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Auch als Russian Doll bekannt

Review: Matrjoschka Staffel 1

17. Februar 2019, 11:44 Uhr

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Wenn man in einer Lebenssituation steckt, in welcher man wenig Zeit hat etwas am Stück zu schauen, dann ist eine Serie grundsätzlich eine gute Idee. Wenn diese Serie auch noch in gut zu verdauenden 30 Minuten Häppchen serviert wird, dann schafft das auch der Workoholic auf der Fahrt morgens zur Arbeit oder jemand wie ich, neben dem Wechseln von Windeln und dem Herumtragen des neuen Lebens.

„Matrjoschka“ ist genauso eine leicht zu konsumierende Serie, nur 8 Folgen mit je 30 Minuten . Die Story erlaubt dies, da es wenig Nebenschauplätze gibt und es sich um lediglich zwei Protagonisten dreht. Mich hat „Matrjoschka“ sofort in den Bann gezogen – nicht nur weil Netflix mir es quasi aufgedrückt hat; sondern, weil es im typischen „…und täglich Grüßt das Murmeltiert“-Setup produziert wurde. Unsere Protagonisten erleben den gleichen Tag (oder Tage) immer (und immer) wieder und wachen, sobald sie sterben, am gleichen Ort und zur gleichen Zeit wieder auf. In dem Sinne kann die Serie mich eigentlich fast nur enttäuschen, denn ich liebe den Bill Murray Film und alles, was diese Idee kopiert, muss sich damit messen lassen. Und um es Vorweg zu nehmen, Fans von „…und täglich Grüßt das Murmeltier“ werden von „Matrjoschka“ nicht enttäuscht.

100% New York

Was zuerst auffällt ist der New York Way of Life. Unsere Hauptdarstellerin Natasha Lyonne, in der Serie Nadja genannt, hat den wohl „New Yorkischsten“-Schnabel den man sich nur vorstellen kann. Alles kommentiert sie und garniert es mit leichter bis starker Ironie und ist generell extrem schlagfertig. Die Art und Weise der Dialoge erinnert an andere Filme und Serien aus und um New York, beispielsweise Smoke mit Harvey Keitel. Ich kann mir vorstellen, dass diese Art der Dialoge nicht nur Freude auslöst, sondern für den ein oder anderen anstrengend sein könnte; denn ehrlicherweise kann sich kaum vorstellen, dass ein Mensch wirklich so spricht – also 24/7. Also wenn euch das bereits nach der ersten Folge nervt, lasst es besser mit „Matrjoschka“.

Mit dem Slang ist es aber nicht getan; die Party, auf welcher Nadja immer wieder aufwacht, ist auch etwas, was man sich so nur in New York vorstellen kann. Ein extrem stylisches und riesiges Appartment (woher haben die immer das Geld?) mit lauter coolen Partygästen aller Couleur, Geschäftsleute, Künstler, Schwule, Lesben; man findet einfach jeden Typ Mensch auf dieser Party. Und auch der kleine Laden, in welchem sich Nadja ihre Zigaretten kauft, passt in dieses New Yorker Setup denn dort kennt man sich – auch wenn man sich nicht kennt..

Bei der Gelegenheit möchte ich noch erwähnen, dass die Serie im Original durch die rauchige Stimme von Natasha Lyonne eine ganz andere Wirkung hat. Und das sage ich als jemand, der durchaus sehr gerne – meistens aus Faulheit – synchronisierte Versionen schaue.

Das Zeitsprungphänomen

Direkt am Anfang sieht man wie Nadja im Badezimmer ihrer Freundin steht und ein blaues Etwas in der Tür steckt. Später stellt sich heraus, dass dies offenbar der Riss in der Zeit sein soll? Das hätte man sich sparen können; in einem Badezimmer, in welchem der Türgriff eine Pistole ist, fällt dieses blaue Etwas überhaupt nicht auf. Ich habe es nicht einmal in Frage gestellt, ich dachte ok, seltsame Badezimmerausstattung. Hier wollte man offenbar etwas unterstreichen was man gar nicht hätte unterstreichen müssen.

