Ein langjähriger Schreibtischtäter und eine aufstrebende Ermittlerin als Duo – kann das gut gehen? Kann es, zumindest, wenn es so charmant erzählt wird wie in der britischen ITV-Krimiserie „McDonald & Dodds“, von der das ZDF jetzt die erste Folge gezeigt hat. „The Fall of the House of Crockett“, bei uns leicht peinlich „Der Tote nahm den Hut“ betitelt, hält sich auch gar nicht lange damit auf, die beiden Hauptfiguren zu porträtieren, sondern geht gleich rein in den Fall – der in der Tat auch recht mysteriös daher kommt.
Den Mord – klar, dass es um so etwas gehen muss – sehen wir ganz klassisch gleich zu Beginn, und die restliche Zeit sind wir wie McDonald und Dodds damit beschäftigt, herauszufinden, wer denn nun der Mörder ist, und was Erfinder Max Crockett damit zu tun hat – der Inhaber eines Familienimperiums, der dieses in Kürze an eine seiner drei Töchter vermachen möchte. Das ist die Storyline neben der Hauptgeschichte, und Autor Robert Murphy gelingt es recht geschickt, die beiden Lines miteinander zu verbinden. Nach und nach gewinnen auch die beiden Hauptfiguren etwas an Schärfe: Lauren McDonald, die aus dem großen London nach Bath, Somerset versetzt wurde, rund 150 Kilometer westlich von London. Sie beeindruckt ihr Team mit ihren Großstadt-Ermittlungsmethoden, steht aber auch gleichzeitig unter Druck, es dem Superintendent John Houseman recht machen zu müssen. Der will nicht nur Ermittlungsergebnisse sehen – die im übrigen bitte nicht gegen den in der ganzen Stadt sehr angesehenen Max Crockett und dessen Familie geführt werden sollen – sondern auch, dass Lauren McDonald sich darum kümmert, dass DS Dodds möglichst bald in den vorzeitigen Ruhestand verschwindet. Deswegen hat man ihn nämlich noch einmal hinter dem Schreibtisch hervorgeholt und in den aktiven Dienst geschoben – um ihm das Arbeitsleben so mies zu machen, dass er aufgibt.
Macht er aber nicht, im Gegenteil – und hier entwickelt die Serie ihren Charme. Dodds kommt recht verschroben daher, hat merkwürdige Eigenarten und vermeintlich unnützes Wissen, das ihm aber regelmäßig Ermittlungserfolge beschert. Wo er einen Gang zurückschaltet und sorgfältig den Blick fürs Detail hat, hetzt McDonald durch die Ermittlungen und will Geständnisse hören. Nur damit lassen sich Fälle schnell lösen, so ihre Art zu arbeiten. Letztlich ist es – man ahnt es schon – die Kombination aus beidem, die den Erfolg bringt. Die Gegensätze zwischen den beiden sind für mich die Highlights der Serie: Er mit seinem kleinen Noitzblock, sie mit Tablet. Er in der Bibliothek, sie ganz vorne mit dabei in der Gegenüberstellung zu den Verdächtigen.
Nebenbei versucht die Serie noch, verschiedenen Vorurteilen (Hautfarbe, Geschlechterrollen) und Klischees (Familiendominierte Städte, Korruption) auf die Spur zu kommen, das gelingt aber leider nicht so wirklich – es bleibt bei Andeutungen. Auch an der humoristischen Note kann meiner Ansicht nach noch gearbeitet werden: Der Witz kommt oft nicht so wirklich durch, wie es sich an manchen Stellen anböte. Dafür glänzt Regisseur Richard Senior mit tollen Einstellungen und wirklich perfekt eingepassten Motiven der Stadt Bath, in der dieser Krimi spielt. Allerdings sind manche Ermittlungsschritte auch durchaus vorhersehbar, so dass wir hier keinen extrem hochklassigen Krimi („Sherlock“ ist dann nochmal eine andere Liga zum Beispiel) serviert bekommen, aber dennoch eine Zusammensetzung, die sich vom Durchschnitt abhebt und der man gerne weiter folgen mag. Am 8. November 2020 steht die nächste Gelegenheit im ZDF an (mehr zur Serie gibt es hier).
Bilder: ZDF
Kommentiere
Trackbacks