In der zweiten und auch schon finalen Staffel des alternativen Historiendramas „Hunters“ verfolgen diesmal die Nazijäger:innen um Jonah den größten Verbrecher aller Zeiten. Nach den Geschehnissen in Staffel 1 haben sich die Wege der einst von Meyer Offerman (Al Pacino) zusammengestellten Truppe getrennt. Zur Erinnerung: Offerman entpuppte sich als Nazi Doktor Wilhelm Zuchs, der die Identität des Juden Meyer Offerman angenommen hat. Der Wolf im Schafspelz wurde daraufhin von Jonah zur Strecke gebracht. Auch nach Offermans Ableben müssen aber Pacino-Fans nicht auf Auftritte des Hollywood-Stars verzichten. In Rückblenden wird nämlich der Werdegang des ehemaligen Nazis nachgezeichnet. Von der Gründung seiner Nazijägereinheit 1975 bis zum Mord an Jonahs Großmutter Ruth. Pacino tritt aber deutlich weniger und reservierter in Erscheinung als noch in Staffel 1. Außerdem wird er meines Erachtens nach für einen Verbrecher weiterhin viel zu sympathisch dargestellt. So gibt er den Opportunisten, der einfach nur das System ausnutzt, um sein Überleben zu sichern.
Die Suche nach dem immer noch sehr lebhaften Adolf Hitler (gespielt von Udo Kier) vereint das Team erneut und setzt eine zugegebenermaßen spannende Verfolgung quer über die Welt in Gang. Stand in Staffel 1 noch der Rachegedanke im Fokus, scheint jetzt das Sinnen nach Gerechtigkeit an oberster Stelle zu stehen. Hitler soll nämlich nicht umgebracht werden, sondern sich seiner Verantwortung vor Gericht stellen. Warum der gealterte Hitler aber immer noch seinen auffälligen Schnäuzer trägt, bleibt offen und dürfte rein der visuellen Wiedererkennung für die Zuschauenden dienen. Dazu passen auch die blassblauen Augen, die ihm durchaus eine gewisse Bedrohung verleihen. Bedauerlicherweise bleibt es bei den optischen Merkmalen, denn man erkennt in Kiers Spiel nur wenig von dem, was einem aus historischen Videoaufnahmen aus den 1940ern geläufig ist.
„Wir jagen Nazis und tilgen sie von dieser Welt.“ – Chava
Eine gute Figur macht immerhin Jonah Darsteller Logan Lerman, der seine Reife nicht nur durch lange Haare und Vollbart augenscheinlich untermalt, sondern auch charakterlich gewachsen ist und deutlich entschlossener wirkt. Dazu kommt die neue mysteriöse Figur namens Chava (gespielt von Jennifer Jason Leigh), die sich später als Jonahs verschollene Tante entpuppt. Durch sie kommt es zu ein paar interessanten Verwechslungen und Wendungen. Die anderen Figuren wie beispielsweise Roxy (Tiffany Boone), Mindy (Carol Kane) und Lonny (Josh Radnor) bleiben aber unglücklicherweise weiterhin unterentwickelt. Da wäre durchaus mehr drin gewesen – vor allem in Hinblick auf die Team-Dynamik.
Kurz vor Schluss nimmt die Serie nochmal eine unnötige Abzweigung. Die mit „Das Haus“ betitelte Folge ist nur lose mit der restlichen Story verwoben und erzählt die Geschichte der Familie Hänsom, die während des zweiten Weltkriegs in ihrem Haus Juden versteckt hält. Die Familie wird mehrmals von Nazis aufgesucht und bemüht sich dabei nicht aufzufliegen. Leider erinnern manche Szenen eher an eine Tarantino-esque Version von „Kevin allein zu Haus“ als an reale Schrecken. Am Ende gelingt es Jonah Hitler dann doch vor Gericht zu bringen und es kommt zur alles entscheidenden Gerichtsverhandlung, die mit plumpen Plädoyers über den teuflischen Verbrecher daherkommt. Selbst die Zeugenaussagen der Überlebenden wollen nicht so recht überzeugen und versuchen eher zu schocken. Derweil marschieren rechte Gruppierungen auf, um den Führer aus der Haft zu befreien. Da werden direkt Erinnerungen an den Sturm auf das Kapitol in den USA im Jahr 2021 oder den jüngsten Krawallen in Brasilien wach. Tatsächlich gelingt es ihnen den gebrechlichen Hitler vor seiner Inhaftierung aus dem Gebäude zu holen, doch Jonah vereitelt den Plan in letzter Minute. Eigentlich hatte sich Jonah vorgenommen die Nazi-Jagd nach Hitlers Festnahme einzustellen, doch als er in den Flitterwochen einen auffälligen Deutschen wahrnimmt, weiß man, dass es noch lange nicht vorbei ist. Zum Glück hat Amazon der Serie aber den Stecker gezogen. Dadurch bleiben uns weitere oberflächliche Geschichtsrevisionen erspart.
Fazit
Die Fortsetzung der Nazi-Jagd-Saga setzt diesmal mehr auf Thrillerelemente und etwas weniger auf rohe Gewalt, allerdings bleiben die Figuren auch im Finale weiterhin eindimensional und vor allem die Schurken völlig überzeichnet.
„Hunters“, Staffel 2 ist auf Amazon Prime Video abrufbar.
Bilder: Amazon Prime Video
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