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Ein Mann jagt die Mafia

Review: Il Cacciatore – The Hunter – Staffel 2

25. September 2020, 16:58 Uhr
Il-Cacciatore-Staffel-2-Titelbild

Im kommenden Jahr soll der ehemalige Gangsterboss Giovanni Brusca nach einer 30-jährigen Haft entlassen werden. Die neue Staffel der Mafia-Serie „Il Cacciatore – The Hunter“ erzählt, wie es im Jahre 1996 zu seiner Erfassung kam. Zur Erinnerung: Die beiden Staatsanwälte Carlo Mazza und Saverio Barone haben zusammen mit der Anti-Mafia-Sondereinheit Anfang der 1990er der sizilianischen Mafia den Kampf angesagt und in der ersten Staffel den Boss der Bosse Leoluca Bagarella gestellt. An seiner statt ist nun der brutale Brusca nachgerückt, der auch den zwölfjährigen Sohn eines Kronzeugen entführt hat. Noch fehlt jede Spur von dem Jungen.

„Bereit?“

Die zweite Staffel setzt die Geschichte der Jäger und Gejagten fort. Ein neuer Hinweis auf den Aufenthaltsort von Brusca und dem jungen entfacht in Barone erneut den Ehrgeiz den Verbrecher zu fassen und das Kind zu retten. Dieses Ziel setzt er erneut über alles, worunter seine Beziehung zu seiner Frau und der gemeinsamen Tochter leidet. Schauspieler Francesco Montanari zeigt einen Staatsanwalt, der seine anfänglichen Zweifel abgelegt hat und deutlich selbstbewusster auftritt. Beflügelt von der Erfassung von Bagarella strebt er nun nach der nächsten großen Verhaftungswelle. Die Jagd ist für ihn zur Sucht verkommen. Selbst als seine Frau Giada auszieht, erkennt er nicht, dass er dabei ist, sein Privatleben zu zerstören. Anders sein Kollege Carlo, der seiner Familie versprochen hat nach der Festnahme der letzten Mörder der berühmten Staatsanwälte Falcone und Borsellino sein Amt und seinen Schnurrbart abzulegen. Dass ihm die Entscheidung nicht leicht fällt ist Darsteller Francesco Foti in jeder Sekunde anzusehen.

Il-Cacciatore-Staffel-2-Saverio-Barone-Carlo-Mazza

Nicht nur die Gefühlswelt der Staatsdiener wird näher beleuchtet, sondern auch die Facetten der Kriminellen. Im Fokus steht hier besonders Enzo Brusca, der jüngere Bruder von Giovanni. Er verliebt sich in die Rocksängerin und Nachbarin Maria. Zwar wirkt die Annäherung zwischen den beiden etwas konstruiert, dafür ist deren Gemeinsamkeit interessant. Sie sind nämlich davon überzeugt, dass Außerirdische auf der Erde landen und sie mitnehmen werden. Enzos Glaube daran, lässt sich als Wunsch nach einem Ausbruch aus der Welt des organisierten Verbrechens und der Unterdrückung durch seinen älteren Bruder deuten. Giovanni hält derweil weiterhin an seinen brachialen Methoden fest, während die Mafiosi Provenzano und Aglieri auf weniger Gewalt und dafür auf umso mehr institutionellen Einfluss setzen.

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Die zweite Staffel ist ein Auf und Ab der Gefühle, des Tempos und des Hoffens. Auf jede gelungene Aktion der Kriminalpolizei, folgt eine bittere Enttäuschung. Dem Zuschauer wird das Schicksal des entführten Jungen bereits nach der zweiten Folge offenbart, wohingegen die Ermittler noch im Dunkeln tappen. Dieses Wechselspiel aus Licht und Schatten zeigt sich auch bildlich. Im einen Augenblick befindet man sich vor der malerischen Kulisse der Mittelmeerküste und in der anderen in einem düsteren Keller. Da eine Schießerei, hier ein Gerichtsprozess.

„Verbrecher zu schnappen ist nur die Hälfte unserer Arbeit. Dann sind da die Prozesse.“

Auch musikalisch werden diese Höhen und Tiefen untermauert. Von ruhigen Pianostücken zu temporeichen und adrenalintreibenden Nummern. Daneben haben mir auch wieder die kleinen Details gefallen, wie ein codiertes Telefonbuch, welches von Spezialisten dechiffriert werden muss. Auch die Tatsache, dass die gefährlichsten Verbrecher die lausigsten Autos fahren, aber dafür eine große Villa in den Bergen haben, wirkt glaubhaft. Als zum Ende hin einige der Bösen gefasst werden, will sich aber noch keine Genugtuung einstellen. Denn sowohl Barone als auch der Zuschauer wissen, dass die Jagd noch nicht zu Ende ist. Ironischerweise entscheidet sich am Schluss Giovanni Brusca dafür mit der Polizei zu kooperieren. Damit macht er sich selbst dessen schuldig, was er dem Vater des entführten Jungen Jahre zuvor vorgehalten hat.

„Wir zerschlagen die gesamte Cosa Nostra.“

Fazit

Die auf wahren Begebenheiten beruhende Fortsetzung des Justizthrillers überzeugt wieder durch eine starke Inszenierung und guten SchauspielerInnen. Wer gefallen an der ersten Staffel hatte, ist auch hier gut aufgehoben. Wer allerdings neue Ansätze und Ideen erwartet, dürfte etwas enttäuscht werden.

„Il Cacciatore – The Hunter“, Staffel 2 ist auf Magenta TV zu sehen, sowie auf DVD und Blu-Ray (Partnerlink) erhältlich.

Bilder: Beta Film

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Beitrag von:
Freitag, 25. September 2020, 16:58 Uhr
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2 Kommentare

  • Rumold

    Sehr schön! Diese Serie war leider komplett an mir vorbei gegangen, dabei mag ich gerade italienische Produktionen zu diesem Thema sehr. „Allein gegen die Mafia“ (alt aber klasse) oder „Gomorrha“ (vielschichtig, spannend, authentisch) haben mich wirklich gefesselt. Und da ich mich tatsächlich noch ziemlich gut daran erinnern kann, wie oft die italienische Mafia in den 90ern in deutschen Nachrichtensendungen auftauchte, ist es heute nur um so spannender, durch „Il Cacciatore“ die Hintergründe der damaligen Ereignisse zu verstehen. Ich habe die erste Staffel jetzt zur Hälfte durch, und freue mich echt schon auf den Rest (zweite Staffel inklusive)!
    Besten Dank also für diesen hervorragenden Tipp.

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