Nach seeehr langem Hin und Her, ob es nun wirklich zu diesem Spin-Off kommen würde, erschien im Frühjahr 2022 die erste Staffel von „How I Met Your Father“. Die zehn Episoden hatten ihre Probleme, konnten aber zumindest nostalgische Gefühle entfachen und mit zugedrücktem Auge für kurzweilige Unterhaltung sorgen. Nicht super gut, aber gut genug für eine Fortsetzung. Das Vertrauen in eine bestenfalls verbesserte Produktion war bei Hulu so groß, dass man Staffel Zwei direkt mal auf 20 Episoden aufgestockt hat. Diese Woche liefen (in den USA) die letzten beiden Folgen der Staffel, so dass es Zeit für ein Resümee ist. Der Nostalgie-Bonus ist weg, jetzt muss die Serie auf eigenen Beinen stehen. Schafft sie das? Naja. Geht so.
Die alte Leier…
Das Konzept ist weiterhin wie in Staffel Eins gegeben: Eine Gruppe Um-die-Anfang-Dreißiger sitzt größtenteils in einer Bar herum (was zugegeben selbstironisch auch in der Staffel selbst betont wird) und stellt sich den Problemen des Lebens, stets vom großen Thema Liebe motiviert. Erneut brauchte ich zwei Folgen, um die aus der Zeit gefallenen Lachkonserven ignorieren zu können. Allgemein zeigt der Einstieg mal wieder auf, wie stumpf die Serie teilweise doch ist.
Weniger dumm & doch dümmer
Ein bisschen Bewegung ist allerdings zu erkennen. Im Vergleich zur ersten Staffel hat man zwei Charaktere merklich angepasst: Charlie und Ellen. Ersterer wurde mir in Staffel Eins deutlich zu naiv und einseitig portraitiert. Das hat man tatsächlich reparieren können. Charlie hat seine cleveren Momente, konnte seinen liebhaften Hunde-Charme aber beibehalten. Sehr gut! Bei Ellen hat man den Irrsinnsgrad deutlich heruntergefahren. Das finde ich persönlich etwas schade, dürfte aber insgesamt ein harmonischeres Bild abgeben und dazu führen, dass sie als Charakter in der Breite akzeptierter ankommt.
Was bei den beiden verbessert worden ist, wird dann aber bei Sophie wieder eingerissen. Statt der lieblich-Tolpatschen aber doch souveränen Frau bekommen wir eine junge Frau zu sehen, die teilweise gar nichts mehr selbst auf die Reihe zu bekommen scheint. Das endet in absoluten Slapstick-Disastern – ich sage nur Shrimps-Planschbecken. Und hinten raus wird mir Alkoholkonsum viel zu stark verherrlicht. Man könnte nun sagen, es sei egal, ob man nun durch oder über etwas lacht, aber es kann nicht Ziel der Serie sein, dass Leute sie schauen, nur um sich darüber lustig zu machen.
Wo ist die Substanz?
Zum Glück nehmen diese Momente nicht überhand. Dennoch bleibt die Frage nach der Substanz. Schmerzlich bekommt man immer wieder zu sehen, wie das einst kultige Konzept aus „How I Met Your Mother“ kopiert werden möchte, mit krassen Theorien und ausgefallenen Traditionen aufzuwarten, die die Clique aufgebaut hat. Dass diese eigentlich erst seit ein paar Monaten in der Konstellation existiert, vergessen wir alle mal lieber schnell… Noch schneller werden aber die tollen Traditionen vergessen. Das existiert als Korsett für eine Episode und das war es. Running Gags, Rückbezüge oder zumindest die Illusion, dass etwas nicht nur als schnelle Idee für einen Gag oder als Rampe für einen Erzählweg genutzt wird, gibt es nicht zu sehen.
Die Geschichte ist zudem allgemein derart schnelllebig, dass sie utopisch anmutende Wendungen nimmt. Viele ach so innigen Beziehungen sind schneller vorbei als sie begannen und vieles ist extrem vorhersehbar in der Entwicklung. Noch schlimmer als das ist jedoch, dass so gut wie nichts in Erinnerung bleibt. Bei meiner Suche nach Bildern für diesen Beitrag habe ich kaum welche finden können, geschweige denn wirklich stellvertretende für gute Momente. Um ehrlich zu sein war ich mir bei vielen nicht sicher, ob sie nicht trotz meines „Season 2“-Suchbegriffes aus der ersten Staffel stammten, so austauschbar und flüchtig sind viele Situationen in der Serie.
