Die Behauptung, dass ich hier einer der Wenigen bin, der große Freude an der ersten Staffel von „Marvel’s Agent Carter“ hatte, dürfte wohl keine gewagte sein. Ich mochte den Ansatz und vor allem das Duo Carter/Jarvis, hervorragend dargestellt durch eine herzallerliebste Hayley Atwell und einen grandiosen James D`Arcy. Die Schwachstellen, die Jonas und Maik im Review zu den ersten beiden Folgen der ersten Staffel gesehen haben, waren da, aber die Grundstory, der aus meiner Sicht liebevolle Umgang mit der Figur Peggy Carter, die Anleihen an die Captain America Filme und die Chemie zwischen D´Arcy und Atwell konnten das in meinen Augen gut überdecken. Die erste Staffel hatte mich gut unterhalten und mit Dottie Underwood (Bridget Regan) eine überzeugende Gegenspielerin gefunden, die aufgrund ihrer erfolgreichen Flucht am Ende der ersten Staffel für Vorfreude auf eine zweite Staffel sorgte.
Und ich stelle eine weitere Behauptung auf, sollten Jonas und Maik erneut in die Serie schauen, dieses Mal in den Auftakt der zweiten Staffel, sie würden wahrscheinlich ähnliche Worte finden. Mit dem großen Unterschied, dass ich heute kaum wirklich gute Gegenargumente hätte.
Handlung
Bevor Peggy ihren Arbeitsort von New York nach Los Angeles verlegt um ihrer alten Flamme, Chief Daniel Sousa, ein wenig in einem mysteriösen Fall unter die Arme zu greifen, kommt es zum Aufeinandertreffen von Carter und Underwood. Und was für einem! Zunächst sieht es so aus, als würde Peggy Carter einen Banküberfall begehen? What? Wie gesagt, sieht nur so aus. Die Lösung liegt nahe: Dottie steckt unter dem Peggy Kostüm. Also jetzt ohne Carter-Maske aber im typischen Carter-Outfit mit rotem Hut. Es kommt zum Showdown zwischen beiden Damen, denn die SSR ist ebenfalls im Gebäude und lauert unserer Lieblingsrussin auf. Im Tresorraum ereignet sich eine wunderbare „Klopperei“, die Erinnerungen an den Showdown der ersten Staffel weckt. Sehr schön!
Die Szene endet dann mit der Gefangennahme und dem ersten Verhör. Damit endet aber auch die Action und die große Freude. Peggy wird nach Los Angeles beordert und Jack Thompson, nun ja Leiter des SSR in New York, kann wieder einmal beweisen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Je nach Interpretation, aus sehr morschen Holz oder einem sehr jungen Trieb eines Mini-Busches. Dottie verspeist ihn zum Frühstück und wird kurz danach von einem geheimnisvollen FBI Mann (Kurtwood Smith) abgeführt und in FBI Gewahrsam genommen. Da scheinen gewisse Connections gegriffen zu haben. Zudem warnt FBI Mann Vernon Masters seinen ehemaligen Lehrling Jack Thompson vor einer ungewissen Zukunft des SSR, er solle sich lieber dem FBI andienen und er könne auch schon gleich loslegen und Masters auf dem Laufenden halten.
Der Fall in Los Angeles hat etwas mit einer mysteriösen Masse zu tun – genannt „Zero Matter“ (Darkforce in den Comics) – die während Atombombentests kurz vorm Ende des 2.Weltkrieges „entwickelt“ wurde. Sie zog dabei alle Materie an, die sich in einer gewissen Nähe zum Explosionsort befand. Diese Masse wurde nun weiterentwickelt, federführend ist hier ein geheimer „Rat der Neun“ (Secret Empire in den Comics). Im Mittelpunkt steht hier ein Wissenschaftler namens Jason Wilkes, Calvin Chadwick, einer der Neun und angehender Senatorkandidat für eben jenen Rat und seine Frau Whitney Frost. Comicfans dürften beim Namen Frost sofort erkennen, hier haben wir die eigentliche Gegenspielerin der zweiten Staffel, in den Comics trägt sie meist den Namen Madame Masque. Wusste ich auch erst ab der dritten oder vierten Folge, vorher war sie eben einfach nur „komisch“. Aber langweilig. Und auch nur weil ich es dann durch Zufall irgendwo gelesen habe.
Egal.
Durch eine Explosion in der ersten Folge wird Wilkes dematerialisiert und Whitney wird von der schwarzen Masse in „Besitz“ genommen bzw. sie nimmt die Masse auf. Und kann danach Männer mit einer Hand hochheben und sie ausdörren, verschwinden lassen durch Aufnahme in ihren Körper. Dass sie die eigentlich treibende Kraft hinter allem ist, wird zwar gesagt, kommt aber nicht so wirklich rüber.
