In dem 8-teiligen Crossover Marvel’s The Defenders schließen sich die vier Helden Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist zusammen, um New York City vor einer geheimen Organisation mit einem zerstörerischen Plan zu verteidigen. Nach anfänglichen Differenzen, kämpfen die Helden gemeinsam und entfalten ihre ganze Stärke.
Neben den vier Hauptdarstellern wirkt die Oscar-nominierte Sigourney Weaver als Schurkin Alexandra mit. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit der Krankenschwester Claire Temple, Assassine Elektra, Polizistin Misty Knight, Daredevils Mentor Stick, sowie seinem ehemaligen Partner Foggy Nelson und viele weitere Nebenfiguren aus den vorangegangenen Solo-Serien.
Tobias hat euch bereits eine Besprechung zum Serienauftakt geliefert. Jetzt gibt es einen rundum Blick auf die komplette Staffel.
Handlung
Danny Rand, die Iron Fist sucht in New York nach den Mördern seiner Eltern, während andernorts die abgehalfterte Privatschnüfflerin Jessica Jones auf den Spuren eines verschollenen Architekten ist. Derweil wird Luke Cage aus dem Gefängnis entlassen und versucht Jugendliche aus Harlem zu schützen, die für kriminelle Tätigkeiten angeworben werden. Als Jessica Jones Zeugin eines Mordes wird, ruft dies Rechtsanwalt Matt Murdock auf den Plan. Alle Spuren führen auf die Geheimorganisation „die Hand“ zurück. Die aus fünf Anführern bestehende Organisation, ist auf der Suche nach einer Substanz zum Erhalt ihrer Unsterblichkeit und damit einhergehend ihrer Macht. Alexandra, eine der fünf Anführer der Hand, hat für ihre Zwecke die Killerin Elektra wieder zum Leben erweckt. Der Schlüssel zum ewigen Leben liegt in K’un L’un und nur die Iron Fist kann den Zugang zur mystischen Stadt ermöglichen. Gut, dass sich Danny Rand mit den übrigen Helden zusammentut, um den Plan der Hand zu vereiteln.
„Das Einzige, was Manhattan davor bewahren kann, zu Schutt zu werden, seid ihr Vier.“
Meinung
Die Serie setzt genau da an, wo die Solo-Serien einen zurückgelassen haben. Für Fans und Zuschauer der vorangegangenen Abenteuer, bieten gerade die ersten beiden Folgen ein Wiedersehen der besonderen Art: Jeder einzelne Handlungsstrang fühlt sich wie mehrere aneinander montierte Episoden der Solo-Serien an. Dies macht sich auch visuell bemerkbar. Die Szenen mit Matt Murdock sind in dunkelrot getränkt, während jene mit Jessica Jones die bekannte Noir-Ästhtik mit violetten Akzenten aufweist. Die Passagen mit Luke Cage kommen gewohnt mit dem gelb/braunen Sonnenuntergangslicht aus und in den Szenen mit Iron Fist schimmern immer wieder grüne Elemente durch. Erst als sich die Figuren allmählich näher kommen, findet die Serie einen einheitlichen Look, der immer wieder auf Bekanntes zurückgreift. Auch Musik wird dort eingesetzt, wo man sie bislang nicht gehört hat. Beispielsweise wird eine Kampfszene der Defenders mit den für Luke Cage typischen Rap-Songs untermauert und so sehen wir Daredevil und Iron Fist, wie sie ihre Fäuste abwechselnd zu „Protect Ya Neck“ des Wu-Tang Clan schwingen.
Neueinsteiger werden es meines Erachtens schwer haben, die einzelnen Zusammenhänge nachzuvollziehen. Handlungen und Beweggründe können sehr viel besser verstanden werden, wenn man die insgesamt 5 Staffeln zuvor gesehen hat.
Vermutlich ist das auch der Grund dafür, dass die Story zugegebenermaßen einem Actionfilm aus den 1980ern entnommen sein könnte. Dafür hatten die jeweiligen Einzelfiguren aber jeder 13 Soloepisoden zur Charakterentfaltung und Ausleuchtung der Hintergründe. Daredevil sogar 26 Folgen. Da lässt es sich verkraften, dass die Serie „nur“ jede Menge Handkanten-Action und witzige Einzeiler zu bieten hat.
