Sie werden in unzähligen Liedern besungen, sind Bestandteil der wichtigsten literarischen Werke, ziehen Menschen ins Kino und Theater und fesseln Zuschauer vor den Fernseher – Geschichten über die Liebe. Regisseur John Carney blickt in der in New York angesiedelten romantischen Anthologie-Serie „Modern Love“ auf die vielfältigen und emotionalen Facetten der Liebe in der Metropole. Der irische Filmemacher hat schon mit Indie-Perlen wie „Once“, „Sing Street“ oder „Can A Song Save Your Life“ bewiesen, dass er leichtherzige Geschichten ohne Kitsch erzählen kann. Auch diesmal schafft er es mit leisen und eindringlichen Tönen berührende Storys auf die Mattscheibe zu zaubern. Für die, auf eine Kolumne der New York Times basierende, Serie konnte Carney einige hochkarätige Schauspieler gewinnen, die das Ganze nochmal zusätzlich aufwerten.
Wie bei Anthologie-Serien üblich, fällt nicht jede Episode gleich stark aus. Jede der acht 30-minütigen Folgen hat ihren Charme und letztlich hängt es von ganz eigenen Vorlieben ab, welche Geschichte einem am besten gefällt. Ich habe mir alle Folgen angesehen und hier ist meine Einschätzung dazu:
Wenn der Portier dein bester Mann ist
Gleich die erste Folge glänzt mit einer hervorragend aufspielenden Cristin Milioti (bekannt aus „How I Met Your Mother“), die bei ihrer Männerauswahl kein besonders glückliches Händchen zu haben scheint. Gut, dass ihr Portier Guzmin ein wachsames Auge auf sie hat und ihr mit Rat zur Seite steht. Die einfache Story über Freundschaft und Familie, die mit einem überraschenden Ende aufwartet, ist der perfekte Einstieg für die Serie.
Wenn Amor eine neugierige Journalistin ist
In dieser melancholischen Folge sitzt Dating-App Entwickler Joshua (Dev Patel aus „Slumdog Millioaire“) mit der Journalistin Julie (Cathrine Keener aus „Being John Malkovich“) zusammen, um über seine ganz persönliche Geschichte über die Entstehung der App zu sprechen. Berührt von Joshuas herzzerreißenden Erzählung, öffnet sich auch Julie ihm. Diese Episode über den Verlust und die Trennung eines geliebten Menschen, zählt zu meinen Favoriten. Joshuas Schicksal ist traurig und inspirierend zugleich.
Nimm mich so, wie ich bin, wer auch immer ich bin
Die nächste Geschichte ist ebenfalls sehr beeindruckend. Die von Anne Hathaway gespielte, manisch-depressive Lexi hat nicht nur Schwierigkeiten ihren Alltag zu meistern, auch das Kennenlernen eines Mannes stellt sich als äußerst herausfordernd für sie dar. Hathaway gelingt es die Facetten ihrer Erkrankung überzeugend darzustellen und glaubhaft zu vermitteln, wie wichtig es ist sich selbst zu lieben.
Am Ball bleiben, um das Spiel am Leben zu erhalten
Diese Folge über ein unglücklich verheiratetes Ehepaar (Tina Fey und John Slattery), das mittels Tennis wieder langsam zueinander findet, ist nicht so stark, wie die vorangegangenen Episoden. Dem unzufriedenen Paar zuzusehen, wie sie sich selbst nicht ausstehen können, ist größtenteils deprimierend. Dennoch zeigt sie, dass es manchmal hilft einfach offen miteinander zu sprechen.
Im Krankenhaus – ein Zwischenspiel der Klarheit
Nach einem Haushaltsunfall landet ein frisches Liebespaar (gespielt von John Gallagher Jr. und Model Sofia Boutella) in der Notaufnahme, wo sie sich erst richtig kennenlernen. Diese Liebesgeschichte ist klassisches Boy-meets-Girl-Material mit kaum Überraschungen, dennoch ist es amüsant zuzusehen, wie die beiden versuchen einen guten ersten Eindruck zu machen.
Er sah aus wie Dad, aber es war nur ein Abendessen, oder?
Diese Episode erzählt von der jungen Maddy (Julia Garner aus „Ozark“), die sich in ihren 30 Jahre älteren Kollegen Peter (Shea Whigham, bekannt aus „Boardwalk Empire“) verguckt und sich auf eine nicht-sexuelle Art und Weise zu ihm hingezogen fühlt. Da sie ohne Vater aufgewachsen ist, sehnt sie sich nach einem Ersatz und glaubt in Peter den Richtigen gefunden zu haben. Zugegeben, diese Episode wirkt etwas skurril, aber den guten Schauspielern schaut man dennoch gerne zu.
Ihre Ein-Personen-Welt
Der Vorspann der Serie zeigt verliebte Paare jeglicher Couleur. Bis zu dieser Folge hat man aber ausschließlich Geschichten mit heterosexuellen Paaren präsentiert bekommen. Das ändert sich mit dieser Episode, in der Tobin (großartig Andrew Scott) und Andy (Brandon Kyle Goodman) eine Familie gründen und ein Kind adoptieren möchten. Die Mutter des Kindes soll die quirlige Obdachlose Karla (Olivia Cooke aus „Bates Motel“) werden, die das Leben der beiden Männer gehörig auf den Kopf stellt. Auch wenn die Handlung absehbar ist, ist es sehr rührend dem Trio zuzusehen. Außerdem gibt’s einen unerwarteten Cameo-Auftritt eines berühmten englischen Popmusikers.
Das Rennen wird schöner, wenn es sich seiner letzten Etappe nähert
Für die letzte Folge, haben sich die Macher passenderweise für eine Liebesgeschichte im Alter entschieden. Am Tag der Beerdigung ihres Mannes, reflektiert Margot (Jane Alexander) die Liebe zu Kenji (James Saito), den sie erst im hohen Alter kennengelernt und geheiratet hat. Die süße Geschichte endet mit einem kurzen und cleveren Wiedersehen aller vorangegangen Charaktere.
Das schöne an „Modern Love“ ist, dass man nicht einmal ein Freund von romantischen Stoffen sein muss, um diesem tollen Format etwas abzugewinnen.
Fazit
Acht herzerwärmende und kurzweilige Episoden über die Liebe, die mal mehr und mal etwas weniger berühren.
„Modern Love“ ist auf Amazon Prime Video verfügbar.
Bilder: Amazon Prime Video
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