Die teils wirklich magischen Nostalgie-Momente der ersten Staffel konnten zudem in keinster Weise erneuert werden. Das muss natürlich auch gar nicht, da „How I Met Your Father“ sich gerne eigenständig entwickeln darf und soll. Aber es gibt sie halt, die Gastfiguren und Kopfnicker aus und zur Hauptserie. Dieses Mal verpuffen sie aber größtenteils, vor allem der ganz große Star-Moment, hat mich extrem enttäuscht.
Das klingt jetzt alles extrem negativ, weshalb ich klarstellen möchte, dass nicht alles schlecht ist. Einige emotionale Momente sitzen, einige Gags auch, allgemein ist der Cast voll mit interessanten (wenn auch noch immer zu einseitigen und flachen) Charakteren. Allgemein kann man „How I Met Your Father“ weiterhin gut weggucken, eben auch weil es (zu) leicht gestrickt ist. Man muss halt nicht viel nachdenken, die Folgen sind kurz und insgesamt ist alles recht positiv gehalten. Aber um heutzutage unter all den Serien zu bestehen, braucht es halt dann doch mehr. Wer sagt, „How I Met Your Mother“ war doch in vielen Bezügen genau so: Ja. Und nein. Manche Aspekte waren genau so, ja, aber die waren damals zeitgemäßer und zudem frischer. Jetzt funktioniert es nicht mehr so gut oder wirkt wie eine eigene Kopie auf sich selbst. Und andere Aspekte waren damals eben nicht so, sondern besser ausgespielt. Vermutlich spielt aber auch hinein, dass wir uns alle seit HIMYM weiterentwickelt haben.
Hatte ich bei meiner Wertung zur ersten Staffel noch wohlwollend und eigentlich zu hoch angesetzte dreieinhalb Kronen vergeben, muss ich dann doch hart sein und dieses Mal gar von kurzeitig angedachten drei auf hart wirkende zweieinhalb Kronen runtergehen. Das ist dann halt nur noch aus der Zeit gefallenes Mittelmaß, so leid es mir tut. Es gibt die positiven Ausreißer nach Oben, sogar einigermaßen smarte und lustige Momente, die einen zum Schmunzeln oder gar leichten Auflachen bewegen, aber mindestens genauso viele unnötige Stumpfheiten stehen ihnen gegenüber. Der nostalgische Bezug zur Mutterserie „How I Met Your Mother“ ist zudem beinahe komplett verflogen. Der verfehlte große Star-Gastauftritt hat da sein Übriges für getan. Wäre das Schauspiel und Script nicht derart überdreht, könnte es sogar richtig gut sein. Persönlich denke ich, dass man sich keinen Gefallen damit getan hat, auf 20 Episoden hoch zu gehen. Mit Fokus auf die besten zehn Episoden hätten wir vielleicht vier Kronen hinbekommen können.
Superschlecht war es nicht, war es dann doch ein kurzweiliger Zeitvertreib. Aber eben auch nicht mehr. Es gibt lustigere, dramatischere, originellere und smartere Serien. Wer die erste Staffel gemocht hat, wird auch hier seine Momente und Folgen finden, wissen einige der Figuren doch stets zu unterhalten, egal, welchen Blödsinn sie da gerade fabrizieren. Und grundsätzlich hat die Serie ihr Herz am rechten Fleck.
„How I Met Your Father“ Staffel 3?
Noch ist nicht offiziell entschieden, ob wir eine dritte Staffel „How I Met Your Father“ zu sehen bekommen werden. Nachdem die zweite Staffel bereits gegen Mitte der Ausstrahlung von Staffel Eins verkündet worden war, werte ich das erst einmal als schlechtes Zeichen. Inhaltlich wird man aber mit Sicherheit einen Abschluss finden wollen – sei dieser nun in einer letzten längeren Staffel, einer kürzeren oder einem Film-Spezial. Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass es gar nicht weiter gehen wird. Über 200 Episoden wie „How I Met Your Mother“ wird „How I Met Your Father“ aber wohl nie erreichen werden. Selbst mehr als 50 sehe ich nach aktuellem Stand nicht.
Bilder: Hulu / Patrick Wymore / Disney+
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