„Das Gehirn des Architekten klebt noch an meinen Wänden. Ich hab nicht mal die Klamotten gewechselt. Also lass uns den Scheiß zu Ende bringen.“
Als Superschurkin brilliert niemand Geringeres als Sigourney Weaver. Sie überzeugt als stoische Bösewichtin und reiht sich damit in die Galerie großartiger Widersacher, wie Wilson Fisk und Kilgrave ein.
Ähnlich wie beim Kingpin, gibt es immer wieder Momente in denen man mit ihr sympathisiert, obwohl sie offensichtlich böse Absichten hegt. Als sie sich Elektra wie einer Tochter annimmt, dann tut sie dies nur zum Selbstzweck. Gerade Elektra überrascht durch einen unerwarteten Befreiungsschlag in der Staffel.
Interessant finde ich ohnehin, dass die Schurken mit einem hohen weiblichen Anteil daherkommen und diese Frauen lassen es krachen. Wer hier müde Strategen vermutet, liegt falsch, stattdessen legen die Ladies eine überraschende Gewaltbereitschaft an den Tag und eine gehörige Portion Intelligenz und Selbstbewusstsein.
In knalligen, schnellen Kämpfen machen die Helden abwechselnd eine gute Figur. Selbst die eiserne Faust schlägt sich besser als zuvor.
Comic-Facts am Rande: In der Vorlage sind die Defenders ein Superhelden-Team mit wechselnden Mitgliedern. Ursprünglich kämpften der Hulk, Doctor Strange und der Sub-Mariner gegen mystische Mächte. Später kamen der Silver Surfer und diverse X-Men dazu. In einer jüngeren Inkarnation war es sogar ein von Misty Knight angeführtes Team.
Ich hatte das Gefühl, dass sich die Macher nicht nur die Figuren adaptiert haben, sondern auch die Erzählmuster eines Comics übernommen haben. Die Tatsache, dass die Helden in einem gemeinsamen Universum koexistieren, das Tempo, die Cliffhanger am Ende jeder Folge, sogar einzelne Kameraeinstellungen fühlten sich stark nach einem Comic an.
Stark finde ich auch zum Beispiel, dass sich Luke Cage und Iron Fist besonders gut verstehen. Bildeten doch beide in den 1970ern das Helden-Duo Heroes for Hire – die Helden für Geld.
Mit dem Ende der ersten Staffel der Defenders schließt auch die erste Phase des Marvel-Netflix-Universums ab und es fühlt sich wie ein Abschlussfest an. Noch in diesem Jahr wird es eine Punisher Solo-Serie geben, bevor es im nächsten Jahr weitere Staffeln von Jessica Jones, Daredevil, Luke Cage und Iron Fist geben wird.
Fazit
Kurzweiliges und sehenswertes Team-up, dass etwas an menschlicher Tiefe vermissen lässt, dafür aber harte Action und coole Sprüche bietet.
Marvel’s The Defenders ist auf Netflix verfügbar.
Bilder: Netflix
Fabio, Du wirst mir immer sympathischer. Meine Einschätzung der Staffel deckt sich ziemlich mit der hier beschriebenen. Vor allem den Einsatz von Farben zur anfänglichen Differenzierung der Personen, fand ich super!
Meine Lieblingsszene ist aber – wenn ich mich nicht irre – Ende Folge 2 und Anfang Folge 3. Wenn nach dem Aufeinandertreffen Sätze und Dialoge entstehen wie:
„Du sprichst chinesisch?!?“
„Wer ist er eigentlich“
„Mein blinder Anwalt“
„Dein was?!?“
„Du siehst scheiße aus.“
„Ist nicht mein Schal.“
und mein Favorit:
„Wir müssen alles ausmachen, ich kann noch das Neonlicht hören.“
„Wer zum Teufel kann Neonlicht hören?!?“
:D
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