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Shalom Motherf***er

Review: Hunters – Staffel 1

6. März 2020, 15:38 Uhr
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Es bedarf derzeit leider keiner Zeitreise, um Zeuge von rassistisch motivierten Verbrechen zu werden. Ein Blick auf die gängigen Nachrichtenportale reicht, um zu erkennen, dass die Gefahr von Rechts real ist. Das hochkarätig besetzte Amazon Original „Hunters“ thematisiert die Bedrohung durch in den USA lebende Nazis, wenn auch nicht ganz so differenziert, wie man sich das vielleicht wünschen würde. In 10 Episoden erzählt die Serie von einer bunt gemischten Truppe von Nazijägern, die es auf ehemalige Nazi-Beamte abgesehen haben, die im New York des Jahres 1977 im Untergrund operieren. Als die Großmutter des jungen Jonahs von Nazis ermordet wird, schließt er sich dem Rachefeldzug unter Anführer Meyer Offerman an.

Was für ein Cast: Schauspiellegende Al Pacino, Jungdarsteller Logan Lerman (bekannt aus „Percy Jackson“) und „How I Met Your Mother“-Star Josh Radnor. Dazu ein cooler Look, der an die Exploitation-Filme der 1970er Jahre erinnert. Da kann eigentlich nicht viel schiefgehen, sollte man meinen. Doch Drehbuch-Autor David Weil, dessen Großeltern Holocaustüberlebende sind, schafft es der tragischen Thematik eine oberflächliche, mit Rachefantasien ausgeschmückte Story aufzusetzen. Meyer Offerman versammelt ein Team um sich, bestehend aus einem Vietnamveteranen, einer britischen Agentin, einem erfolglosen Schauspieler, einer Black Panther-Aktivistin und einem älteren Rentner-Pärchen, die alle eine tragische Kriegsgeschichte gemein haben. Sie ziehen los und entlarven ehemalige, hochrangige Nazi-Offiziere, die seit dem Ende des zweiten Weltkriegs in den USA untergetaucht sind und im Verborgenen die Gründung eines vierten Reichs planen. Bei ihrem Vorgehen sind die Jäger nicht zimperlich und so kommt es regelmäßig zu drastischen Gewaltdarstellungen. Das Problem dabei ist, dass die Serie zum einen Selbstjustiz in gewisser Weise legitimiert und zum anderen die Nazis eindimensional darstellt. Sie sind durchweg böse Schurken, die eine reißbretthafte Figurenzeichnung aufweisen. Ihre Taten, die auch immer wieder in Rückblicken gezeigt werden, sind schrecklich, aber durch die Überzeichnung wirken sie unecht und unterscheiden sich damit kaum von Fantasiewesen wie beispielsweise außerirdischen Monstern.

Hunters-Team

Kürzlich kritisierte das Holocaust Museum in Auschwitz, dass die Serie durch seine unrealistische Darstellung Holocaustleugnern zuspiele. Insbesondere mahnten sie die Szene an, in der Nazis mit jüdischen Insassen eines KZs Schach spielen. Dieses Spiel hat es so nie gegeben. Autor David Weil begründete die Szene damit, dass sie stellvertretend für die grausame Systematik der Nazis stehe. Anders aber als das offensichtliche Vorbild „Inglorious Basterds“ von Quentin Tarantino, gelingt es „Hunters“ weder eigene, neue Ansätze zu kreieren, noch eine moralische Orientierung zu bieten. Schade eigentlich, denn als ausführender Produzent sitzt immerhin Jordan Peele im Sattel, der mit Filmen wie „Get Out“ dem Horrorgenre neue Aspekte hinzufügen konnte. Positiv fallen aber die Schauspielleistungen auf, die alle sichtlich Spaß an der Racheorgie hatten. Vor allem Josh Radnor legt einen Spielwitz an den Tag, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Er mimt den Schauspieler Lonny Flash, der in manchen Szenen an Johnny Depps Darstellung in „Angst und Schrecken in Las Vegas“ erinnert. Besonders sehenswert sind die witzigen Werbespot-Einschübe mit ihm.

Hunters-Josh-Radnor

Al Pacino tut das was er am besten kann: Mit großen Gesten fesselnde Reden halten. Selbst mit seinen inzwischen 79 Jahren scheint er nichts von seinem Talent eingebüßt zu haben.

Hunters-Al-Pacino

Die übrigen Figuren verblassen hingegen ein wenig. Logan Lermans Jonah macht immerhin eine halbwegs nachvollziehbare Entwicklung im Laufe der ersten Staffel durch. Nach anfänglicher Schockstarre, den der Mord an seiner Großmutter ausgelöst hat, brodeln in ihm Rachegedanken auf. Da kommt Offermans Nazijägertruppe genau zur richtig Zeit, wobei er trotz schneller dechiffrierfähigkeiten von den anderen noch als Jungspund angesehen wird. Und dann ist da noch die Ermittlerin Millie, die von Jerrika Hinton gespielt wird. Sie deckt sowohl die Machenschaften der Nazis nach und nach auf, als auch Offermans Rachepläne. Daneben hat sie als afroamerikanische Homosexuelle ihre ganz eigenen Probleme zu bewältigen.

Hunters-Jerrika

Keine Frage, auch optisch überzeugt die Serie, die mit vielen Details das 70s Feeling aufleben lässt. Allerdings will der lupenreine Look nicht ganz zur Thematik passen und nimmt damit dem historischen Grauen die Authentizität. Mit einer Laufzeit von mindestens einer Stunde pro Folge (die Pilotfolge schlägt sogar mit 1:30 Stunde zu Buche) tut sich die Serie meines Erachtens auch keinen gefallen. Immer wieder kommt die Handlung ins Stocken oder dreht sich im Kreis. Und wenn zum Ende hin die Schlacht gewonnen zu sein scheint, so ist der Krieg noch lange nicht vorbei.

„Sie sind immer noch da. Was haben wir erreicht? Wir haben ein Komplott gestoppt, mehr nicht. Sie werden weitermachen. Sie sind überall. Sie sind auf der Straße, sie tauchen im Fernsehen auf, sitzen in Vorständen, in der Politik. Sie unterwandern das Land und deswegen müssen wir tun, was wir tun. Das ist der Grund, weshalb wir Dinge tun müssen, die falsch sind. Wenn wir es nämlich nicht tun, wer dann?“

Fazit

Trotz großartigem Staraufgebot und coolem 70s Look, enttäuscht die Rachefantasie durch eine flache Story und einseitige Charaktere.

„Hunters“ ist auf Amazon Prime Video abrufbar.

Bilder: Amazon Prime Video

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Freitag, 6. März 2020, 15:38 Uhr
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