It’s so good to be back! Wir können endlich wieder nach Westeros zurückkehren und dem Lied von Eis und Feuer lauschen. Oder wohl eher dem Lied von Feuer und Blut.
2019 ist „Game of Thrones“ mit der achten Staffel und einem aufreibenden Finale geendet. Viele waren vom Ende der Serie enttäuscht, hätten sie sich für dieses große Epos doch einen anderen Ausgang gewünscht. Doch egal, wie wir zum Ende stehen, wir haben jetzt die Chance, die genial durchdachte Geschichte von George R.R. Martin von vorne zu erleben. Nicht etwa, indem wir die acht Staffeln „Game of Thrones“ nochmal von Beginn an durchbingen (natürlich ist das aber auch immer eine Option), sondern indem wir der neu erscheinenden Prequel-Serie „House of the Dragon“ folgen. Diese spielt etwa 200 Jahre vor den Ereignissen der Mutterserie und damit auch vor dem folgeträchtigen Satz „Winter is coming“.
Wir durften am Montag beim exklusiven WOW Screening-Event von „House of the Dragon“ dabei sein und bereits einen Blick in die erste Episode der neuen Serie werfen. Und ihr könnt euch freuen. Ich jedenfalls war nach nur wenigen Momenten schon wieder voll drin, im „Game of Thrones“-Universum, in Westeros, in der R.R. Martin-Komplexität.
Die (Vor)Geschichte
Die Story von „House of the Dragon“ basiert auf George R.R. Martins Roman „Fire & Blood“ und erzählt die Geschichte des Hauses Targaryen. Der Ausgangspunkt der Serie ist die Regentschaft von König Viserys I Targaryen, der zu diesem Zeitpunkt Herrscher über die sieben Königreiche von Westeros ist. Da ich selbst die Bücher nie gelesen habe, war es für mich zur Einordnung noch wichtig zu wissen, dass diesem Ausgangspunkt zwei wichtige Ereignisse vorweggingen: Das erste Ereignis ist der Untergang von Valyria, auch als „Doom of Valyria“, bezeichnet, eine Naturkatastrophe, die im Jahr 102 v. A. E. (vor Aegons Eroberung) eintrat und den Freistaat Valyria zu Fall brachte, das Wissen jahrtausendelanger Tradition verschluckte und ein Jahrhundert Chaos mit sich brachte. Wenige Targaryens überlebten, da sie aufgrund einer Vorahnung, dass Valyria fallen wird, bereits nach Dragonstone (Drachenstein) übergesiedelt waren.
Das zweite geschichtsträchtige Ereignis ist die Eroberung der Königslande von Westeros durch Aegon Targaryen im Jahr 2 v. A. E., auch „the Conquest“ genannt. Zusammen mit seinen beiden Schwestern und gleichzeitig auch Gemahlinnen, Visenya und Rhaenys, und mehreren Drachen eroberten sie die Königslande von Westeros nach zwei Jahren und Aegon wurde ihr alleiniger Herrscher. Er gründete King’s Landing (Königsmund) und ließ dort den Eisernen Thron mit den Schwertern seiner Feinde errichten. Es folgten ein paar Generationen Targaryens bis Viserys I im Jahr 101 n. A. E. vom Great Council zum König ernannt wurde. Die Zeit seiner Regentschaft wird als die machtvollste Zeit des Hauses Targaryen bezeichnet, da sie zu dieser Zeit die meisten Anhänger:innen und Drachen hatten.
Die Figuren
Zurück zu den Ereignissen in „House of the Dragon“. Wir werden, wie in jeder Pilotfolge, zunächst einmal in das Setting und die Charaktere und ihre Beziehungen eingeführt. König Viserys I Targaryen (Paddy Considine) und seine Frau Aemma Arryn (Sian Brooke) haben eine Tochter, Prinzessin Rhaenyra Targaryen (Milly Alcock). Zudem ist Aemma schwanger mit dem möglichen Nachfolger von Viserys – sofern das Baby denn ein Junge wird, da die Regentschaft bislang ausschließlich männlichen Nachfolgern vorbehalten bleibt.
„The dream was clearer than a memory. And I heard the sound of thundering hooves, splintering shields, and ringing swords. And I placed my heir upon the Iron Throne, and all the dragons roared as one.“
(Viserys I Targaryen)
Thronnachfolger von Viserys abseits eines direkten männlichen Nachkommen könnte ansonsten nur noch Prinz Daemon Targaryen (Matt Smith) werden, der jüngere Bruder von Viserys, der diesen Titel nur allzu gerne hätte, aber bisweilen immer weit vom Königshof entfernt eingesetzt wurde und als Anführer der Stadtwache an anderen Orten für Recht und Ordnung sorgen sollte. Besonders schlecht ist Daemon auf die Hand des Königs, Otto Hightower (Rhys Ifans), zu sprechen, da auch seine Position ihm besser gefallen würde, als fernab der königlichen Mauern unterwegs zu sein. Alicent Hightower (Emily Carey), die Tochter Ottos, ist wiederum eine enge Freundin von Rhaenyra. Falls ihr euch also fragt, ob es mit den zahlreichen Charakteren und verstrickten Beziehungen untereinander in „House of the Dragon“ genauso weitergeht wie bei „Game of Thrones“, sollte die Antwort schon jetzt recht klar sein: absolut. Und dazu gibt es direkt von vornerein auch noch ein paar Drachen zu sehen.
