Ja, ich bin spät dran. Seit nunmehr rund drei Monaten gibt es die zweite Staffel von „Love“ bei Netflix zu sehen. Aber zum einen hatte ich es nach der zwar okayen, aber jetzt auch nicht wirklich überwältigenden ersten Staffel nicht allzu eilig, zum anderen… Ich weiß nicht. Vermutlich bin ich da zu sehr Mickey und kann mich nicht ganz drauf einlassen, wenn ich nicht komplett dahinter stehe. Aber falls ihr selbst damit hadert, ob ihr die zweite Staffel denn nun schauen sollt oder nicht – vielleicht helfen meine liebenswert ausgerichteten Worte der Weisheit.
Where is the love?
Worum es geht, hatte euch Kien ja bereits im Serientipp zu Staffel 1 erzählt. Das Setting bleibt im Grunde genommen identisch. Eine auf alternativ und „mir doch egal“ getrimmte Mickey am Scheideweg ihres Lebens trifft auf einen viel zu netten Typen namens Gus. Nur dass sie sich jetzt kennen und eigentlich gar nicht zusammen passen und doch gehören. Es beginnt ein Kampf der Beziehungsgefühle, der Probleme mit dem Tempo hat. Den Trailer hatten wir hier für euch.
Eigentlich kurios: Man schaut verkatert in Schlafklamotten sonntagmittags ein paar Episoden „Love“, in denen die Hauptfiguren verkatert herumlungern und überlegen, was sie alles nicht machen wollen an diesem Tag. Lieber liegen bleiben, vielleicht was binge watchen? Das ist eine Stärke von „Love“ – die Lebensnähe. Man erkennt viele Dinge des Lebens und Liebens wieder, kann sich mit Mickey, Gus oder den paar anderen Figuren des überschaubaren Nebencastes identifizieren oder kennt zumindest Leute, die GENAU SO sind. Aber dadurch ist es eben auch größtenteils unspektkulär und wenn etwas „passiert“, wirkt es unnatürlich und aus dem Nichts berechnend hinein geworfen.
Das Problem mit der Zeit
Erst eine angekündigte Beziehungspause von allem, dann doch Beziehung, dann gefühlte Endlosigkeiten an Leerlauf und plötzlich entschließt man sich in den letzten Folgen so etwas wie Drama einzustreuen, das nicht nur überzogen daher kommt, sondern schlichtweg unpassend ist. Aber so ist halt das Leben, könnte man darauf antworten. Da gleitet man halt auch eine ganze Weile seelenruhig auf dem See umher, schlittert dann aber doch ganz plötzlich irgendwo rein. Unbewusst, ungewollt, ununterhaltsam. Hier war ich jedoch geschockt, als zwischendurch Zeitmarken genannt wurden. „Wir daten seit einem Monat“ – say what?! Das wirkte wie ein Jahr, zumindest mehrere Monate. Kein Wunder, dass die Beziehung derart ungesichert ist, uns wird aber suggeriert, dass die beiden jeden Tag aufeinander hocken (obwohl sie ja eigentlich Jobs haben?!).
Und kann man es vielleicht handlungsseitig noch irgendwie vertreten, holt mich das zwischenzeitlich schneckenlahme Tempo schlichtweg nicht ab. Wenn ich das Leben im Realtempo sehen möchte, schaue ich mein eigenes.
Erstaunlich oft kamen mir Gedanken zu „Master of None“, während ich Mickey und Gus zugeschaut habe. Nicht unbedingt, weil das Setting so identisch sei (wobei: es geht um Liebe, Beziehungen und gerne behandelt eine Episode ein eigenes Thema), sondern weil man teils einfach nicht vom Fleck kommt. Dabei hat mir die jüngst geschaute zweite Staffel mit Aziz dann doch etwas besser gefallen. Aber wie dort verliert sich auch „Love“ zwischendrin in langweiligen Alibi-Passagen. Füllepisoden, die nicht nur wie vieles andere keine wirkliche Story vorantreiben, sondern auch noch wenig unterhaltsam ist. Tatsächlich habe ich mit meinem Lieblingsmädchen mehrfach noch eine Folge vor dem Schlafengehen geschaut, nicht etwa, weil es so spannend oder gut war, sondern weil wir „so ja nun auch nicht“ aufhören können.
Wie geht es weiter?
Zunächst einmal: Ja, es wird weiter gehen. Eine dritte Staffel wurde bestellt und wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 auf Netflix erscheinen. Inhaltlich ist die größte Frage natürlich, in wie fern die beiden als „richtiges“ Paar funktionieren. Wann und wie wird Langeweile und Routine in ihren Alltag als Paar eintreten? Wie gehen sie mit den ersten (bzw. weiteren) Problemen um? Was geschieht in Sachen Karriere(n) und wie wird es ihr Privatleben beeinflussen? Vermutlich wird es dann richtiges Drama in Form von Alkohol-Rückfall, Seitensprung oder sonst was geben. Halt genau dann, wenn die Zuschauerschaft dabei einzuschlafen droht, Mickey und Gus beim Einschlafen vor dem Netflix-Stream zuzuschauen…
*huch* Gerade das sehr langsame Erzählen fand ich wunderbar und angemessen für die Story, die da erzählt wurde. Bin gespannt auf Kiens Einschätzung… :-)
Jaja, hab deinen Ursprungskommentar schon noch gesehen…. ;)
Konnte ja keiner ahnen, dass Du Dich vordrängelst…. :-D
Außer, dass es im Beitrag vermerkt ist. ;) P.S.: Fand die Staffel übrigens keineswegs schlechter als die erste – nur die erste recht lahm und unzugänglich, vermutlich eher 2,5-3 Kronen, die jetzt 3-3,5.
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