Mitte Mai hat die zweite Staffel der Science-Fiction-Dramedy „Made For Love“ in den USA über die Plattform HBO Max ihren Abschluss gefunden. Leider ist die Serie in Deutschland noch immer nicht regulär zu sehen, soll aber „demnächst“ bei RTL+ anlaufen. Ob dann direkt mit beiden Staffeln oder zunächst lediglich der ersten, ist noch unklar. Unklar war auch, in welche Richtung die Fortsetzung der Serie laufen würde. Ich möchte da wenig spoilern, aber ich fürchte, man hat sich da ein bisschen verrannt…
Das Grundkonzept ist noch immer gleich: Hazel Green (gespielt von Cristin Milioti) lebt weiterhin im sogenannten „Hub“, einer versteckten Villa, die in einer Art virtuellen Welt eingefügt ist. Ihr egozentrischer und größenwahnsinniger Ehemann Byron Gogol (gespielt von Billy Magnussen) hält sie dort nicht mehr physisch sondern psychisch fest. Im Gegenzug für die medizinische Betreuung ihres todeskranken Vaters Herbert (Ray Romano) bleibt sie. Bereits an dieser recht holprigen Ausgangslage lässt sich erkennen, dass die zweite Staffel „Made For Love“ kreativ werden musste, um alles zusammen halten zu können.
Dabei läuft zunächst auch alles ganz gut. Eine Folge brauchte ich, um wieder rein zu kommen, dann darf man sich an deutlich besserem Timing als in Staffel Eins erfreuen. Die Comedy-Einflüsse funktionieren gut und ich war persönlich zwischendrin etwas irritiert, weil ich parallel auch die zweite Staffel „Upload“ gesehen hatte. Inhaltlich führt uns die Geschichte nämlich plötzlich in eine erstaunlich ähnliche Richtung. Genau hier wird es aber leider auch problematisch. Hatte „Made For Love“ schon immer einen gewissen „Black Mirror“-Anspruch, fühlt man sich an dieser Stelle vollends in einer Kopie-Produktion. Nur leider wirkt die Einführung von gedanklichen Kopien ein bisschen unbedacht reingeworfen. Musste das wirklich sein? Mal ganz davon abgesehen, dass man häufig das Gefühl hatte, das so krass durchdachte Hub-System sei erstaunlich löcherig unterwegs.
Das endet auch nicht zuletzt bei Byron selbst. An sich ist erfreulich, dass wir eine gewisse menschliche Seite der Figur und deutlich mehr aus seiner Vergangenheit erfahren. Byron wirkt aber mitunter wie ein zahnloser Tiger und in keinster Weise wie der souverän manipulierende Mogul aus Staffel Eins. So geht in gewisser Weise der eigentliche Gegenspieler flöten. Hinzu kommen etliche Side Plots, die am Ende hektisch zusammengeführt werden, was ein unkontrolliertes Durcheinander erzeugt. Zwischendrin gibt es auch intensive und emotionale Momente, die im chaotischen Wahnsinn aber beinahe unter gehen.
Am Ende hat man das Gefühl, als wolle die Serie sich selbst übertrumpfen, weitere Ebenen einziehen und mehr sein als sie kann. Das führt leider dazu, dass einige der vorhandenen Stärken nicht ganz zur Entfaltung kommen können. Das ist schade, zeigen einzelne Momente oder sogar Folgen immer wieder, wie viel Potenzial doch im Setting und vor allem den Charakteren steckt. Das Spiel des Casts ist größtenteils überzeugend, die visuelle Inszenierung kann bis auf einige etwas billig wirkende Animationen auch überzeugen. Nur das Drehbuch leider nicht.
Schon komisch, im Nachhinein verklärt man die Erinnerung an Vorheriges ja (un)gerne mal. Bei Staffel Eins hatte ich eigentlich gedacht, vier Kronen gegeben zu haben – waren aber nur dreieinhalb. Entsprechend fühle ich mich schon fast versucht, auf zweieinhalb Kronen für die Fortsetzung zu gehen, aber das klingt dann doch zu fies. Denn auch die zweite Staffel von „Made For Love“ hat viele tolle Elemente parat. Sei es der schnittiger wirkende Humor, die originelle Zukunftsvision, die emotionalen wie rationalen Anknüpfungspunkte an das heutige Leben, der Cast. Und doch hat man sich mit der Geschichte meiner Meinung nach ein bisschen verrannt. Die Geschichte ist nicht mehr so linear gehalten wie zuvor, was an sich eine logische Konsequenz der Basis-Arbeit von Staffel Eins darstellt, aber die neu aufgemachten Ebenen fühlen sich nicht immer notwendig an. Auch wirkt die Dynamik in der Problem-Entfachung sowie der Problem-Lösung selten stimmig. So läuft „Made For Love“ Gefahr, eine Serie mit einer tollen Grundidee sowie hochwertigen Umsetzungs-Parametern zu sein, die aber nicht durchdacht genug geschrieben worden ist.
3. Staffel von „Made For Love“?
Ob das Team hinter „Made For Love“ nochmal die Kurve kriegt, werden wir wohl nie erfahren, hat HBO Max der Serie doch nach zwei Staffeln den Stecker gezogen. Ein bisschen schade ist das schon, hätte mich interessiert, wie man die Geschichte zu einem richtigen Ende geführt hatte. Aufgrund der angegebenen Probleme der Serie in Verbindung mit den sicherlich nicht ganz niedrigen Produktionskosten, ist die Entscheidung einer Absetzung aber nachvollziehbar.
Bilder: HBO MAX / Beth Dubber
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