Lange mussten wir warten, aber seit gestern gibt es endlich neue Kurzfilme der Anthologie-Reihe „Love, Death & Robots“ zu sehen (Trailer)! Zwar sind es in der zweiten Ausgabe nur derer acht animierte Filmchen, aber die bringen zusammen dann doch immerhin 82 Minuten reine Erzählungszeit auf die Bildschirme. Besser als nichts! Bei meinem Review zur ersten Staffel bzw. Ausgabe hatte ich die Kurzfilme noch in „So ziemlich komplett ohne Sex und Gewalt“, „Ohne ausführliche Erotik-Darstellungen“ und „Ohne brutale Gewaltdarstellung über Sonntags-Krimi-Niveau“ aufgeteilt, da es teilweise schon sehr explizit zuging. Das ist in der neuen Runde dann doch deutlich weniger. Sex findet man eigentlich nur in Andeutung, Gewalt ist zumeist nicht splatterig und allgemein eher auf Action- bzw. angedeutetem Grusel-Niveau. Für dieses Staffelreview habe ich mir einfach mal eine exemplarische Wertung pro Kurzfilm in den Kategorien „Love“, „Death“ und „Robots“ entschieden.
1. „Automatisierter Kundenservice“ („Automated Customer Service“)
„If your vaccuum bot has decided to purge your house of all living things, press 3!“
Dieser Kurzfilm ist exakt das, was „Love, Death & Robots“ für mich ausmacht! Die ideale Mischung aus Animationskunst, Science Fiction und Humor. Die Menschen sind etwas creepy dargestellt, was aber wohl einer gedanklichen Distanz geschuldet ist, damit das visuelle Setting nicht zu realitätsnah anmutet. Ansonsten ist die Geschichte schon sehr schön inszeniert, besticht vor allem durch sehr gutes Timing. Und dass die Revolution der Maschinen durch ein plumpes Bildverrücken gestartet wird, hätte ich jetzt auch nicht gedacht…
Death: 2/10
Robots: 10/10
2. „Ice“
Der eher im Comic-Look gehaltene Stil war jetzt nicht immer meins, auch wenn ich das in einer Szene kurz im Winter-Atem dargestellte „FUCK“ ein nettes Detail war. Die Welt, in der „gemoddete“ Leute besser sind als normale, die in der Zwei-Klassen-Gesellschaft von Oben herab angeschaut werden, lässt natürlich viele Ableitungen auf die reale Gesellschaft zu. Ansonsten bleibt das Frost-Wal-Rennen aber eher als ferne Fantasie stehen, die bei mir jetzt weniger Eindruck hinterlassen konnte.
Death: 1/10
Robots: 1/10
3. „Jäger und Gejagte“ („Pop Squad“)
„Smoke?“
Hier ist der Darstellungsstil dann doch deutlich realistischer gehalten, vor allem in einigen Nah- und Standaufnahmen. Insgesamt wirkt das wie eine lange Computerspiel-Cutscene, wobei die Bewegungen der Figuren und vor allem deren Mimik dann doch künstlich ausschaut. Inhaltlich erhalten wir eine Prise „Altered Carbon“, wobei die Menschen vor die Wahl gestellt werden: unendliches Leben oder Nachwuchs? Auch das birgt natürlich Ansatzpunkte für die eigene Lebensplanung und die Geschichte hat mich nach anfänglicher Skepsis hinten heraus doch mehr eingenommen, als ich es zunächst für möglich gehalten hatte.
Death: 5/10
Robots: 3/10
4. „Snow in der Wüste“ („Snow in the Desert“)
„I’ve always been a fast healer.“
Die Darstellung ist in dieser Animation nochmal eine Stufe realistischer – auch in der Mimik! Ein bisschen „Mandalorian“-Feeling kommt mit den Kopfgeldjägern in der intergalaktischen Bar und den späteren Entwicklungen mit Albino Snow auf. Hier gibt es am meisten Gewalt und – zumindest im Ansatz – auch ein bisschen Sex zu sehen.
Death: 10/10
Robots: 2/10
5. „Im hohen Gras“ („The Tall Grass“)
Eine Art Digital-Painting-Stopmotion gibt es hier zu sehen, die mich ein bisschen an die Videospiele von Telltale Games erinnert hat. Statt Science-Fiction bekommen wir eher Fantasy-Grusel zu sehen. Im Nachgang mag man da manche Entscheidung ein bisschen hinterfragen, aber atmosphärisch ist die Situation durchaus gelungen inszeniert worden.
