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Staffelreview zur neuen Amazon-Serie

Review: Jack Ryan – Staffel 1

9. September 2018, 11:51 Uhr

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Amazon hat es geschafft, eine hohe Aufmerksamkeit für seine neue Action-Serie zu generieren. Plakate an Bushaltestellen und großflächige Bannerwerbung auf der Amazon Seite führen dazu, dass die Serie – zumindest in meinem Umfeld – Pausenthema Nummer 1 in der vergangenen Woche war. Doch was ist von der Serie „Jack Ryan“ zu halten – kann Amazon Tom Clancy?

Wer Angst vor Spoiler hat, der kann sich auch das Review zur ersten Folge der Staffel durchlesen

Wie schon im Review zur ersten Folge bemerkt, habe ich mein Faible für den Jack Ryan erst gar nicht erkannt. Oder besser formuliert, dass ich schon diverse Jack Ryan Filme gesehen habe, ohne mir zu merken, dass es immer der gleiche Charakter mit dem Namen „Jack Ryan“ war, ist an mir vorbei gegangen. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Filme alle für sich stehen und nicht, wie beispielsweise James Bond, direkt aufeinander folgen und eine gewisse schauspielerische Kontinuität aufweisen. Amazon hat sich für seinen Jack Ryan für John Krasinski entschieden, nicht ganz das Kaliber eines Harrison Ford, Alec Baldwin, Ben Affleck oder Chris Pine, die alle im Kino in die Rolle des CIA Analysten geschlüpft sind, aber ich finde John macht es wirklich gut. Die leicht schelmische Art, quasi ein Hauch von The Office, tut der Serie ganz gut.

In der ersten Staffel „Jack Ryan“, die nur acht Folgen umfasst, sind wir sehr schnell an dem Punkt, an dem Jack sein Sesselfurzer-Dasein ablegt und durch die Welt jettet, um böse Buben zu töten. In der ersten Folge dachte ich noch, in Ordnung, hier will man mit einem Knall die Zuschauer binden – aber es geht fast in jeder Folge so weiter. Spannend ist, dass die Serie trotz der knappen Zeit alles miteinander verbindet. Die Keimzelle des Terrors beginnt in Paris, der spätere Bösewicht Suleiman wird durch Diskriminierung in die Arme von Islamisten getrieben. Dann haben wir Syrien mit dem Kampf gegen Assad oder den Kampf von Amerikanern gegen Terroristen mit Drohnen und später sogar die Rückkehr und der Showdown in den USA, alle Seiten werden beleuchtet. Jack Ryan will hier mehr zeigen und tiefgründiger sein als andere Serien mit dem Thema Terror. Ich bin mir immer noch unschlüssig, ob das gelingt. Ja, man bekommt mehr von der Sichtweise und den Gründen, warum man Terrorist wird, mit, aber so richtig glaubhaft ist es dann doch nicht. Dafür ist einfach zu wenig Zeit. Klar, seine Familie wurde getötet, er wurde diskriminiert, aber,dass er dann gleich einen zweiten IS gründen will? Vielleicht kann man so etwas auch nicht verstehen und es ist gar nicht die Schuld der Serie, aber mir reicht diese Kausalkette nicht, um mich in Suleiman hineinversetzen zu können.

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Suleiman: Einer der besseren Serien-Bösewichter.

Auch die Szene mit den Drohnenpiloten ist schlecht eingebettet. Ich finde es zwar gut, dass auch diese Seite beleuchtet wird und das schlechte Gewissen derjenigen, die einen Knopf drücken, um zu töten, aber was das nun der Geschichte hilft, bleibt mir schleierhaft. Da machen schon die Flüchtlingsszenen der Frau von Suleiman mehr Sinn. Diese zeigen, dass eben nicht alle – selbst die Eheleute der Bösen – den Terrorismus unterstützen.

Ich glaube, ich habe deshalb mit diesen Ansätzen und dem Versuch Terrorismus zu erklären Probleme, weil es am Ende keine Rolle spielt. Am Ende steht Jack grinsend als Gewinner da. Sein Boss, der nun wieder komplett rehabilitiert ist, will ihn sogar mit nach Russland nehmen und alles ist auf einmal gut. An dem Punkt sagt mir die Serie, ja ,ok, es sind viele tot und irgendwie ist auch alles ganz schlimm, aber am Ende ballert man sie über den Haufen und das Thema ist gegessen; nächstes Level Russland.

Und damit muss ich Jack Ryan auf einer „Homeland“ vs „24“ Skala doch weit in Richtung „24“ einordnen, obwohl ich bei Tom Clancy dann mehr auf eine Homeland-Tendenz gehofft hatte. Nicht nur im Sinne von Tiefgründigkeit, auch im Sinne von Recherche und Analyse.

