Die letzten Wochen hatten die „iZombie“-Macher vieles richtig gemacht und alle Handlungsstränge der Staffel gekonnt zusammen laufen lassen. Doch statt des großen Höhepunktes setzt es am Ende nur halbgare Halblösungen zu sehen. Viel zuvor mühsam Aufgebautes wurde achtsam in drastischer Kürze über Bord geworfen, was Daseinsberechtigungsfragen noch und nöcher aufkommen lässt.
Dabei waren zu Beginn der Folge vermutlich neben Ravi auch ein paar andere Leute außer sich vor Aufgeregtheit. Okay, bei ihm hatte es den Grund, dass fortan keine Hirne mehr nach „New Seattle“ geschafft werden sollten – und dass Peyton überraschend von ihrem (komplett ohne dortige Aufnahmen über die Bühne gebrachten) Washington-Trip zurückgekehrt ist. Wenig bis keine Kommunikation eines Stranges, der weitaus werthaltiger hätte sein können. Aber hey – Sex. Da kann man schon einmal andere Dinge vergessen. Wie den Bald-Tod der besten Freundin und Arbeitskollegin oder dass jemand etliche Male bei einem anruft. Clive wird zum Glück gerade noch vor der Zombieifizierung bewahrt.
„Paul Rudd, he‘s a good guy.“ (Chase)
Dann beginnt die amateurhafte Choreografie eines Tages. Die Renegade-Dokumentation geht online und sammelt binnen gefühlter Minuten 275.000 Views. Auch Father Loves Video-Ansage scheint die Leute in bester Bibi-Manier online zu erreichen. Stets ist die Rede von „Tausenden hier“, „Hunderte dort“. Am Ende wird uns versucht, viel Chaos zu schildern, zu sehen bekommen wir (kostenbedingt) jedoch nur ein paar Dutzend Statisten, die (natürlich) aus einer verschleiernden Gaswolke emporstürmen. Nettes Bild – aber so recht will das von genau einem Pressevertreter geschilderte Grauen nicht rüber kommen. Da wirkt es beinahe selbstkritisch ironisch, wenn Father Love davon spricht „von hier gar nichts sehen zu können“.
Aber Father Love hat eh nur eine kurze Verweildauer. Auch wenn sein Ableben durch das Einbeziehen Blaines schon länger nicht wirklich verwunderlich war, wirkte dieser mir von Beginn an unliebe Nebenstrang so nun vollends überflüssig. Ein bisschen Aufruhr hier und da, aber so recht etwas für die Story getan hat das durchaus mit Potenzial gesegnete Kirchen-Kult-Setting nicht.
Noch erstaunlicher ist, dass bei Levon aber mal verdammt kurzer Prozess gemacht wurde. An sich ist das eine willkommene Abwechslung zu den sonst üblichen Abschieds-Melancholiken, aber so? Einzig die mir viel zu überspitzt dargebotene Trauer-Trotzphase Livs reflektierte, dass da gerade mir nichts dir nichts ein Charakter von uns gegangen ist. Mitten im Satz. In ähnlich unhektischer Manier tötet Liv Chase. Vielleicht sollte damit die Panel-Ursprungsform der Comic-Vorlage gewürdigt/imitiert werden, vielleicht die in Herzschlag-Manier aussetzende Wahrnehmung Livs – aber für mich fehlte da so ziemlich alles an Atmosphäre. Das hat mich nicht gepackt und war der eigentlichen Situation nicht angemessen.
Und schon war irgendwie alles vorbei. Das ach so groß aufgezogene Drama an mehreren Ecken und Enden im Keim erstickt. Major wird neuer Ober-Major und alles soll anders werden in der Stadt. Fillmore Graves als Partner für die Stadt und gegen die auswärtige Armee. Dazu sollen Blaine und Don E schmuggelnd dabei helfen, die Stadt vor dem Hungerchaos zu bewahren. Ach ja, und auf die Schnelle wird natürlich noch ein paar Minuten nach der Hektik mal eben eine Hochzeit zwischengeschoben.