Abseits dessen hält sich die Serie Gott sei Dank nicht mir irgendwelchen Erklärungen à la Star Trek auf; die Zeitsprünge passieren einfach und dafür könnte verschiedene Gründe geben, warum die beiden immer wieder zurückgesetzt werden. Stattdessen nimmt sich die Serie lieber Zeit, die Art und Weise wie die beiden immer wieder sterben, auf eine kreative Art und Weise jedes Mal neu zu erdenken. Das Murmeltier-Gefühl bedient die Serie durch den immer wiederkehrenden Musiktrack auf Nadjas Party. Funfact: Ich bekomme den Ohrwurm seit einer Woche nicht mehr aus dem Kopf ;)

Ohrwurm? Gern geschehen!

Zwei verlorene Seelen

Kern der Serie ist oder besser gesagt sind die zwei gebrochenen Charaktere, welche das Pech oder auch Glück haben, ständig den/die gleichen Tag(e) erneut zu durchleben. Diese Einsicht, dass beide etwas ändern müssen; egal ob mit oder ohne Zeitsprünge; ist die schöne melancholische Botschaft der Serie. Nadja, die sich nicht binden kann, da sie durch ihre Kindheit mit der verrückten Mutter zu sehr verletzt wurde und Alan, der Angst hat aus Bekanntem auszubrechen, alles richtig machen will und dabei vergisst zu leben. Zwei mehr oder wenig typische Probleme unserer heutigen Welt. Wobei ich nicht sagen will, dass die Serie als Ziel hat den Zuschauer zu belehren oder zu therapieren – dafür sind die Geschichten der beiden dann doch zu speziell. Der Weg die Charaktere kennen zu lernen, das ist die Stärke der Serie und lässt die Zeitsprünge teilweise sogar vergessen.

Kritisch muss man anmerken, dass nicht alles wichtig ist und Sinn macht. Die Rolle des Obdachlosen im Park wird mir beispielsweise nicht klar, denn die Serie tut so, als ob mehr hinter ihm steckt. Ebenfalls etwas schwach ist die Element der Geschichte, in welcher Nadja das Zeitsprungphänomen mit ihrer Tätigkeit als Programmierer vergleich und angeht – „man könne es debuggen“. Das ist mir etwas zu simpel und macht mir die mystische Atmosphäre etwas kaputt.

Mit den Spannungselementen, dass auf einmal Gegenstände verschwinden und die beiden am Ende nur noch eine handvoll Menschen in der Stadt vorfinden, heben diese Schwächen wieder auf. Dadurch bekommt die Serie eine Fallhöhe, denn man hat als Zuschauer tatsächlich Angst, dass die beiden – wie bspw. in Inception – in irgendeinem ewigen Gefängnis zwischen Raum und Zeit stecken bleiben und nie wieder heraus kommen.

Versöhnliches Ende

Das Ende hätte meiner Meinung nach etwas bombastischer oder zumindest etwas emotionaler sein können. Versteht mich nicht falsch, es ist schön und versöhnlich und entlässt den Zuschauer mit einem positiven Gefühl. Aber ein kleiner Cliffhanger oder eine Nuance Mystery nach dem Motto, vielleicht ist es doch nicht vorbei? Das hätte gut gepasst und der Serie ein nachhaltigeres Ende gegeben. So werde ich sicherlich nicht sooft an „Matrjoschka“ zurückdenken, was schade ist, denn die Serie ist wohl doch auf mehrere Staffeln angelegt.

Was bleibt ist eine charaktergetriebene und emotionale Geschichte, die definitiv ein Serien-Highlight in diesem Jahr darstellt. Gleichzeitig wird es „Matrjoschka“ meiner Meinung nach aber schwer haben, sich in der qualitativ hochwertigen Serienlandschaft nachhaltig durchzusetzen.

PS: Die Wartezeit auf die zweite Staffel „Matrjoschka“ könnt ihr mit diesen Serien überbrücken.

Bilder: Netflix

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Sonntag, 17. Februar 2019, 11:44 Uhr
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Ein Kommentar

  • Hab’s auch endlich geschafft, da reinzuschauen, und bin ebenfalls sehr angetan – und auch ein kleines bisschen enttäuscht von den Schlussakkorden. Die Szene im Fahrstuhl ist natürlich großartig, weil sich die Staffel dadurch spontan in eine ganz andere Richtung bewegt – klasse!

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