihr auch schon mit der Staffel durch seid.
Der Konflikt mit Claire
Der Cliffhanger am Ende der 3. Staffel hat mich gestört. Für mich war es absolut unglaubwürdig, dass Claire Frank verlässt. Mit dieser Einschätzung lag ich richtig. Ohne First Lady kann selbst in einer Serie House of Cards kein Präsident gewählt werden. Überraschenderweise funktioniert dieser Geschichtsstrang – Claire und Frank im Clinche – in der vierten Staffel trotzdem. Natürlich weiß jeder, dass sie sich arrangieren werden, aber der Weg dahin ist spannend und unterhaltsam. Am Ende steht die Botschaft gleichberechtigten Partner – Claire als Anwärterin auf das Vizepräsidentenamt, das Gegenkonzept zum Republikaner, welcher in einer klassischen Ehe lebt, in der sich die Frau als brave First Lady unterordnet. Frank als Präsident und Claire als kommende Vizepräsidentin, das ist großartig; es ist quasi das All-In der Underwoods.
Diese neue Gleichberechtigung wird im privaten Bereich sogar noch weiter getrieben. Frank erlaubt Claire eine Affäre mit Thomas Yates offen zu leben. Die drei sitzen sogar gemeinsam morgens zusammen und frühstücken. Natürlich steckt dahinter auch das Kalkül von Frank, aber die Dreiecksbeziehung ist ein weiterer Stein auf dem unumkehrbaren Weg, der auf Leichen, Moral und Lügen gepflastert wird.
Während man sich Gedanken macht, wie Claire und Frank sich arrangieren werden, kommt der Anschlag. Das ist wirklich überraschend und leitet den entscheidenden Teil der Staffel ein. Claire kommt zurück und Dunbar, Franks demokratische Gegenspielerin, wird in den Strudel gezogen, sie hatte sich mit dem Mörder getroffen.
Eine zu komplexe Geschichte?
Wenn man etwas an House of Cards kritisieren möchte, dann ist es wohl die Komplexität der Geschichte. Game of Thrones hat mehr Namen, aber House of Cards stellt sich dem gesamten (Problem-)Kosmos unserer Gesellschaft inklusive Gesetze, Presse, Social Media, Parteivorschriften, Sterbehilfe, offene Beziehungen und so weiter. Es ist ein wahrer Rundumschlag und Spiegelbild der Welt im Jahr 2016. Da ist es oft schwer, durchzublicken und Schritt zu halten – und ja ich weiß, das ist Meckern auf höchstem Niveau.
Der angeschlagene Präsident, aggressiv und gefährlich wie nie
Frank steckt die Transplantation nicht so einfach weg. Dazu droht der Plan, Claire als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin zu platzieren, zu scheitern. In dieser Situation erleben wir einen Mann, der nichts zu verlieren hat und zu allem bereit ist. Im Oval Office nimmt er sich Catherine Durant vor, die den Plan erkannt hat und nun selbst aktiv geworden ist. Frank macht unnachahmlich klar, dass es ein Fehler wäre, sich vor ihn zu stellen. Er kokettiert mit der Tatsache, dass er tatsächlich zwei Menschen auf dem Gewissen hat. Auch wenn er es am Ende wieder verneint, hat diese Anspielung gesessen. Wie er mit dem Brieföffner vor Durant herumfuchtelt – genial, und ein weitere Beweis für die außergewöhnliche Leistung eines gewissen Kevin Spacey.
Das Ende, Krieg oder Niederlage
Wie auf der ersten Seite schon erwähnt, ist das beste an der Staffel für mich das Ende. Claire und Frank, schwer angeschlagen vom Enthüllungsartikel und kurz vor der absoluten Niederlage, fassen einen neuen Plan. Angst, Terror und Chaos – sie sind bereit, das Land in einen Krieg zu stürzen, um sich an der Macht zu halten. Damit bestätigt House of Cards das letzte Klischee der großen Politik, dass alles, wirklich alles, für die eigenen Ziele Instrumentalisiert wird. Zwei Morde waren nicht genug, jetzt steht der Mord an hunderten oder tausenden Menschen auf dem Plan.
Das schöne ist, dass das Ende zwar als klassischer Cliffhanger fungiert – man möchte wissen, wie es weiter geht – aber der Ton ist anders. Es ist ein Ruf zum Aufbruch, zur letzten großen Schlacht, zum großen Ende. Wem es in diesem Moment nicht kalt und warm den Rücken hinunter läuft, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
We dont submit to terror, we make the terror. – Frank Underwood
Update: Spekulationen zum möglichen Fortgang der Serie findet ihr hier.
Ich muss echt beginnen, mir Notizen zu Serien zu machen, die ich geschaut habe, aber nicht rezensiere. Hatte da einige total schlaue Dinge zu dieser Staffel zu sagen… :)
Am Ende bleibt für mich ein holpriger Anfang (was ich auf das eher mäßige Ende von Staffel 3 zurückführe, das man gerade biegen musste), ein spannender Mittelteil und ein Ende, das vielmehr dadurch überrascht hat, dass es eben nicht DIE fette Überraschung aktiver Natur gab. Dass eine Entscheidung, ein Wort bzw. eine Strategie am Ende der Aufreger bzw. Diskussionsanreger ist, passt ungemein gut zum Format. Das war teils wieder enorm hohe Unterhaltung was den Kampf mit Worten angeht. Politik at it’s best. Aber ein paar kleine Dinge haben mich auch gewurmt wie das Zwischengeplänkel mit Doug und den anderen PR-Strategen oder die Inszenierungen der „Ehemaligen“ wie Remy (wobei mir hier die Details nicht mehr einfallen wollen…).
Insgesamt deutlich besser als Staffel 3, vor allem auch, was das Visuelle und die Inszenierung angeht. Dennoch hat es mich nicht vollends fesseln können.
…nach der Staffel geht es mir ein bisschen so wie zum Mid-Season Finale der letzten Breaking Bad Staffel, bin total aufgekratzt :-)
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