Es ist Halloween im beschaulichen Örtchen Westview und Wanda zieht mit ihrem Bruder und ihren beiden Kindern durch die Nachbarschaft, um Süßigkeiten einzusammeln. Unterdessen gelangt Vision ans Ende der Stadt und wagt einen Fluchtversuch. Wandas Welt ist zeitlich Ende der 1990er beziehungsweise in den frühen 2000ern angekommen. Gleich der Vorspann katapultiert den Zuschauer mit einer gelungenen Hommage an die Familienkomödie „Malcom Mittendrin“ zwanzig Jahre zurück. Wandas und Visions Kinder spielen inzwischen Videogames und im Kino laufen „Die Unglaublichen“ und „Ein Zwilling kommt selten allein“, wie bei einem Streifzug durchs Stadtzentrum auf einer Kinotafel zu erkennen ist.
Wandas Zwillingsbruder Pietro, der Überraschungsgast der vergangenen Woche, lebt inzwischen bei seiner Schwester und bespaßt die Kinder. Evan Peters Darstellung des blauen Flitzers hatte mir schon in den X-Men Filmen gut gefallen. Er schafft es mit seiner unbeschwerten Art und seinen witzigen Sprüchen nicht nur seine Schwester aufzuheitern, sondern auch das Publikum für sich zu gewinnen. So begleitet er Wanda und die Kinder an Halloween beim Beutezug. Das Kostümfest bildet einen gelungenen Rahmen, um die Figuren so einzukleiden, wie sie in der Comicvorlage zu sehen sind. Wanda trägt ihr klassisches Scarlet Witch Outfit, bezeichnet es selbst aber als traditionelle sokovianische Wahrsagerinnengewand.
„Wow, bist du Rotkäppchen in alt?“ – Billy
Vision sieht mit seinen gelben Shorts über den Strumpfhosen besonders witzig aus und soll wohl einen mexikanischen Wrestler darstellen. Interessant ist die Kleiderwahl des jungen Billy: Er trägt jenes Kostüm, dass er in den Comics auch als Mitglied der Young Avengers hat. Onkel Pietro legt kurzerhand ein selbst angefertigtes Quicksilver-Outfit mit den weißen Blitzen um. Und Tommy, der ebenfalls ein Speedster ist, bekommt den gleichen Look verpasst, obwohl sein Anzug aus den Comics eigentlich grün wäre.
Vision, dem die Vorkommnisse in Westview immer suspekter werden, begibt sich derweil an den Stadtrand. Wie er durch die Luft schwebt und die Gespräche der Bürgerinnen und Bürger aufnimmt erinnert mich ein wenig an Superman. Umso weiter er an die Außengrenze gelangt, desto weniger lebhaft wirken die Bewohner. So trifft er auf Menschen, die nur einzelne Bewegungsabläufe immer wieder wiederholen oder in komplettem Stillstand verharren. An einer Kreuzung mit dem Namen „Ellis Ave“ trifft er auf Agnes, die regungslos im Auto sitzt. (Der Straßenname ist vermutlich nach dem Comicautor Warren Ellis benannt.) Vision gelingt es Agnes Bewusstsein durch eine Handbewegung an ihre Stirn zu wecken, woraufhin sie ihm deutlich zu verstehen gibt, dass er eigentlich tot sei.
Währenddessen greifen Pietro und die Kids den anderen die Süßigkeiten ab. Dabei tauschen sich die Geschwister über die Seltsamkeiten aus.
„Wie machst du das eigentlich alles?“ – Pietro
Es wird klar, dass es im Kern um die Trauerbewältigung von Wanda geht. Dies wird sogar mit dem „Yo-Magic“ TV-Spot nochmal verdeutlicht, in dem ein Junge alleine auf einer Insel weilt und trotz aller Bemühungen nicht in der Lage ist den Joghurt zu öffnen. Als sie erfährt, dass Vision versucht aus Westview zu fliehen, expandiert sie ihre Welt, was wiederum zur Folge hat, dass neue Bewohner aus der Außenwelt in die künstliche Simulation eingesogen werden. Das dürfte S.W.O.R.D.-Direktor Hayward umso mehr verärgern. Er scheint sich ohnehin immer mehr zum Fiesling zu entwickeln, der bereit ist zu allen Mitteln zu greifen, um Wanda aufzuhalten. Ich bin gespannt welche Unterstützung er sich dafür in den nächsten Folgen ins Boot holt.
Das ungewöhnliche Superhelden-Mystery-Drama bleibt auf einem hohen Niveau und funktioniert auf vielerlei Ebenen erstaunlich gut.
Bilder: Disney
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