Treiber der ersten Episode ist der dringende Wunsch Viserys, dass das erwartete Baby ein Junge wird, damit seine Thronnachfolge gesichert ist. Im gleichen Zuge erleben wir den Konflikt, der dadurch in und mit Daemon angeregt wird und die Unruhe, die die ungeklärte Thronnachfolge in der Familie und Gefolgschaft mit sich bringt. Ohne zu viel vorweggreifen zu wollen, soll lediglich gesagt sein, dass in Westeros immer alles anders kommt, als gedacht. Denn wie es in der Auftaktepisode so schön heißt: Die größte Gefahr für das Haus Targaryen, unbesiegbar durch ihre Drachen, die größte Macht, ist das Haus Targaryen selbst.
„War is afoot.“
Die Umsetzung
Als das erste Mal der Soundtrack erklingt, der uns sofort nach Westeros zurück katapultiert, bekomme ich sogar ein bisschen Gänsehaut. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich so schnell wieder so tief in der Story und dem R.R. Martin Universum Fuß fasse, doch es braucht tatsächlich nur wenige Augenblicke bis ich mich in dieser Welt schon wieder eingefunden habe. Die Umsetzung der ersten Episode lässt dabei eigentlich nichts vermissen: Wir haben einen starken Cast, der bislang sehr passend erscheint. Wir haben eine verworrene, komplexe Story, die sehr viel Potenzial für mehr als eine Staffel birgt und mit genau der richtigen Portion Spannung den Fortgang der Handlung und das Ende des Epos andeutet. Wir haben viele schöne Details, die einfach Spaß machen: der Soundtrack verleiht Gänsehaut und kommt mal wieder in voller epischer Wucht daher; die Spezialeffekte machen den Anschein, als wurde hier an den richtigen Stellen eine Menge Geld investiert und das sieht echt gut aus; und wir erkennen zahlreiche Schauplätze aus „Game of Thrones“ wieder, allen voran natürlich der Eiserne Thron im Thronsaal.
Was mir besonders gut gefallen hat: Es gab einige sehr schöne Kameraführungen und -fahrten. So gleiten wir auf dem Turnierschauplatz an der „Mittelplanke“ entlang, während die Reiter aufeinander zu galoppieren, wir sind im Kampf ganz nah an der Rüstung und den Waffen und kommen nicht drumherum, den Figuren ihre Emotionen direkt aus dem Gesicht abzulesen. Dabei sollte gesagt sein, dass „House of the Dragon“ an Gewalt- und Sexszenen „Game of Thrones“ in nichts nachsteht. Vor allem die Menge an Blut und das Ausmaß an Brutalität könnte manche Zuschauer:innen doch etwas abschrecken, wobei der Einsatz hier keineswegs fehlplatziert erscheint. Gespannt bin ich auf die Entwicklung der Beziehung von Rhaenyra und Ser Harrold Westerling (Graham McTavish), dem Kommandanten der Königsgarde, da ihr Verhältnis mich in den wenigen gemeinsamen Szenen der ersten Episode ein wenig an Jorah Mormont und Daenerys erinnert hat. Erinnert hat mich Matt Smiths Look als Daemon Targaryen übrigens auch stark an Legolas aus „Der Herr der Ringe“. Crossover-Potenzial, wo doch auch die „Herr der Ringe“-Serie gerade in den Startlöchern steht?
Mein Fazit: Toller Auftakt, ganz viele „Game of Thrones“-Vibes und dennoch hat man das Gefühl, dass dies etwas Neues ist. Neue, interessante Charaktere, neue Handlungsstränge, neue Intrigen, ein neuer, wenn auch altbekannter Kampf um den Thron. Und viele Drachen. Ob das Prequel in die großen Fußstapfen der Mutterserie treten kann?
„Time will tell.“ (Daemon Targaryen)
Die erste Staffel „House of the Dragon“ umfasst zehn Episoden und ist parallel zur US-Ausstrahlung in der Nacht zum 22. August auf dem Streamigdienst WOW und über Sky Q auf Abruf verfügbar. Am Abend des 22. August ist die Folge zudem um 20.15 Uhr auf Sky Atlantic zu sehen. Mehr zu den genauen Zeiten findet ihr hier. George R.R. Martin ist übrigens Co-Creator und Executive Producer. Hier seht ihr nochmal den Trailer (auf Englisch und Deutsch) – doch Obacht, dieser lässt den Fortgang der Handlung bereits deutlich durchscheinen.
Bilder: HBO
Mir hat der Drachenflug über King‘s Landing zu Beginn sehr gefallen, das hat einen schönen Kontrast zum GoT-Ende ergeben. Und an Legolas musste ich auch denken! Gespielt von Neil Patrick Harris… ;)
Oh ja, den Flug mochte ich auch sehr :)
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