Wer kennt sie nicht, die rachsüchtigen Geisterwesen, die bereits um die Jahrtausendwende (klingt komisch, ist aber so) von japanischen Filmemachern auf den Rest der Welt losgelassen wurden. Die „The Ring“-Verfilmungen drehten sich um ein VHS-Videoband, welches auf unerklärliche Weise den Zuschauern innerhalb von sieben Tagen den Tod bringt, wofür sich das (un)tote Geistermädchen Samara verantwortlich zeichnete. Es handelte sich damals um den erfolgreichsten japanischen Horrorfilm, welcher auch aufgrund der Darstellung Samaras im Gedächtnis blieb. „Ju-On: The Grudge“ fand als typische „Geisterhaus-Geschichte“ 2004 den Weg nach Deutschland und wurde auch durch mehrere Fortsetzungen, wovon die letzte Anfang dieses Jahres veröffentlicht wurde, „wiederbelebt“. Unabhängig davon wurde auch eine Serienumsetzung von „Ju-on“ geschaffen. Diese ist seit dem 3. Juli bei Netflix zu sehen. Die Serie führt den Zuschauer zurück an den Anfang, den „Ursprung des Grauens“. Geklärt werden soll auch, was es denn mit dem ursprünglichen Geisterhaus auf sich hat. Gefreut hätte ich mich über einen würdigen „Seriennachfolger“, der eine Brücke zur Verfilmung schlägt. Ich wurde etwas enttäuscht. Lasst mich kurz erklären, warum.
Anfangs folgen wir (die Zuschauer) einigen, scheinbar beliebig ausgewählten Charakteren und erleben deren Schicksale, die von zerrütteten Familienverhältnissen, inzestuösen Beziehungen bis hin zu (geplanten) Vergewaltigungen reichen. Wir erleben auch, dass deren Geschicke alle verknüpft zu sein scheinen, irgendwie dreht sich auch alles um das Spukhaus, zu dem jeder der gezeigten Charaktere eine eigene Art von Beziehung zu haben scheint. Von Episode zu Episode erfährt der Zuschauer in kleinen Bruchstücken mehr über all diese Menschen und ihre Einzelschicksale. Zeitsprünge in die Vergangenheit erfolgen, wieder zurück in die Gegenwart, eine exakte chronologische Reihenfolge fehlt, was es dem Zuschauer durchaus erschwert, der Handlung zu folgen. Wer ist nun wieder im Haus, warum passiert das so, wie es passiert, wer ist eigentlich wer? Verwechslungen der Charaktere stellten sich zumindest bei mir ein. Gemeinsam ist allen: Sie werden (teils zu Tode) erschreckt!
Blöd nur, wenn ich bei dem einen oder anderen gar furchtbarem Erschrecken so überhaupt nicht verstanden habe, warum sich der entsprechende Protagonist gerade eben so erschreckt hat. Da leuchten mal ein paar Augen in der Dunkelheit, ein Schatten erscheint hier, eine Tür öffnet sich von „Geisterhand“. Das sind alles längst bekannte und bewährte Zutaten, die man eben aus unzähligen Spukhaus-Horror-Stories kennt, aber auch schon deutlich drastischer und besser umgesetzt in der Filmrealität erlebt hat. Viele der gezeigten „Greueltaten“ werden aber von lebenden Menschen verübt, nicht von irgendwelchen gruseligen Geistern, was diese Taten nur umso schrecklicher erscheinen lässt.
„In jedem Menschen steckt ein Heiliger und ein Verbrecher.“
Jean Baptiste Henri Lacordaire
Hier wird wenig Wert auf effektvolle Kills, Gore, Action oder eine durchgehend erzählte Story gelegt. Es gibt keine wirkliche, zumindest nicht für mich erkennbare, Hauptfigur. Der Zuschauer lernt nach und nach diverse Personen kennen, die Kontakt mit diesem „Spukhaus“ und den darin befindlichen Wesen hatten. Überhaupt tritt für mich der „Horror“ hier eher in den Hintergrund, es scheint sich eher um eine Drama-Serie zu handeln, die einzelne Horror-Elemente mit „eingebaut“ hat. Wer damit klarkommt, dem kann ich die sechs Episoden dieser Serie ans Herz legen.
Ich habe bislang nur die ersten drei Folgen angeschaut, konnte mich allerdings nicht gruseln oder gar erschrecken. Vielleicht bin ich zu abgebrüht, vielleicht bietet aber auch „Ju-on: Origins“ eben gerade keine Schockmomente, die man sich aber gerade von „Spukhaus-Stories“ erwarten dürfte. Ich werde beizeiten allerdings auch die fehlenden drei Folgen noch nachholen, vielleicht passe ich dann meine Kronenwertung noch nach oben an, wir werden sehen.
Bilder: Netflix
Sadako,Samara heisst das Geistermädchen im US Remake
Danke für die Info! 😀
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