Nein, im Leben von Mare Sheehan scheint nicht mehr viel so richtig rund zu laufen. Geschieden von Frank, der mit seiner neuen Verlobten ausgerechnet das Haus hinter Mares Garten gekauft hat, eine Tochter im besten Teenager-Alter, ein Enkel, für den sie das Sorgerecht hat, nachdem sich ihr Sohn umgebracht hat, dazu ein wenig erbaulicher Job als Ermittlerin beim örtlichen Police Department in Easttown, irgendwo kurz vor Philadelphia, bei dem sie bei der Suche nach der Tochter einer Freundin seit einem Jahr im Dunkeln tappt. Und in diese Tristesse fällt ein Mordfall hinein, der in der Folge ihre volle Aufmerksamkeit fordern wird.
Aber soweit sind wir noch nicht, wenn wir die Pilotfolge „Miss Lady Hawk Herself“ (von Sky freundlicherweise mit „Miss Lady Hawk Persönlich“ übersetzt, was man loben muss, wenn man sich sonst so die oft platten Übersetzungen anschaut, auch bei den Seriennamen, wo man auch hier glücklicherweise beim Original geblieben ist) hinter uns haben. Auf sieben Folgen ist das – bis jetzt – als Miniserie deklarierte „Mare of Easttown“angesetzt, und ob der gefühlten Kürze dieser Serie (oder Staffel) nimmt sich Serienschöpfer Brad Ingelsby (wurde übrigens im echten Easttown geboren und wuchs in einer Basketballer-Familie auf) gemeinsam mit Regisseur Craig Zobel („The Leftovers“, „Outcast“, „Westworld“ – kann also eigentlich nicht viel schief gehen) gerade in der ersten Folge viel Zeit, vor uns erst einmal diese deprimierende Konstellation in Mares Leben auszubreiten.
Mare ist immer mürrisch, schroff, ablehnend, aber nicht unsympathisch. Sie leidet eben so durch den Tag, erträgt ihr Leben, versucht irgendwie, alles zu organisieren und zusammenzuhalten. Easttown ist klein, jeder kennt jeden, jeder kennt Mare – allein schon, weil sie vor 25 Jahren der Star der örtlichen Basketball-Mannschaft war. Die Enge solche Kleinstadt-Strukturen kennen wir aus „Twin Peaks“ oder „The Killing“, und man kann schon vermuten, dass dieses enge Netz um Mare herum sie einschnüren und bei den Ermittlungen vor Herausforderungen stellen wird. Dass Mare so überzeugend daher kommt, liegt an der ausgezeichneten Charakterentwicklung durch Brad Ingelsby und an Kate Winslet, die Mare verkörpert. Es ist erstmal keine Rolle, in der man groß glänzen kann – eigentlich, den dieses immer Mürrische, immer Genervte hinzubekommen, ist vermutlich schwieriger als einen Hochglanzcharakter zu spielen.
Auch die weiteren Figuren sind spannend besetzt, und ich freue mich schon darauf, diese weiteren Charaktere kennenzulernen. Man fängt auch schon an, die ersten Handlungen zu hinterfragen oder zu überlegen, welche Rolle wer denn wohl in den sieben Folgen einnehmen wird. Mares Cousin Father Dan Hastings zum Beispiel, oder der eloquente Autor Richard Ryan, gespielt von Emmy-Preisträger Guy Pearce. Ich bin auch gespannt, ob die Stadt selber noch eine Rolle spielen wird, oder ob die Handlung tatsächlich nur dort stattfindet, weil Autor Brad Ingelsby von dort stammt. Auffällig sind auch die vielen irischen und walisischen Namen der Figuren – mal sehen, ob auch damit nochmal etwas entwickelt wird.
Insgesamt ein sehr solider Auftakt, der neugierig macht auf die weiteren Entwicklungen – aus meiner Sicht übrigens gar nicht so unbedingt in die Richtung, wer für das Verbrechen am Folgenende verantwortlich ist, sondern viel mehr, wie sich die Charaktere entwickeln, wie Mare sich schlägt, was insgesamt mit Easttown passiert. Der Grundstein für einen Anwärter für den Titel „Miniserie des Jahres“ ist gelegt.
Bilder: HBO
Alles klar … Hast mich angefixt (Ähm, darf man das so überhaupt noch sagen? Egal… ). Die Serie bekommt von mir auf jeden Fall eine Chance!
Eine gute Entscheidung m.M.n. ;-) Stecke gerade in Folge 4 und mag’s immer noch sehr.
Hast du das Ende kommen sehen? Also ich nicht!
Ich hatte sogar das Making-of-Video (https://www.serieslyawesome.tv/mare-of-easttown-making-of/) abgebrochen, um mich nicht „spoilern“ zu lassen, und jetzt, nach der letzten Folge, denke ich auch, dass die Serie ein „Anwärter für den Titel „Miniserie des Jahres““ ist.
Kate Winslet hat mich mit ihrem „Schauspiel“ absolut in ihren Bann geschlagen, und die Nebenrollen waren überzeugend geschrieben, besetzt und gespielt. Erst verdächtigt man den einen, dann die andere, und man wird von den Haken, die die Geschichte schlägt mehr als nur ein mal überrascht. Mein Resümee ist daher: Ich bin mit Neugierde in die Geschichte eingetaucht (Danke deiner Review) und bin mit dem Wunsch nach „mehr Mare“ wieder aufgetaucht… ;)
Mal schauen, ob’s wirklich eine Miniserie bleibt!?
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