Dann hätten wir noch die softe Seite der ersten Hälfte der zweiten Staffel. Am Ende der ersten Staffel wird ja angedeutet, dass Carter und Sousa wohl demnächst mal Kaffee trinken gehen werden. Sind sie dann wohl auch allerdings scheint es nicht funktioniert zu haben oder irgendetwas anderes ist zwischen beiden vorgefallen. Wohl nichts schlimmes, aber etwas steht zwischen beiden, als sie sich in Los Angeles wiedersehen. Sousa scheint auch regelrecht aus New York geflohen zu sein. Dass beide noch nicht wirklich mit der Sache abgeschlossen haben, merkt man fast in jeder Szene.
Allerdings haben die Autoren den ersten aufkommenden romantischen Gefühlen unter den Zuschauern zwei Personen entgegengestellt. Zum Beispiel den Wissenschaftler Wilkes, der romantische Gefühle für Carter entwickelt, die erwidert werden. Hier kommt dann dummerweise die Explosion dazwischen und die Dematerialisierung von Wilkes, allerdings gelingt es Howard Stark ihn mit einem von ihm entwickelten Gemisch und einem Sprühaufsatz zumindest wieder sichtbar zu machen. Poor Peggy. In Sousas Leben haben wir eine Krankenschwester, mit der sich Sousa am Ende der fünften Folge verlobt. Allerdings merkt Rose im Showdown der fünften Folge dann doch etwas von der getrübten aber immer noch vorhandenen Chemie zwischen Sousa und Carter. Und stellt ihn zu Rede.
Bewertung
Ich machs kurz. Die Story ist bislang äußerst lame. Was vor allem an der kaum vorhandenen Gefahr liegt, ja, die schwarze Null ist mächtig und böse und äußerst evil, aber ein echtes Risiko für Los Angeles, die Welt oder Peggy Carter geht von Zero Matter und Whitney Frost noch nicht wirklich aus. Die Turtelei zwischen Carter und Wilkes ist irgendwie fehl am Platze und die Liebelei zwischen Rose und Sousa nie vorhanden. Warum?
Und ja, werte Autoren, wir haben verstanden. Sousa und Carter gehören auch in euren Augen zusammen, aber wir sind hier in einer taffen Drama-Thriller-Crime Serie marvelliger Machart, von daher müssen wir erst einmal ein paar Hürden bis zum Happy End einbauen. Aber es langweilt, wo die angehende Chemie zwischen beiden und die leichte Spannung noch in der ersten Staffel ein Pluspunkt war, ist er hier aus meiner Sicht nur Staffelei und Flickwerk, da wir ansonsten nur eine bislang gruselig eintönige Story haben. Und das würde ohne diese softe Ebene noch mehr ins Auge springen.
Positiv hervorheben muss man allerdings das Duo Carter/Jarvis. Wunderbar. Tolle Dialoge, schöne Szenen und ein Schuss Situationshumor, der jederzeit wirkt und für gute Stimmung vor dem Bildschirm sorgt. Die Autoren haben in diese Beziehung sogar noch eine dritte Person „geschmuggelt“: Ana Jarvis, die Frau von Edwin Jarvis. Und diese Frau passt sowas von in diese Zweiercombo. Die Chemie funktioniert sofort und Ana passt mit ihren bislang wenigen Szenen gut in die Handlung. Dieser Einfall ist klar auf der positiven Seite zu verbuchen. Neben der Ausstattung der Szenen und der wieder einmal gelungene Versuch, die damalige Zeit sehr realistisch einzufangen.
Was der bisherigen Staffel eben fehlt, ist die Spannung und eine echte Gegenspielerin. Oder mit anderen Worten: eine Staffel tragende Handlung. Whitney Frost hat meines Erachtens nicht das Potenzial für einen angemessenen Bösewicht, einzig Dottie würde mir da wieder einfallen. Ganz aus dem Rennen ist Dottie Underwood ja noch nicht und die Vorschau auf die zweite Staffelhälfte lässt vermuten, dass sie nun wieder Screentime erhalten wird. Allerdings sieht es so aus, dass Peggy sie um Hilfe gegen Frost und das Zero Matter bitten wird. Ok, auch diese Art der Rückkehr in die Serie würde ich begrüßen. Es muss jetzt einfach mal was passieren.
Es sind nur noch fünf Folgen. Ich hoffe inständig, dass ich das „nur“ nicht irgendwann gedanklich streichen werde und das „noch“ negativ untermale. Mit einem Edding.
Seid ihr bei Peggy Carter auf dem Laufenden? Welche Meinung habt ihr zur ersten Hälfte der zweiten Staffel?
Bilder: ABC
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