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Die nächste Generation

Review: Jupiter’s Legacy – Staffel 1

12. Mai 2021, 16:42 Uhr
Jupiters-Legacy-Titelbild

2013 veröffentlichte der „Kick Ass“-Autor Mark Millar gemeinsam mit dem Zeichner Frank Quitely den Comic „Jupiter’s Legacy“, der den Generationskonflikt zwischen alteingesessenen Superheld:innen und deren Nachwuchs thematisierte. Um insbesondere Disney mit seinen Marvel-Serien etwas Konkurrenz zu machen, hat sich Netflix die Rechte an zahlreichen Millar-Werken gesichert. Die Serie „Jupiter’s Legacy“ ist nun die erste Adaption aus dem Fundus an überwiegend heldenhaften Geschichten. Die Serie erzählt einerseits von einer Gruppe von Entdecker:innen zur Zeit der großen Depression, die eine abenteuerliche Reise zu einer mysteriösen Insel antritt, als auch von jungen Nachwuchs:heldinnen im Heute, denen es sichtlich schwer fällt den Idealen ihrer Eltern gerecht zu werden.

Die Meinungen zu „Jupiter’s Legacy“ gehen weit auseinander. Ein Blick auf Rotten Tomateos genügt, um zu sehen, dass Kritiker kaum eine positive Meinung für die Superhelden-Serie übrighaben, während Zuschauer durchaus gefallen an ihr finden. Ich habe mich trotz kleinerer Mängel gut unterhalten gefühlt. Denn selten wurde die Motivation von Superheld:innen so psychologisch ergründet wie hier. Aber der Reihe nach: Die achtteilige erste Staffel startet damit, dass Sheldon Sampson (hervorragend gespielt von Josh Duhamel), der Welt besser bekannt als Utopian, seinen Kindern Chloe und Brandon nahebringt, dass man Kräfte verantwortungsvoll einsetzen soll, nur um kurz darauf aufzubrechen um die Welt zu retten und die Kinder allein zurückzulassen. Diese Kernthematik, dass der Vater nicht ausreichend für die Kinder da ist und an alten Werten hängt, zieht sich durch die gesamte Erzählung. Als junger Teenager versucht Utopians Sohn Brandon (Andrew Horton) das Erbe seines Vaters unter dem Heldennamen Paragon fortzuführen. Bei einem Schlagabtausch zwischen dem Superhelden-Team The Union, einigen jungen Held:innen und dem Schurken Blackstar, tötet Brandon aus Not den Bösewicht und entfacht damit eine moralische Debatte. Auf der einen Seite steht der Superman-ähnliche Utopian mit seinem über alles stehenden Kodex, der besagt, dass unter keinen Umständen getötet werden darf und auf der anderen Seite sein Bruder Walter (Ben Daniels), der zu Brandon hält. Die Diskussion um die Einhaltung des Kodex wiederholt sich im weiteren Verlauf immer wieder. Auch kommt man nicht umhin die offensichtlichen Parallelen der Union zur Justice League zu ziehen. Wobei meines Erachtens die Ähnlichkeit der Held:innen zu jenen aus dem DC-Universum bewusst gewählt wurde, um eben eine kritische Auseinandersetzung mit Moral und Heldentum aufzuzeigen, die man sonst eher selten in einem Abenteuer mit Superman oder Wonder Woman findet.

Jupiters-Legacy-The-Union

Abwechslung bietet Brandons Schwester Chloe, die ihren Eltern abgeschworen hat und ein Leben als Model in Saus und Braus lebt, inklusive exzessivem Drogenkonsum. Schauspielerin Elena Kampouris hat die Figur zwar reichlich überspitzt angelegt, aber ihr Charakter macht eine spannende Entwicklung durch. So lässt sie sich beispielsweise mit Hutch, dem Sohn des vermeintlichen Oberschurken Skyfox ein und lernt dabei, dass der Grat zwischen Gut und Böse ein schmaler ist.

