Offensichtlich läuft in der letzten Staffel von Justified alles auf einen Showdown zwischen Raylan Givens und Boyd Crowder hinaus. Zum Ende der zweiten Folge treffen die beiden allerdings schon ziemlich Showdon-mäßig aufeinander. Sie gehen aber ohne Verletzungen auf beiden Seiten auseinander. Spannende Szene einer ansonsten eher witzigen Folge – was auch wieder an den teils herrlichen Dialogen liegt.
Allein das Aufeinandertreffen von Raylan und Boyd im Maklerbüro des schrägen Immobilienmaklers Calhoun Schreier ist großartig. Boyd will Unterlagen zu Schreier schaffen, die er beim Banküberfall erbeutet hatte und mit denen er den Makler erpresst. Raylan bekommt allerdings über seine Informantin Ava Wind davon, schickt Schreier nach Hause und empfängt Boyd vor der Tür. Obwohl beide wissen, was Sache ist, sprechen sie die ganze Unterhaltung über nur um andere Dinge. Raylan gibt vor, sein Anwesen über Schreier verkaufen zu wollen. Boyd sagt, er hätte Unterlagen am Straßenrand gefunden, die er jetzt Schreier zurückgeben wolle. Zähneknirschend übergibt er die Unterlagen Raylan, mit den schönen Worten:
Ich habe gelernt, zu denken, ohne mich mit mir selbst streiten zu müssen.
Raylan erwidert cool:
Ich stecke jeden Morgen eine Glock in mein Holster.
Großartig auch die Begegnungen zwischen Raylan und Deputy U.S. Marshal Tim Gutterson auf der einen Seite und den Leuten des neuen Gegenspielers Ty Walker auf der anderen Seite. Walker lässt Raylan und Tim verfolgen, von einem ziemlich trotteligen Typen à la Dewey Crowe, nur etwa einen Meter größer. Choo-Choo heißt er und klemmt sich hinters Lenkrad eines Kleinwagens, gefilmt ungefähr aus Fußraumperspektiven, was es noch einmal komischer macht. Nach einer Kurve wartet Raylan auf der Straße stehend auf ihn und zwingt ihn zum Anhalten. Raylan fragt Choo-Choo, wohin er den fahre. Das gehe ihn nichts an, sagt er, worauf Raylan erwidert:
Wohin Sie mich verfolgen, geht mich nichts an?
Choo-Choo bleibt bei der Geschichte, worauf Raylan ihm sein Fahrzeug abnimmt, auf der Straße stehen lässt und im Abfahren fragt:
Bist Du eigentlich unheimlich schlau oder doof?
Choo-Choo fährt per Anhalter weiter – ausgerechnet bei Tim. Beide fahren zu Walker Hauptquartier, wo sich weitere witzige Szenen abspielen, bis alle merken, dass Tim ebenfalls Marshall ist. Am Ende der Folge kommt Raylan gemeinsam mit Tim nochmal zu Walkers Hauptquartier.
Wollen Sie Schutzgeld oder sind Sie so ein John-Wayne-Typ?
wird Raylan gefragt. Er entgegnet, dass er den großen Chef sprechen möchte, der auch über Walker rangiere. Das ist wohl Avery Markham, wobei wir bei der dritten tollen Dialog-Szene wären: Katherine Hale und Avery treffen sich privat im Hotel und geraten ins Plaudern. Katherine berichtet, dass sie ein Problem mit ihren Mitarbeitern hat. Avery fragt:
Was hast Du – einen Donutladen? Weißt Du, wie ich das Problem der unzufriedenen Mitarbeiter aus der Welt schaffe? Ich zahle zuviel.
Katherine entgegnet:
Das Problem ist der Gärtner. Er ist gerade dabei, den ganzen Garten umzugestalten.
„Schmeiß ihn raus“, ist Averys Rat.
Ach ja, auch das Thema Vaterschaft wird in der Folge wieder gespielt. Raylan schaut sich ein Kindervideo seiner Tochter an. „Ach, ist das Dein Baby?“, fragt ihn Tim. Raylans trockene Antwort:
Von Katzenvideos hatte ich genug.
Insgesamt wieder eine Klasse-Folge – die letzte Staffel beginnt auf echt hohem Niveau. Vor allem macht es Spaß, zu verfolgen, wie sich das sich neu spinnende Beziehungsgeflecht zwischen den Marshalls, der Boyd-Fraktion und der neuen Gruppe um Walker und Markham entfaltet. Großartig sind – wie gesagt – die Dialoge. Zugucken reicht weiterhin nicht, man muss – bzw. darf – auch zuhören.
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