Seit den ersten Infos und Bildern zur neuen Comedy-Serie „Miracle Workers“ war ich interessiert an der skurrilen Geschichte, die den Himmel als Firma darstellt und neben den für die kleinen wunder zuständigen Engel Daniel Radcliffe vor allem Steve Buscemi als Gott himself auf der Darstellerübersicht führte. Nach dem zwar nicht wundervollen aber doch vielversprechenden Auftakt (Review zur Pilotfolge) ist die gerademal mit sieben Episoden bedachte erste Staffel heute Nacht zuende gegangen. Zeit für einen Serientipp-Beitrag in Form eines spoilerarmen Staffelreviews.
Darum geht es in „Miracle Workers“
Serienmacher Simon Rich hatte sich bereit mit „Man Seeking Woman“ (Serientipp) in mein Herz geschossen, bei „Miracle Workers“ geht es zwar familienfreundlicher aber nicht weniger absurd zu. In der von Rich selbst 2012 veröffentlichten Roman-Vorlage „In Gottes Namen. Amen!“ (oder im Original auch „What In God’s Name“ – beides Partnerlinks) wird der Himmel als Großunternehmen dargestellt und die Engel sind Beamte. Auf viel zu altem Computerequipment werden neue Tierarten geschaffen, Wolken in die Luft entsandt sowie das ein oder andere kleine oder große Wunder geschaffen.
„Sometimes I get so bored, I make my clouds look like things.“ (Wolkenmacher Raymond)
Einer dieser Beamten-Engel ist Craig, gespielt von Daniel Radcliffe, der auch als Mit-Produzent an der Serie beteiligt ist und erst durch seinen Umsetzungs-Pitch überhaupt eine Realisierung des Stoffes für das Fernsehen ermöglicht hatte. Der große Star der Serie ist aber natürlich der Allmächtige: Steve Buscemi – äh, Gott natürlich (lasst euch alleine die Szene mit dem Familientreffen in S01E06 nicht entgehen!). Auf wundervoll naive und cool wirken wollende Art präsentiert der CEO von Heaven Inc. den zu aller Überraschung auf einen hohen Posten gelangten Inkompetenten, der sich alles erlauben kann. Zum Beispiel auch die Laune, einfach mal die Erde explodieren zu lassen. Einziger Ausweg: Wenn ein als unmöglich abgestempeltes Gebet erhört werden kann. Ein wirklich wahres Wunder, selbst in Gottes Ohren. Die Mission: Zwei Menschen zum Küssen bringen. Sollte machbar sein, oder? Doch die Uhr tickt unaufhaltsam bis zur großen „End of the World Party“…
Deshalb ist „Miracle Workers“ gut
Ich mag die Mischung der Serie. Die vor allem zu Beginn angehäuften absurden Referenzen auf die Schöpfungsgeschichte und den Glauben machen sehr viel Spaß (ohne dabei jemals wirklich Gefahr zu laufen, jemand Gläubiges zu diffarmieren – aber vielleicht sehe ich das als bekennender Atheist auch nur so… #Blasphemie!). Dazu kommt ein gesunder Humor, der Anzüge britischer Schwärze, aber allgemein eine sehr lockere Stimmung mit sich bringt. Das ist alles etwas subtiler und mag für Freunde eingespielter Lachsalven, die zum Schenkelklopfen animieren, vielleicht nichts sein, ich mag es aber auch so. Dazu etwas Moral, Freundschaft, Kritik an moderner Business-Kultur und vor allem gaaanz viel Liebe!
„I love you, buddy!“ (Gott)
Neben der sehr genialen Darstellung von Buscemi als Gott gefällt mir auch der Aufbau der Serie. Gerade wiederkehrende Elemente, wie der Schlagzeilen vortragende Nachrichtensprecher, gefallen mir sehr. Für eine absolute Spitzenbewertung fehlt dann aber doch etwas die Substanz in der eigentlichen Story. Ein bisschen Brisanz, ja, etwas Komplikation, ja, aber so richtig ins Rollen kommt die Geschichte nie, vermutlich auch, weil sieben Episoden einfach zu wenig Grundlage bieten. Das ist etwas schade, denn da wäre sicher auch eine 12-Folgen-Staffel drin gewesen, die dann auch etwas mehr Platz für (authentischer wirkende) Charakterentwicklung gelassen hätte.
Insgesamt hat mir die Staffel sehr gefallen. Und jetzt weiß ich endlich, wie es zu Blinddarmdurchbrüchen kommt. Das Tempo in „Miracle Workers“ ist allgemein gut und die Folgen sind sehr kurzweilig. Das könnte natürlich auch an den sehr kurzen Episodenlaufzeiten liegen, die zwar regulär die üblichen 20-23 Minuten auf dem Papier aufweisen, dazu gehört jedoch jedes Mal aufs Neue ein kleiner Mini-Trailer sowie kurzem „Inside the episode“-Nachklapper mit O-Tönen der Macher und Darsteller zum Gesehenen. Schnarch! Netto seit ihr mit allen sieben Folgen denke ich bei gerademal etwas über zwei Stunden Spielzeit – perfekte Filmlänge zum Durchbingen!
„Miracle Workers“ in Deutschland schauen?
Aber wo kann man „Miracle Workers“ denn überhaupt schauen? Ab Dienstag, den 14. Mai um 20.15 Uhr, wird „Miracle Workers“ auf dem TBS-Schwesternsender TNT Comedy starten und somit Deutschland-Premiere feiern. Noch ist leider unklar, wann die Mini-Serie im deutschen Free-TV laufen wird, aber ich denke, das dürfte sich um den Jahreswechsel herum auf ProSieben oder so ergeben.
Wann und wo auch immer ihr es sehen könnt: einschalten!
„Miracle Workers“ Staffel 2?
Ob „Miracle Workers“ von Sender TBS verlängert wird, ist bislang noch unklar. Fest steht jedoch, dass wir die Geschichte um Heaven Inc. in der Form nicht weiter sehen werden. Schöpfer (in diesem Zusammenhang ein sehr schön passender Begriff, wie ich finde) Simon Rich schwebt da eher eine Anthologie-Serie vor, die im Stile von „American Horror Story“ den Hauptcast behält, aber die Szenerie und Story erneuert. Dabei soll es aber lustig bleiben:
„It’ll always be a comedy about existential doom. It’ll always be absurdist. They’re all meant to be stand alone narratives. That’s the other thing that’s cool about this project for me, is that you get to tell stories with a beginning, middle and an end.“
Ich finde das gut, da ich glaube, dass der Großteil der sinnvollen und auf der Hand liegenden Anspielungen und Witze rund um die Erde und den Himmel als Firma bereits gemacht wurden (ja, ich schrieb oben, 12 Folgen wären fein gewesen, aber die Story hier ist ja nun auserzählt…). Um frisch zu bleiben müsste man vermutlich einen Tapetenwechsel initiieren. Aber als was wir Steve Buscemi dann auch immer wieder sehen werden, um eines könnt ihr euch sicher sein – Gott hat euch lieb!
Bilder: TBS
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