Einige treue Lese werden bemerkt haben, dass wir in der Vergangenheit jedes Jahr wieder eine kleine News im Programm hatten, dass Kevin James bald wieder in einer neuen Serie zu sehen sein wird. Und dabei haben wir jedes Mal so berichtet, als ob dies jetzt erst bekannt geworden sei (siehe hier, hier und hier). Diesen unbewussten Running-Gag können wir spätestens in diesem Jahr nicht wiederholen, denn inzwischen gibt es diese sagenumwobene Serie tatsächlich!
Kevin Can Wait ist die langersehnte Sitcom nach dem Ende von King of Queens, welche Kevin James zu Weltruhm verhalf. Nun ist Kevin also zurück im Fernsehen und die neue Serie trägt sogar seinen Namen im Titel. Seit Kurzem veröffentlicht Amazon Deutschland die Serie über ihren Videodienst, pro Woche eine Episode. Dieses Review bezieht sich auf alle vier bisher veröffentlichte Episoden.
Kennen wir das nicht irgendwo her?
Vielleicht hat der ein oder andere bei uns schon den Mega-Trailer zur Serie gesehen (weiter unten im Artikel). Dieser fasst die Geschichte und den Aufbau gut zusammen: Kevin Gable, ein Polizist, geht in den Ruhestand und möchte sich von nun an mehr um seine Familie und Hobbies kümmern. Kevin hat drei Kinder, darunter eine ältere Tochter Namens Kendra, welche Jura studiert. In der Auftaktfolge sehen wir, wie sich diese Kendra ohne Wissen von Kevin und seiner Frau Donna verlobt und ihr Studium an den Nagel hängen will. Sie möchte ihren zukünftigen Mann unterstützen, damit er sich um sein Startup kümmern kann. Um das junge Paar zu unterstützen, gibt Kevin den Plan auf die Garage des Hauses zu vermieten, um sich so den Ruhestand zu finanzieren und lässt stattdessen seine Tochter und ihren Freund Chale einziehen. Probleme gibt es aber dennoch nicht mit dem Geld (warum auch)? und wir sehen Kevin, wie er den Spagat zwischen Hobbies, Freunden, Frau und Kindern versucht zu bewältigen.
Wir erinnern uns an King of Queens, dort muss Doug in der ersten Folge seinen für Freizeitaktivitäten vorgesehen Hobbykeller an den Vater von Carrie abgeben. Dazu versucht er auch seine Wünsche gegen seine Frau durchzusetzen, welche genau wie Donna die Hosen in der Ehe anhat. Auch wenn es jetzt Kinder gibt oder Kevin nun nicht mehr arbeitet, fühlt es sich wie eine direkte Kopie an. Unterstrichen wird dieses Gefühl auch dadurch, dass der gleiche Schauspieler wie in King of Queens, auch in Kevin Can Wait den Bruder spielt. Gary Valentine ist Kyle Gable in Kevin Can Wait und war Danny Heffernan in King of Queens.
Die kleinen Dinge im Leben
Inhalt der Serie sind die alltäglichen Kämpfe zwischen Mann und Frau. Beispielsweise möchte Donna, dass Kevin sich um das Laub in der Regenrinne kümmert. Doch er engagiert lieber einen Helfer via App, damit er Football spielen kann, während die Arbeit ohne ihn erledigt wird. Viele kleine Slapstick Momente zieren den Weg bis zur Auflösung, der Verärgerung und der Versöhnung. Darin war King of Queens stark und darin ist auch Kevin Can Wait stark.
Die Interaktion mit den Freunden gerät in den ersten Folgen noch nicht so in den Fokus wie in King of Queens. Relativ blass bleibt seine Crew, welche aus ebenfalls sich im Ruhestand befindenden Polizisten besteht. Etwas mehr Sendezeit bekommt dafür aber sein Bruder Kyle, welcher durch den gleichen Schauspieler wie in King of Queens verkörpert wird.
Kann das was?
Als ich den Trailer das erste Mal sah ging ich fest von einem Desaster aus. Zu deutlich waren die Parallelen, Kevin spielt einfach den gleichen Charakter-Typ (böse Zungen könnten behaupten, dass er überhaupt nur diesen einen Typen drauf hat). Die Serie hat eine sehr änliche Handlung und eine fast identische Dramaturgie. Nach den ersten Folgen muss ich aber neidlos anerkennen, dass es zwar ein „Me Too Produkt“ ist, aber dadurch, dass man die hervorragende Vorlage so gut kopiert hat, tatsächlich auch eine kurzweilige und unterhaltsame Serie herausgekommen ist.
Obwohl ich kritisch vor dem Fernseher saß, musste ich an vielen Stellen lachen und habe mich amüsiert. Mich stört inzwischen am meisten, dass man die Kopie nicht komplett durchgezogen hat und nicht auch Leah Remini engagiert hat, denn noch mag ich Donna nicht wirklich und schließlich ist auch der gleiche Bruder an Board. Insofern muss man wohl noch abwarten wie die Charaktere sich im Verlauf der ersten Staffel verhalten und eingebunden werden. Ohne starke Nebencharaktere könnte es Probleme geben, man stelle sich beispielsweise King of Queens ohne Arthur vor. Dagegen macht Kevin das was er kann, er spielt das große Kind, genauso gut wie in King of Queens oder seinen Filmen. Insofern bleibt mir nichts anderes als die Serie positiv zu bewerten.
Wie ich in meinem kleinen Serien-Tipp vor Kurzem (zur Prime-Ankündigung) schrieb, finde ich es beinahe bemerkenswert, wie viele haarsträubende Fehler sich an durchaus originelle und witzige Elemente reihen. Dass die beiden weiteren Kinder quasi kaum vorhanden sind, oder etliche plumpe und vorhersehbare Klamauk-Szenen – schlimm. Zwischen einigen sehr flachen Episoden habe ich aber auch viele gesehen, die an die guten alten Zeiten erinnern und absolut Spaß gemacht haben.
Es ist einfach KoQ 2.0 – ich meine, offensichtlicher geht’s kaum. Die von Maik angesprochene Vorhersehbarkeit ist jedes Mal wie eine Vollbremsung, gerade als man Spaß beim Beschleunigen hat. Gibt aber auch hier Ausnahmen, wie das Ende von E04, als die Jungs sich der Pizza „für lau“ angenähert haben – da hat die Performance wieder alles wieder ausgeglichen.
Neben den beiden anderen Kindern gibt es noch einige Baustellen und die wird ein Kevin James allein vermutlich nicht fertigstellen können.
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