„And now if you‘ll excuse us, I‘m taking this man home, where I‘m gonna literally sex him to death.“ (Dale)
Ein Biss(chen) Wackelpuddinghirn soll es dann auch noch geben. Direkt erschließt sich mir jedoch nicht, wieso Liv das zunächst ganz essen soll? Müsste Ravi nicht so kleinteilig wie möglich vorgehen und versuchen, das Heilmittel zu extrahieren, strecken und duplizieren? Gerade bei dem ach so menschlichen Akt, die vermeintliche Heilkur abzutreten müsste doch irgendwer darauf kommen, dass es vielleicht reichen könnte, wenn beide jeweils ein halbes essen?
Nach 41 Minuten wurde es dann das erste Mal wirklich emotional für mich. Die Pool-Überraschung für Liv, die hatte was. Etwa zwanzig Sekunden später war die Folge dann aber auch bereits zuende.
Ne, das war nichts. Enttäuschend, möchte ich gar meinen. Nicht einmal im sonst so starken Dialog konnte das Staffelfinale auch nur annähernd abliefern, was erhofft wurde. Dagegen gab es viele zerschlagende Luftschlösser sowie die Erkenntnis, dass eben doch nicht jeder angerissene Strang letztlich zu einer (zumindest bisher) wirklich sinnvollen Konsequenz führt. Vielleicht ergeben sich ja durch Father Loves Tod tatsächlich noch Entwicklungen bei Blaine in der nächsten Staffel. Aber gerade dieser Strang hat mir gar nicht zugesagt. Wo wir bei der Staffel-Beschreibung wären.
iZombie Staffel 4 Review
Eigentlich war die Staffel gar nicht schlecht. Sie hatte viele neue Elemente zu bieten, hat sich visuell durchaus gemacht und sogar ein paar Highlights parat gehabt. Neben gewohnt regelmäßig unterhaltsamen „Rollen“ für Liv durfte diese Mal selbst Ravi auch mal „verrückt spielen“. Das hatte schon was. Dazu gab es auch einige neue Rollen mit verdammt viel Potenzial. Nur doof, dass alle dran glauben mussten…
Da wären wir auch schon bei den Nachteilen. Vor allem Renegade und Isobel hatten in ihrer jeweils kurzen Zeit einen großen Impact auf die Show. Das waren erfrischende Figuren mit Herz und Leichtigkeit. Auch wenn oft genug viele Figuren viel zu lange mitgeschliffen werden, hätte ich mir hier eine längere Phase gewünscht. Dazu hat die Serie es leider nicht geschafft, eine wirklich große Story zu schaffen, die hinten raus zu explodieren weiß. Selbst die größten Hindernisse wurden viel zu leicht und schnell gelöst. Hier ist natürlich vor allem diese Finalfolge zu nennen, die für mich persönlich zumindest eine sonst solide bis gute Staffel ein wenig kaputt gemacht hat.
iZombie Staffel 5?
Ja, es wird weiter gehen. Anfang Mai hat The CW eine fünfte und finale Staffel der Serie in Auftrag gegeben. Ich finde gut, dass man die mittlerweile doch recht dünn gezogene Story beenden möchte. Denn so langsam kann man die „Seattle wird zerbombt!“-Drohungen nicht mehr aufrecht erhalten. Spannend dürfte natürlich sein, in wie fern Ravi (oder wer anders) noch mit einem Heilmittel dazwischen gegrätscht kommt. Aber durch die in Aussicht gestellten Reichtürmer und Staturen dürften Blaine und Don E so ihre ganz eigenen Interessen verfolgen.
Das große Versteckspiel ist jedenfalls vorbei. Mittlerweile weiß jeder, wer Zombie ist, wer Renegade ist und die Stadt scheint sich als Einheit zu präsentieren, die alles tut, um zu überleben. Vielleicht ja auch die große Zombifizierungswelle, die dann aus der Stadt ausbüchst. Ich erwarte zunächst aber lieber nicht mehr zu viel. Am Ende werde ich nur durch die platte Inszenierung enttäuscht…
Bilder: The CW
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