Offensichtlich hat’s keiner so richtig leicht in Königsmund – das war schon zu Zeiten von „Game of Thrones“ so, und das ist in „House of the Dragon“ nicht anders. Ein Ansammlung von Intrigen, Bespitzelung, Verrat und Verzweiflung – gerade Folge 4 des GoT-Spin-Offs ist gefühlt nochmal dunkler als das, was wir bisher zu Gesicht bekommen haben.
Ich muss ja gestehen, dass ich irgendwie ein Fan von König Viserys geworden bin. Vor allem in Folge 3, als er ständig mit sich haderte und immer neue Pflichten im Dienste der Krone durchführen und durchleben musste, fand ich ihn stark, was auch an der Darstellung durch Paddy Considine lag. Auch in Folge 4 bleibt das so. Viserys hat’s aber auch nicht leicht, mit niemandem. Erst gibt er seiner Tochter Rhaenyra nach und lässt sie sich selbst einen Ehemann aussuchen. Doch dann kehrt sie unverrichteter Dinge ohne Mann und zudem zwei Monate früher zurück als gedacht. Kleiner Fanservice in der Eröffnungssequenz der Folge: Rhaenyra hält Hof auf Sturmkap, der legendären Festung der Baratheons, die wir in „Game of Thrones“ leider nie wirklich zu Gesicht bekommen haben. Und auch das Duell am Ende der Bräutigamschau ist nicht ohne Hintergrund: Hier bekriegen sich – mal wieder – Haus Bracken gegen Haus Schwarzhain, zwei Familien, die von den ersten Menschen abstammen und seit jeher verfeindet sind. Auch dieses Duell geht nicht unblutig aus.
Aber dann geht’s wie gesagt für Rhaenyra zurück nach Königsmund, weil auch hier nichts Passendes dabei war. Zufälligerweise erreicht sie praktisch zeitgleich mit ihrem Onkel Daemon den Hof und erlebt den Einzug Daemons, der nach kurzem Zögern von seinem Bruder – wie ein Bruder empfangen wird. Nach der kurzen und offensichtlich einmaligen Gelegenheit, die neuen Wandteppiche zu begutachten, ist’s auch schon Abend und Daemon lotst Rhaenyra raus aus der Burg, es geht durch die engen Gassen der Vorstadt, ins Theater, wo Rhaenyra ihr Leben vorgeführt wird. Es gibt Wein, Akrobatik, Feuer, Wahrsagerinnen – eine bunte Ansammlung von unterschiedlichen Talenten, und eine schöne Zwischenstation wie Abwechslung, wie ich finde. Schade, dass der Moment mit der Wahrsagerin nicht weiter ausgeführt wird. Hier gilt mal wieder der gute alte Spruch „Buchleser wissen mehr“, denn tatsächlich sagt die Wahrsagerin Rhaenyra ihr Schicksal voraus – hier angedeutet lediglich durch einen Feuersturm aus einer Drachenfackel.
Rhaenyra und Dameon lassen sich treiben, die Momente hätte man ruhig länger am Leben lassen können. Dann landen sie in einer Art Bordell, wo offensichtlich alles möglich ist. Rhaenyra und ihr Onkel lassen sich davon anstecken, doch bevor es zum Äußersten kommt, zieht sich Daemon zurück. Das Treiben bleibt natürlich nicht unbemerkt, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Wie jede gute Hand, hat auch Otto Hohenturm seine Spione überall in der Stadt, und es dauert nicht lange, bis ihm die Informationen zum Fehltritt der Prinzessin vorliegen. Nettes weiteres Easter Egg am Rande: Die Informationen kommen vom „Weißen Wurm“, wie es heißt, und auch hier wissen wir aus der Romanvorlage, dass sich dahinter niemand anderes als Mysaria, verbirgt, Daemons Geliebte. Sie deutet ihre Macht über Daemon in der Folge lediglich in einem kurzen Gespräch mit ihm an. „Weißer Wurm“ heißt es im Buch übrigens deswegen, weil sie strahlend helle, weiße Hautfarbe trägt. In der Serie trägt sie stets weiße Gewänder.