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An Action mangelt es der Serie nicht.

Ist die Serie deshalb also komplett mies? Nein, überhaupt nicht. Wenn man den Kopf wie bei 24 nicht allzu stark beansprucht, dann ist „Jack Ryan“ eine hervorragende Action-Serie, die so gut aussieht, wie ein Hollywood Blockbuster. Die Kampfszenen sind mitreißend, besonders in Paris, als das halbe Haus explodiert. Dazu kommt die Geschwindigkeit, die den Zuschauer mit reißt. Warum man aber den plumpen Schachzug gewählt hat, Ebola am Ende einzuführen und Jacks Freundin auch noch Ebola-Expertin ist, nun ja…

Besonders gelungen finde ich die Zuspitzung am Ende. Die Erkenntnis, dass Suleiman eben nicht nach Schema F vorgeht und seine Ebola Attacke dann doch nur Ablenkung ist, das ist hervorragend geschrieben. Damit rechnet man einfach nicht und als Zuschauer freut man sich, dass der Bösewicht eben nicht vorhersagbar ist. Das gibt der ohnehin hohen Spannung der Serie noch das i-Tüpfelchen.

Resümierend stelle ich fest, dass man sich meiner Meinung nach mehr auf die Action hätte konzentrieren sollen und die angerissenen Hintergründe des Terrorismus lieber durch die typische Recherche und Investigation der Charaktere ersetzen sollen, dann wäre es eine richtig geniale Serie geworden. So ziehe ich in der B Note ein paar Punkte ab, bleibe aber dennoch bei einer wohlwollenden Beurteilung und der Feststellung, dass ich mich sogar ein bisschen auf die zweite Staffel freue.

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Ende gut, alles gut.

Bilder: Amazon

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Beitrag von:
Sonntag, 9. September 2018, 11:51 Uhr
DramaJack RyanReview
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8 Kommentare

  • Lencer

    Bei mir waren es glatte 5 Kronen. Hab schon lange keinen Serie mehr mit meiner Frau an zwei Abenden durchge-binge-t. (Sag man doch so, oder? ;-) )

  • Thies

    Also ich gebe dir auf jeden Fall recht was die Punkte der Spannung angeht, was mich persönlich nur auch noch gestört hat war der häufige Gebrauch von arabischer Sprache mit Untertiteln. Klar ist es dadurch noch realistischer aber mir persönlich war es zu anstrengend teilweise 5 bis 10 Minuten am Stück nur zu lesen, da geht ja einerseits die gute Schauspielleistung unter (weil man ständig auf den weissen Text glotzt) und andererseits ist es doch nicht zu schlimm mit Akzent zu vertonen, oder ? Das hätte dann ne ähnliche Wirkung auf den Zuschauer. Lasse mich da aber gerne von anderen Meinungen belehren, ob das nun so viel an der Spannung rütteln würde.

    LG

    • spirellilein

      Ich fande die sprachliche Authentizät war gerade dadurch gegeben. Hat mir gut gefallen.
      Aber gerade da die Geschwindigkeit der letzte(n) Folge(n) so extrem angezogen hat war ich etwas enttäuscht, dass man mit den gut geschriebenen Figuren nicht mehr gemacht hat. Irgendwie wirkte es so, als ob die Staffel von 10 auf 8 Folgen kurz vor Produktionsschluss gekürzt wurde.

  • Jonas
    Jonas

    Ein Tipp für alle Jack Ryan Fans, insbesondere diejenigen, die auf Hintergründe von Terrorismus stehen; ich habe gestern mit der Netflix Serie „Fauda“ angefangen. Die Serie nimmt sich die Zeit und stellt die Hintergründe sehr glaubhaft dar – ohne auf Action und Geschwindigkeit zu verzichten (sofern man von zwei Episoden auf die ganze Serie schließen kann). Sobald ich damit durch bin werde ich dazu ein Staffel-Review schreiben.

    (Ein Review zur ersten Folge hatten wir sogar schon im Programm: https://www.serieslyawesome.tv/fauda-s01e01-seriencamp-review/ )

  • Jan

    Hab die Staffel grad durch, kann deiner Rezension voll zustimmen. Nur eine Sache, die man dramatisierend eingebaut hat, hat mir zum Ende hin fast den Spass verdorben: Wer zur Hölle gibt jemandem in einem geschützten Haus der CIA (!) ein Videospiel mit einem unüberwachten Onlinezugang? Diese unnötige Dramatisierung hätte man nicht nötig gehabt, zumal bis dahin eigentlich alles recht plausibel daherkam.

    Ok, hätte mal deinen Ratschlag befolgen sollen und den Kopf ausschalten ;-)

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