Zur Feier des Tages anlässlich der Veröffentlichung der ersten Staffel von „Into the Badlands“ bei Amazon Prime in deutscher Synchronisation habe ich mir noch mal mein Hattori-Hanzō Schwert geschnappt, meinen schnieken Ledermantel übergeworfen und meine alte Tom Cruise Gedächtnissonnenbrille herausgekramt. Wenn auch ihr soweit seid, kann es ja mit dem Staffelreview losgehen. Ein Motorrad benötige ich nicht, die Staffel hat ja nur sechs Folgen.
Die erste Staffel ist schon seit einiger Zeit bei Amazon erhältlich und so hatte ich ziemlich zeitnah zur jeweiligen Originalveröffentlichung Ende 2015 die sechs Folgen der Staffel in der OV gesehen. Für einen alten Martial Arts Fan, der einen DVD Schrank voller asiatischer Filme vorzuweisen hat – in den meisten von diesen Filmen können Schwertkämpfer fliegen und bekämpfen sich hauptsächlich im Fluge – ist die erste Staffel dieser actiongeladenen SF-Serie eine wahre Freude. Ich habe (glaube ich) noch nie so gute Kampfszenen in einer Serie gesehen. Wahnsinn! Die sechs Folgen machen großen Spaß. Und ja, der Trashfaktor ist hoch, die Logik der Handlung niedrig und vorhersehbar und die Schauspieler werden bis auf zwei Aufnahmen wohl nie in die Nähe einer Award Auszeichnung kommen. Was nicht schlimm ist, denn „Into the Badlands“ ist tollstes guilty pleasure ohne den Kater am nächsten Morgen. Wer ein Amazon Prime Konto sein Eigen nennt, sollte da unbedingt mal reinschauen. Und die sechs Folgen sind auch ganz schnell vorbei. Ganz ohne Ironie: leider.
Handlung
Die Serie spielt in einer fernen, fernen Zukunft (nicht Galaxis), in der zwar noch die Menschen auf der Erde wandeln, diese aber wieder in einer Feudalgesellschaft leben. Diese Badlands sind aufgeteilt auf sieben Zonen, die untereinander im Handel leben aber autark durch ihre jeweiligen Barone regiert werden. Und das mit harter Hand. Zwischen den Herrschenden und ihren Familien und den normalen Arbeitern stehen die sogenannten Clipper. Die Aufgabe der Clipper ist die Bewachung und der Schutz des Barons und seiner Familie, des eigenen Gebietes und der Arbeiter. Und natürlich der Schutz vor den anderen Clippern bzw. Baronen. Denn auch wenn die sieben Herrscher aufgrund ihrer Ressourcen und Bodenschätze voneinander in einem gewissen Grade abhängig sind, sind sie sich doch eher spinnefeind als dass sie Abends mal ein Bierchen zusammen trinken würden. Jeder misstraut hier jedem.
Der mächtigste und zugleich auch brutalste Baron ist Quinn. Er kam wie so viele Barone vor ihm auf altmodische Art und Weise an seine Position. Als Clipper eines Barons erlernte er von diesem die Kampfkünste um ihn dann irgendwann einmal zu ermorden. So setzt Quinn natürlich alles daran, dass es seine Clipper gut bei ihm haben.
Einer dieser Clipper ist Sunny, die zweite Hauptfigur. Sunny ist nicht nur irgendein Clipper sondern der fähigste Clipper weit und breit, zudem ist er für die Ausbildung der Clipper zuständig. Das Besondere an Sunny ist, dass er nicht in jener Zone geboren wurde sondern als Kleinkind von Quinn (da war er noch ein Clipper) und seinen Leuten gefunden wurde und als Colt (Clipperanwärter) erzogen und ausgebildet wurde. Er kann sich also nicht wirklich an seine Herkunft oder seine Familie erinnern. Aber das ändert sich. Natürlich.
Die Handlung beginnt mit einem Überfall auf einen Fahrzeugkonvoi den Sunny beobachtet und dabei den einzigen Überlebenden findet: M.K.. Sunny nimmt sich diesen Jungen an, da er erkennt, dass ihn etwas Geheimnisvolles umgibt. M.K. wird so zum Colt von Sunny und beide erkennen nach und nach zwei Dinge: sie haben möglicherweise mehr gemeinsam als zunächst gedacht und auf den Kopf des Jungen ist ein Lösegeld ausgesetzt, da er als der „Auserwählte“ angesehen wird.
Und schon sind wir bei der „Witwe“, die jüngste Baronin in den Badlands, welche sich hauptsächlich weibliche Clipper hält. Wie die ausgezeichnete Kampfkünstlerin zu ihrer herrschenden Position gekommen ist, überlasse ich mal der Fantasie des Lesers, sage nur so viel, der Spitzname kommt nicht von ungefähr. Die Witwe ist es auch, die hinter M.K. her ist, um mit ihm die Macht über die Badlands an sich zu reißen.
Denn M.K. umgibt nicht nur ein großes Geheimnis sondern auch eine ungeheuerliche Macht, die er anfangs nicht zu bändigen weiß. Wohl dem, der in Sunny seinen Ausbilder gefunden hat.