Death: 5/10
Robots: 0/10
6. „Bescherung“ („All Through the House“)
„It’s him!“
Nochmal Grusel statt Gewalt, dieses Mal in einer Stopmotion á la „Robot Chicken“ und mit einem etwas anderen Santa, bei dem Kinder noch ein Stück bestrebter darin sein dürften, artig zu sein. Hat mir mit am besten Gefallen, da ich hier am meisten überrascht worden bin.
Death: 4/10
Robots: 0/10
7. „Rettungskapsel“ („Life Hutch“)
„I’m gonna die here.“
Die realistischste Gesichts-Animation bekommen wir hier zu sehen. Und noch einen auf Krawall gebürsteten Roboter, wobei es hier deutlich ernster und blutiger zugeht als beim ersten Kurzfilm. Dafür gibt es den guten alten Katzentrick zu sehen!
Death: 6/10
Robots: 6/10
8. „Der ertrunkene Riese“ („The Drowned Giant“)
Der schönste Kurzfilm der Ausgabe, wie ich finde. Bei den Autos zu Beginn dachte ich erst, das könnte Realfilm sein – aber nein, es handelt sich um künstliche Figuren. Die Backdrops sind aber einfach wundervoll gestaltet. Hinzu kommt die fantastische Geschichte um einen Strandriesen, was an eine moderne Adaption von „Gullivers Reisen“ erinnert. Bis auf ein paar Knochen und einen schlafen Riesenpenis bekommt man dieses Mal eigentlich weder Sex, noch Gewalt noch Roboter zu sehen. Dafür gibt es schöne Timelaps-Bilder, viele kleine, originelle Details und eine sehr eloquente Sprache – klasse!
Death: 4/10
Robots: 0/10
Insgesamt hat mir das einen Ticken schlechter als die erste Ausgabe gefallen, das mag aber schlicht auch daran liegen, dass diese damals mehr Abwechslung in in der Fülle auch etwas mehr Highlights geboten hatte. Ich dachte, ich hätte der ersten Staffel 4,5 Kronen gegeben, aber vermutlich habe ich da vieles im Nachgang verklärt (oder war damals schlicht zu knauserig). „Automated Customer Service“ hat mir mit Abstand am besten gefallen, dann folgen „The Drowned Giant“ und „All Through the House“, allgemein ist keine Geschichte jetzt komplett bei mir unten durch gewesen. Insgesamt fühlte sich alles etwas kompakter an, die Längen der Kurzfilme hatten weniger Sprünge, bei den Darstellungsstilen hätte es etwas mehr Abwechslung geben können, insgesamt erhält man aber auch mit der zweiten Runde „Death, Love & Robots“ fantasievolle Unterhaltung geboten, die Lust auf mehr macht. Vielleicht ja dann auch wieder etwas mehr „Love“ und „Death“ beim nächsten Mal…
Welche/n der Kurzfilme fandet ihr am besten? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare!
Bilder: Netflix
Ich kann alle getätigten Bewertungen nachvollziehen. Allerdings hätte ich mir mehr Feedback zum “Ertrunken Riesen” erhofft, denn wie ich finde war es der einzige Kurzfilm der Liebe und Tod zu 10/10 erreicht hat, in den ganzen beiden Ausgaben. Ich finde hier nämlich die Gegenüberstellung von Liebe und Tod nahe zu perfekt. Der Reporter, hat bewiesen das in uns “lebenden” Menschen kein Hauch von Liebe steckt, da der Riese zerstückelt, beschmutzt, zertrampelt und bloß gestellt wurde. Der Riese war die Reinkarnationen von Liebe, er bot den Fischen, in seiner Hand, eine symbolische Darstellung eines Zuhauses, als Tümpel oder See. Für die Möwen, Kraben und Krebsen bot er Essen und er setzte sich nicht zur Wehr, als die Menschen sich an ihm zu schaffen machten. Klar war er auf eine gewisse Weise tot, dennoch wollte der Producer uns klar machen das die Liebe im Tod steckt, das erst Tod die Liebe zur Welt freisetzt und alles um sich herum daran teilhaben lässt.
Natürlich ist das nur meine Ansicht. Ich hoffe sie können aber trotzdem nochmal über meine Interpretation nachdenken.
Bin da komplett bei dir! Wie eingangs beschrieben habe ich die Begriffe aber nicht wörtlich genommen, sondern analog zur Einstufung der ersten Staffel stellvertretend für Gewalt/Blut/Gore bzw. Sex/Erotik. Natürlich wurde viel über Liebe, Leben und Tod teils philosophisch geredet und gezeigt, aber eben (bis auf die Querschnitte und sein bestes Stück) nicht anstößig. Entsprechend die zaghafte Einstufung dort, um zu zeigen, dass Leute den Film ohne größere Bedenken schauen können. Es handelt sich hierbei NICHT um eine Bewertung.
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