Darknet, Deep Web, Hidden Web, Tor-Browser, Entry-Points, Tor-Knoten, Anonymisierungsdienste, Kryptocurrencies, Bitcoin, (Bit-)Coinmixer, Wallets – wem schwirrt denn auch schon der Kopf beim Lesen oder wer von euch kann auch mit (fast) jedem der vorgenannten Begriffe etwas anfangen? Vorsicht, wer sich hier zu vorschnell meldet. Man weiß ja nie, wer mithört, mitliest oder dich gerade beobachtet. Es ist nicht immer gut, überall Bescheid zu wissen, geht es doch hier um eine „Grauzone“ des Internets, die auch zum großen Teil für illegale Zwecke wie z.B. Drogenhandel missbraucht wird. Die jungen Protagonisten dieser zweiten Staffel der Serie „How to sell drugs online (fast)“, Moritz, Dan und Lenny, sind auf diesem Fachgebiet bereits alte Hasen. Betreiben sie doch auch schon über ein Jahr erfolgreich ihren Webshop mit ganz besonderer, da illegaler Ware. Erfolgreich war auch die Ausstrahlung der ersten Staffel, weswegen nun nur knapp ein Jahr nach der Erstveröffentlichung dieser Serie von Netflix am 21. Juli die sechs Folgen des Nachfolgers auf unsere Bildschirme gebracht wurden.
Worum geht es denn dieses Mal? Unsere gewohnten und ein bisschen lieb gewonnenen „Start-Up-Gründer“ sind auch ein wenig gealtert, stecken nun so richtig in der gefährlichen Pubertät und diese bringt, vielen von uns bekannt, ganz eigene Probleme mit sich. Das schöne und gar nicht mal so schwache Geschlecht spielt in dieser zweiten Staffel eine recht gewichtige Rolle. Moritz‘ Freundin aus Kindertagen, Lisa weiß noch immer nichts von der fast schon „Doctor-Jekyll-und-Mr. Hyde-ähnlichen“ Persönlichkeit ihres Schatzes, der ja auf den ersten Blick, ok, auch auf den zweiten und dritten eher wie ein Langweiler, Nerd, Streber und Loser wirkt. Dass gerade ihr Moritz auch CEO und Founder von MyDrugs, einem der weltgrößten Onlinedrogenumschlagplätze sein könnte, käme ihr doch nie in den Sinn. Auch wenn die Medien mittlerweile eifrig darüber berichten und spekulieren, wer denn der Kopf dieses kleinen Imperiums sein könnte.
Auch Lenny plagen nun nicht mehr nur Schuldgefühle aka schlechtes Gewissen wegen seiner Rolle innerhalb dieser kriminellen Machenschaften. Nein, auch zu ihm findet die Liebe ihren Weg, trotz mehrfach verschlüsselter Tor-Knoten und Fake-IP-Adressen, die selbstverständlich stets genutzt werden. Kira nennt sich seine bald schon Angebetete, die mit ihm so manches Hobby teilt, aber auch selbst so einiges auf dem (virtuellen) Kerbholz hat. Ihrem jungen Glück stehen viele Lügen und Ausflüchte sowie Missverständnisse im Weg, die es zu klären gilt, bevor es denn irgendwann vielleicht ein Happy End geben könnte. Verraten werden darf, dass Kira „vom Fach“ ist, Bits und Bytes für sie keine Fremdwörter darstellen und sie sich im Darknet genauso sicher bewegt wie ein Hamster in seinem kleinen Käfig.
Moritz‘ kleines Imperium geheim zu halten, hat nach wie vor oberste Priorität, doch eifersüchtige (Ex-) Freundinnen und neue Liebschaften sind leider nicht das einzige Problem, es droht auch Gefahr „von außen“. Die Redensart „Das Leben ist kein Ponyhof“ kennt ja wohl jeder. Moritz lernt in dieser zweiten Staffel am eigenen Leib, dass das Leben mit und auf einem Ponyhof, dank diverser, dunkler dort anwesender Gestalten, nicht wirklich ein Zuckerschlecken ist. Sagen wir mal so: Jeder, der irgendwie auch nur erahnt, dass Moritz und seine Crew ihre Finger im Drogenhandel haben, versucht sich ein Stück vom Kuchen zu sichern.
Nicht nur der Drogenhandel via Darknet als eines der bekannten Phänomene unserer Zeit wird hier thematisiert, auch Cybererpressung als sog. „Sextortion“ lernen wir kennen. Cyberkriminelle geben dabei vor, im Besitz eines kompromittierenden Videos zu sein, das angeblich auf dem Computer des Opfers aufgezeichnet wurde, und drohen, dieses online zu stellen und den Erpressten damit bloßzustellen. Leicht abzuwenden wäre diese Blamage durch Bezahlung eines bestimmten Betrags in Cybercurrencies wie dem bekannten Bitcoin. Wir sehen also, „How to sell drugs online (fast)“ will auch ein bisschen zur Bildung des geneigten Serienfans beitragen. Die eigene Webcam immer schön zukleben und niemals irgendwelche Links anklicken, die in E-Mails unbekannter Absender genannt werden. Ich weiß, auch das ist für viele eher ein „alter Hut“ als was wirklich Neues!
Was nun aber wirklich neu ist, fragt ihr euch? Albanische Drogenkuriere, Probleme mit den holländischen Hintermännern aka Drogenlieferanten, die gerne das Ganze noch größer aufziehen möchten, ein gezielter Mord an einer Dame, die zu viel wusste oder Querelen und Probleme heranwachsender Jugendlicher untereinander, die in Bildung neuer Grüppchen und Isolation einzelner Beteiligter enden. Abgerundet wird das ganze von den flotten Schnitten, die keine unnötigen Längen in den kurzen Einzelfolgen aufkommen lassen, passender musikalischer Untermalung sowie von einigen coolen Sprüchen wie:
„Arschloch bleibt dann eben Arschloch, egal ob man ’nen Penis oder ’ne Scheide hat.“ (Lisa zu Moritz‘ Mum)
„Ich glaube wir brauchen nur einfach noch jemand Blonden in der Gruppe, Diversity und so.“ (Lenny zu Moritz)
Die zweite Staffel knüpft nahezu nahtlos an die Vorgängerstaffel an, „MyDrugs“ floriert und die Einnahmen fließen. Interessant zu beobachten ist auch, welche Auswirkungen dies auf die einzelnen Seriencharaktere hat. Neue Charaktere wie Kira wurden eingeführt, einige davon sorgen auch für richtig Trouble, ohne das gelungene Grundkonzept der Serie zu stören. Ich habe mich stets gut unterhalten und hatte an einem Wochenende die komplette Staffel durch, die übrigens mit einem grandiosen Cliffhanger endet – kleiner Knopfdruck, große Wirkung und gut vergleichbar mit dem wohlbekannten Schmetterlingseffekt. (Edward N. Lorenz stellte die These auf, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann.) Hier stellt dieser eine Knopfdruck die virtuelle Beteiligung am MyDrugs-Imperium der drei Freunde und somit wohl ihr komplettes Leben auf den Kopf. Was die Drehbuchschreiber und Produzenten daraus machen, bleibt spannend. Ich freue mich auf Staffel 3.
Wie Maik in seinem Beitrag kürzlich mitgeteilt hat, gibt es diese auch bald zu sehen, vielleicht schon im Sommer 2021.
Wie sagte schon ein unbekannter Philosoph:
„Drogen und Geld sind gut, nur der Mensch ist schlecht.“
Bilder: Netflix
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