Otto erleidet in der Folge natürlich das Schicksal so vieler Boten: Auch hier ist der Überbringer der Nachricht der Leidtragende, obwohl er nichts für das Verhalten von Rhaenyra und Daemon kann. Die Prinzessin nutzt die Situation am Ende geschickt aus: Ihr Fehlverhalten hat sie zwar in eine Ecke gedrängt, aus der sie nicht mehr herauskommt, aber wenn sie schon Laenor Velaryon heiraten wird, dann muss zumindest Otto als Hand gehen.
Gerade dieser finale Moment zwischen dem König und seiner Hand ist stark inszeniert. Und auch ebenso gut gespielt, von Paddy Considine ebenso wie von Rhys Ifans, von dem wir uns nach Episode 4 offensichtlich leider verabschieden müssen. Schade eigentlich, seit der Serie „Berlin Station“ bin ich großer Fan von ihm und hatte mich extrem gefreut, ihn in „House of the Dragon“ zu sehen.
Nochmal zurück zu den Bordell-Szenen und dem allgemeinen Umgang mit dem Thema Sex in der Serie: Es ist einerseits ziemlich verwunderlich, wie offenherzig die zahlreichen Wandgemälde in der Burg gestaltet sind. Da wird nicht viel anderes gezeigt als dass, was unten in der Stadt passiert. Aber dafür sind die Bewohner:innen dieser Burg umso pikierter, wenn es um die Realität geht. Passt für mich einerseits nicht ganz zusammen, war aber bekanntlich in der Antike unserer Welt auch nicht viel anders. Viserys löst das aber am Ende auch ganz charmant auf, wenn er seine Tochter belehrt, dass es nicht darum geht, was sie tut, sondern welchen Anschein sie erweckt.
In der Szene gibt’s auch nochmal ein weiteres wichtiges Detail für „House of the Dragon“- UND „Game of Thrones“-Fans – den Azor Ahai-Dolch. Seine Inschrift trägt die Prophezeiung rund um den „Prinz, der verheißen wurde“. Den Dolch kennen wir natürlich schon, denn damit wurde das Attentat auf Bran Stark verübt, und Arya tötet mit dieser Waffe den Nachtkönig.
Was können wir in der nächsten Etappe erwarten? Ich tippe mal wieder auf einen Zeitsprung. Die Hochzeit von Rhaenyra mit Laenor dürfte etwas zu langweilig sein – auch Viserys‘ Hochzeit mit Alicent hatte man ja schon direkt ausgelassen. Daemon wird ins Exil geschickt, und eigentlich wäre es mal an der Zeit, die Handlung in Richtung der anderen Häuser etwas zu öffnen. Und wir wollen doch auch wissen, wie sich Klein-Aegon entwickelt. Und ich fürchte, wie müssen zusehen, wie sich Valerys körperlich noch weiter auflöst (buchstäblich) und wie er weiter leiden wird. Ich kann sagen – ich leide mit ihm, wirklich. Ansonsten gefällt mir die neue Serie wirklich gut, sogar deutlich besser als erwartet. Freue mich schon auf nächste Woche.
Bilder: HBO
Ich fand diese Episode auch richtig stark! Voller Intrigen, verzwickten Situationen, Verzweiflung. Der Ausflug von Rhaenyra und Daemon in die Stadt war eine schöne bildliche Abwechslung – und schauspielerisch war diese Folge ebenfalls absolut überzeugend.
Ich werden wohl nicht mehr warm mit den Leutchen … ich sehe nur jede Menge CGI und austauschbare Figuren. Eventuell mochte ich aber Games of Thrones zu sehr und versuche ständig zu vergleichen?
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