Auch wenn dieser nach und nach einen ganz eigenen Plan verfolgt.
Bewertung & Meinung
Die Serie macht großen Spaß, wenn man sie so annimmt, wie sie ist und keine Fragen stellt oder die schauspielerischen Fähigkeiten der meisten Schauspieler zu sehr in den Mittelpunkt seiner Meinungsfindung stellt. „Into the Badlands“ ist Großer-Jungen-Spaß. Atemberaubende und intelligente Actionszenen, ein Badass-Charakter nach dem Anderen (weiblich wie männlich) und ein gewisser Brocken Humor schwingt auch überall mit. Die Serie nimmt sich nicht allzu ernst, so sollte sie daher auch angenommen werden. Man weiß, was man kann (Action) und fokussiert sich auf seine Stärken. Man weiß aber auch, was man eher sein lassen (Figurenaufbau, ausgeklügelte Charaktere und Dialoge) und somit nicht allzu sehr den eigentlichen Schwerpunkt auf diese Punkte legen sollte. Was die Serie nicht tut.
Natürlich ist die Serie keine Aneinanderreihung von Actionszenen. Die für die Handlung notwendigen Dialoge, Storyentwicklungen und Entscheidungen sind schon recht passabel angeordnet und aufgebaut. Sie lassen einem nicht mit einem offenem Munde zurück aber sie verschrecken einem auch nicht. Ich würde das mal als ausgewogen bezeichnen. Auch wenn es schon fast lustig ist, dass eigentlich alle Figuren ihre Geheimnisse haben und alle irgendetwas vor den Anderen verstecken, entweder um ihre Position nicht zu gefährden oder eigene Pläne zu verwirklichen. Das ist in toto natürlich zu viel des Guten, ist hier aber nicht weiter wichtig. Zumindest nehme ich das nicht als wichtig für mich an, ich nehme es einfach mit.
Es gibt tolle Szenen, in denen man schon erkennen kann, dass man einem Marton Csokas (Quinn) auch mehr Dialogzeit hätte einräumen können. Aber auch wieder Szenen, in denen man merkt, dass sich ein Daniel Wu (Sunny) auf dem „Schlachtfeld“ wohler fühlt als auf einer Poetry Slambühne. Allein der Name Daniel Wu steht für höchste Actionansprüche, die die Serie wie schon erwähnt vollends erfüllt. Allerdings muss Wu auch gar nicht den großen Mimen … äh mimen, denn seine Rolle des Sunny ist klar der des Lone Wolf, Lone Rider und Lone Warrior. Und diese Figurenzeichnung passt dann wiederum ganz gut zu Daniel Wu. Die Szenen mit der geheimen Freundin des Clippers, Veil, sind zwar jetzt nicht tapsig, versprühen aber nicht unbedingt „big love“.
Die Serie basiert lose auf einer der großen chinesischen Werke, einem der vier klassischen Romanen Chinas, der „Die Reise nach Westen“. Aber wie gesagt, sehr lose. Wer „Die Reise nach Westen“ kennt, wird Andeutungen erkennen, das Wissen um den Roman ist aber nicht ausschlaggebend, für den vollumfänglichen Genuss der Serie. Es sei hier nur vollständigkeitshalber erwähnt.
Die AMC Serie „Into the Badlands“ überzeugt durch ihre Martial-Arts Szenen und die grds. Entscheidungsgrundlage, immer den coolsten Ausweg zu nutzen. Trashige guilty pleasure Serie für alle, die schon früher nach einem Rocky, Bruce Lee oder Dolph Lundgren Film nicht zum Lachen in den Keller gegangen sind sondern mit zusätzlichen Gewichten an den Füßen eine Stunde lang durch den nahegelegenen Wald gejoggt sind, um das Adrenalin zu verarbeiten und im Geiste die Szenen mit seiner Selbst nachzuspielen.
Bilder: AMC
Ich hab die erste Staffel so vielen Leuten empfohlen, denn wie schon in der Review geschrieben: so tolle Kampfszenen kennt man gar nicht aus westlichen Serien. Und durch Badlands hab ich erst mal gemerkt wie sehr mir das auch mittlerweile in Filmen fehlt – ein richtig guter durchchoreografierter glaubwürdiger Kampf bei dem man auch immer sieht wer wen bekämpft und was macht. Durch schnelle Cuts in den meisten Filmen ist es da echt schwer immer zu folgen wer da überhaupt grad einen Treffer gelandet hat.
UND Daniel Wu!! Ich gönn ihm das so sehr eine Hauptrolle in einer amerikanischen Produktion bekommen zu haben, weil ich schon ewig seine Filme schaue. Und überhaupt sind Asiaten echt unterrepräsentiert in Film und Fernsehen (frage mich ob überhaupt ein Asiate mal einen Oscar bekommen hat – wahrscheinlich eher nicht).
liebe Grüße
Prima, dann wären wir schon mal zu Zweit. Und ich stimme dir zu, die veryoutubung von Actionszenen ist mir auch schon aufgefallen.
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