Vor gerade einmal 8 Jahren kam es in Japan im Kernkraftwerk Fukushima zu einer Nuklearkatastrophe. Die Explosion eines Reaktors setzte Unmengen an Radioaktivität frei und führte damit nicht nur den Tod von mehreren tausend Menschen herbei, sondern machte das Gebiet absolut unbewohnbar. Die 8 Folgen umspannende TV-Serie „La Zona – Do Not Cross“ ist ein Polizei-Thriller, der vor dem Hintergrund eines ähnlichen, aber fiktiven Atomunfalls im Norden Spaniens spielt. Drei Jahre nach der Reaktorkatastrophe ereignen sich in einer Sperrzone bestialische Morde, die den Polizisten Héctor, der die Katastrophe selbst überlebt hat, auf den Plan ruft. Bei den Ermittlungen in dem menschenleeren Gebiet, stößt er nicht nur auf verstümmelte Leichen, sondern auch auf das organisierte Verbrechen, deren Verbindungen bis in die Politik reichen.
Der Genre-Mix aus Thriller und Horror beginnt spannend mit dem Einsatz eines Spezialkommandos, das die Schmugglerin Zoe in der Sperrzone stellt. Eigentlich ist sie mit ihrem Onkel verabredet, der ist aber Opfer eines kaltblütigen Killers geworden. Sein lebloser Körper hängt kopfüber in einer verlassenen Lagerhalle. Damit liefert die Serie einen starken Auftakt ab. Leider schafft die von den Brüdern Jorge und Alberto Sánchez-Cabezudo geschaffene Serie es nicht die Spannung die kompletten 8 Folgen über zu halten. Mit der Einführung des psychisch angeschlagenen Polizisten Héctor beginnt erst einmal eine herkömmlich anmutende Polizeiermittlung, die ihn und seinen jungen Partner Martín von einem Hinweis zum nächsten führt. Interessant bleibt aber dabei die apokalyptische Szenerie – menschenleere Stadtteile, verwahrloste Schwimmbäder und trostlose Straßen. Unzählige Menschen leiden unter Folgen des Atomunfalls, aber das bürgerliche Leben findet nur am Rande statt, stattdessen wird das persönliche Schicksal von Héctor in den Vordergrund gerückt. Er hat den verheerenden Unfall zwar selbst überlebt, leidet aber unter dem dem Verlust seines Sohnes, dessen Tod bis zum Schluss in Frage gestellt wird. Seine Ehe ist seitdem zerbrochen, woraufhin er Halt bei der Ärztin Julia findet, die ihn auch gleich mit den nötigen Medikamenten versorgt. Schauspieler Eduard Fernández gelingt es den komplexen Charakter seiner Figur gekonnt darzustellen. Denn auch wenn ihm einige Dinge im Leben misslingen, steckt in ihm ein guter Kerl.
Auch der übrige Cast schafft es, dem Zuschauer die unmittelbare Gefahr nahezubringen. Allen voran Martín-Darsteller Álvaro Cervantes, der insbesondere zu Beginn ein Doppelleben zu führen scheint und einige Informationen für sich behält. Im Verlauf der Staffel wird der kühle Charakter aber immer nahbarer und zunehmend vielschichtiger.
Dann sind da noch die sogenannten Liquidatoren, die mit der Eindämmung des Unglücks beschäftigt sind. Bei den Arbeitern handelt es sich überwiegend um Aussätzige, wie ehemalige Straftäter. Dass aber kein Leben mehr Wert ist als das andere, zeigt eindrucksvoll die 7. und meiner Ansicht nach stärkste Episode. Darin droht erneut eine Katastrophe im Kernkraftwerk durch einen Stromausfall. Um eine weitere Katastrophe zu vermeiden, sollen die Arbeiter Notfallwassertanks öffnen. Der Job würde aber jeden der Arbeiter einen frühen Tod bescheren. So unmittelbar, wie in dieser Folge, ist die Bedrohung selten. Die Szenerie weckt Bilder an real existierende Atomunfälle und verweist beispielsweise auf Tschernobyl.
„Hören sie mal gut zu. Das ist nicht Tschernobyl!“
Zum Ende hin, zeigt sich, wer die wahren Verbrecher sind, und wie diese aus den Folgen des Unglücks Profit schlagen. Das Finale wirkt etwas konstruiert und ernüchternd, lässt einen aber dennoch schockiert zurück.
Positiv zu erwähnen ist auch der Score. Komponist Oliver Arson liefert die passende Untermalung und untermauert die bedrohliche Atmosphäre mit minimalistischer Instrumentalmusik.
Fazit
Düsterer Krimi aus Spanien eingebettet in einem bedrohlichen Atomunfall-Szenario, der nach einem starken Anfang erst gegen Ende wieder an Fahrt gewinnt.
„La Zona – Do Not Cross“ ist aktuell in der ZDF Mediathek verfügbar und ab dem 24. Juni auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
Bilder: ZDFNEO
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