Jupiters-Legacy-Chloe

Parallel zum Geschehen in der Gegenwart, erzählt ein zweiter Handlungsstrang von der Entstehungsgeschichte des Superteams in den 1920ern. Visuell springt dabei das Bild vom Breitbildmodus in die Vollbildansicht, um die unterschiedlichen Zeitebenen zu differenzieren. Tatsächlich mausert sich die Story in der Vergangenheit mit ihrer „Indiana Jones“-Atmosphäre zur deutlich spannenderen Geschichte, die aufzeigt, weshalb die Held:innen zu denen geworden sind, die sie heute sind. Einige Elemente rufen gar Erinnerungen an die Erfolgsserie „Lost“ wach. Für die Szenen in der Gegenwart bekam der Cast kurzerhand weiße Haare, Bärte und Falten verpasst. Das funktioniert auch größtenteils ganz gut, bei Utopians Ehefrau Grace beziehungsweise Lady Liberty-Darstellerin Leslie Bibb hätte man aber gerne etwas mehr als nur das Haar weiß einfärben können. Ihre Figur steht oft zwischen den Fronten: Scheinbar hat sie kein Problem damit die Grenzen des Kodex auszureizen und für eine Mission sogar die Killerin und Walters Tochter namens Raikou (Anna Akana) anzuheuern.

Jupiters-Legacy-Raikou

Inszeniert wird die Serie von Showrunner Steven S. DeKnight, der bereits mit „Marvel’s Daredevil“ bewiesen hat, dass ihm Superheldenstoffe liegen und der nun von Mark Millar selbst für die Adaption engagiert wurde. Anders als in der Vorlage nimmt er sich nun gehörig viel Zeit für den Aufbau der Story und vertieft viele Elemente, wie etwa Sheldons Visionen und die Odyssee der Expeditionscrew. Optisch liegt die Serie weit über dem Standard von herkömmlichen Superhelden-Serien wie beispielsweise „Supergirl“, wobei diverse Kraftfelder, die mythische Macht auf der Insel, die den Ankömmlingen ihre Kräfte verleiht, sowie der mentale Kampf zwischen Brainwave Walter und Skyfox nicht vollends überzeugen, da die Szenen stark als computergeneriert auszumachen sind. Die Stärke der Serie liegt hingegen in der psychologischen Beschäftigung mit der Superhelden-Thematik. Utopian besucht sogar einen Psychologen und deckt seine wahren Beweggründe für sein Handeln auf. Auch die Abkehr der jungen Generation vom Kodex wirkt nachvollziehbar. Sieht sich doch die neue Generation auch neuen Gefahren gegenüber. Die Superschurken von heute sind inzwischen Hightech-Kriminelle, die nicht zögern die Held:innen skrupellos zu töten.

Jupiters-Legacy-Paragon-Blackstar

Am Ende kommt es zum actionreichen Showdown zwischen Paragon, Blackstar und Utopian. Einmal mehr beweist Utopian hier, wie weit er bereit ist zu gehen, um den Kodex einzuhalten. Ebenfalls in der letzten Folge werden dem Publikum die wahren Absichten von Brainwave offenbart. Er ist nicht nur für Blackstars Klon verantwortlich, sondern ermordet auch seine eigene Tochter. Und all das, nachdem man mit Walter, der stets im Schatten seines Bruders stand, so sehr sympathisiert hat. Sollte Netflix die Serie fortsetzen, dann dürften wir sehen, wie er Brandon für seine Zwecke rekrutiert und weiter gegen seinen Bruder Utopian vorgeht. Außerdem könnten die ersten Auftritte der Union in Amerika das Golden Age der Superhelden einläuten.

Fazit

Die erste Season von „Jupiter’s Legacy“ mutet wie der Auftakt zu einer großen Superhelden-Saga an, die in ruhigem Erzähltempo die Figuren einführt und deren Entstehungsgeschichte ausführlich erläutert. Dabei setzt sie mehr auf die psychologische Komponente als auf stumpfe Action.

Bilder: Netflix

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Mittwoch, 12. Mai 2021, 16:42 Uhr
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