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Traum oder Realität?

Review: Moon Knight S01E01-04 – Staffelauftakt

29. März 2022, 15:01 Uhr
Moon-Knight-Titelbild

Bisher setzte Disney+ bei seinen Marvel-Serien auf bekannte Gesichter aus den Kinofilmen, wie „Loki“ und „Falcon and The Winter Soldier“. Mit „Moon Knight“ präsentiert der Streaminganbieter nun allerdings eine größtenteils unbekannte und komplexe Figur, die bislang nur eingefleischten Comic-Fans bekannt sein dürfte. Der Charakter stellt nicht nicht nur einen Neuzugang im sich stetig erweiternden Marvel Cinematic Universe dar, sondern betritt auch thematisch neue, übernatürliche Pfade. Und der Plan scheint aufzugehen. Die Geschichte eines unbeholfenen Souvenirshop-Verkäufers eines Londoner Museums folgt nämlich nicht der genretypischen Heldenstory. Der gutmütige und etwas trottelig wirkende Steven Grant (gespielt von Oscar Isaac) leidet an einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung, was dazu führt, dass er immer wieder unter Blackouts leidet. Er teilt sich seinen Körper mit dem kampferprobten und erbarmungslosen Söldner Marc Spector und hört in seinem Kopf die Stimme der ägyptischen Gottheit Khonshu, der ihm die Fähigkeit verleiht sich in den Wächter der Nacht zu verwandeln. Zu allem Übel hat es auch der zwielichtige Kultführer Arthur Harrow (Ethan Hawke) auf Steven abgesehen, da dieser im Besitz eines mysteriösen Skarabäus ist, der ihm den Weg zum Grab der Jenseitsgöttin Ammit führen soll.

„I know that you’re having a great deal of difficulty being able to differntiate between what’s real and what’s in your head.“ – Arthur Harrow

Showrunner Jeremy Slater betritt mit „Moon Knight“ neues Terrain für Marvel und lässt das Publikum in eine spannende und mystische Welt um ägyptische Gottheiten und psychische Krankheitsbilder eintauchen. Den ersten vier vorab gesichteten Episoden nach funktioniert die Serie weitestgehend losgelöst vom bisherigen Multiversum sprengenden MCU. Stattdessen liegt der Fokus voll und ganz auf Oscar Isaacs Charakter, der nach und nach versucht lose Erinnerungsfetzen in seinem Leben zusammenzuführen, um zu verstehen, was um ihn herum eigentlich passiert. Er schläft mit einer Fußfessel, weil er annimmt, dass er schlafwandelt. Personen, die ihm gänzlich unbekannt zu sein scheinen sprechen ihn immer wieder mit einem anderen Namen an. Was geht hier eigentlich vor sich? Die Zuschauer:innen decken das Rätsel erst allmählich mit dem Protagonisten gemeinsam auf. Da werden Erinnerungen an „WandaVision“ wach, in der man ebenfalls von Folge zu Folge miträtseln konnte, was nun Realität ist und was nicht. Während Steven in einem Augenblick noch Süßigkeiten im Geschenkartikelladen verkauft, ist er im nächsten Moment plötzlich in einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd in den Alpen involviert. Diese sprunghaften Elemente sorgen immer wieder für Irritationen, sorgen aber auch dafür, dass es nicht langweilig wird. Wenn Stevens Spiegelbild mit ihm spricht, dann schauert es einen nicht nur, sondern es verdeutlicht auch, wie gut Oscar Isaac die unterschiedlichen Persönlichkeiten ausgelegt hat. Während Steven mit astreinem britischem Englisch spricht, weist Marc einen amerikanischen Akzent auf. Aber das sind nicht die einzigen Unterschiede. Seine Haltung und Gestik verändert sich komplett, je nachdem wer gerade in seinem Kopf die Oberhand hat. Besonders deutlich wird der Persönlichkeitswechsel, wenn er in Ägypten diverse Grabstätten durchstreift und je nach Bedarf eine andere Persönlichkeit abruft.

„I serve Konshu, I’m his Avatar. Which means you are, too. Sort of. We protect the vulnerable and deliver Khonshu’s justice to those who hurt them.“ – Marc Spector

Moon-Knight-Arthuer-Harrow

Mit Arthur Harrow hat man einen interessanten Gegenspieler gewählt. Die Figur spielt selbst in den Comics kaum eine Rolle und ist hier ein bedrohlicher Schurke, der grandios von Ethan Hawke verkörpert wird. Ähnlich wie bei anderen Marvel-Bösewichten wie Thanos verfolgt auch Harrow eigentlich ehrbare Ziele, nur seine Mittel sind äußerst drastisch. Hierfür den sanftmütigen Hawke zu besetzen ist ein cleverer Schachzug. So verfällt man ihm auch als Zuschauer:in immer mehr.

„We are here to make the earth as much like heaven as possible.“ – Arthur Harrow

Als auch noch düstere Dämonen aufschlagen, verwandelt sich Steven in den Kapuze tragenden Moon Knight, dessen in Mullbinden gewickeltes Kostüm wirklich eindrucksvoll aussieht. Schade nur, dass der brutale Rächer nur kurze Auftritte hat. Von der starken Actioneinlage über den Dächern von Kairo oder dem brutalen Kampf mit einem werwolfartigen Wesen hätte ich gerne mehr gesehen. Episode 4 kommt sogar gänzlich ohne den Helden in weiß aus. Für ein klein wenig Humor in der sonst recht ernsten Serie sorgt immerhin die im Business-Anzug daherkommende Persönlichkeit namens Mr. Knight mit enger Maske und Handschuhen.

Moon-Knight-Mr.-Knight

Die dritte Figur im Bunde ist die von May Calamawy (bekannt aus „Ramy“) gespielte Layla. Sie ist Marcs Ehefrau und rettet ihm mehr als nur einmal aus einer brenzligen Situation. Ihr verstorbener Vater war einst Archäologe und so begleitet sie Steven/Marc auf seinem Trip durch Ägypten und den Pyramiden. Das Setting weckt Erinnerungen an Genreklassiker wie „Indiana Jones“ und gibt der Serie einen für das MCU bislang ungewohnten Touch. Die Erwähnung zahlreicher ägyptischer Gottheiten und das Sarkophag von Alexander dem Großen dürfte jede:n Hobby-Historiker:innen erfreuen. Bei ihrem Abenteuer in Nordafrika treffen Layla und Steven auch auf den von Gaspar Uliell gespielten Verbrecher Anton Mogart (alias Midnight Man). Uliell kam tragischerweise vor Kurzem bei einem Skiunfall ums Leben.

Moon-Knight-Layla

Gerade als man glaubt allmählich die einzelnen Puzzleteile zusammengesetzt zu haben, wird zum Ende der 4. Folge nochmal alles auf den Kopf gestellt. Es bleibt also spannend, wie die Macher:innen jetzt alles auflösen und ob noch mit einem Gastauftritt eines anderen MCU-Charakters gerechnet werden darf. Immerhin wurde scheinbar Hulk-Darsteller Mark Ruffalo am „Moon Knight“-Set gesichtet. Das würde meines Erachtens gut passen, denn wenn sich einer mit dem Umgang von inneren Dämonen auskennt, dann Dr. Bruce Banner.

Fazit

Raues und düsteres Mystery-Abenteuer, das den bisherigen Marvel-Serien eine neue Komponente hinzufügt. Der hervorragende Cast lässt einen gebannt vor dem Bildschirm zurück und die übernatürlichen Horrorelemente lassen das Publikum zweifeln, was nun real ist und was nur Einbildung. Schade aber, dass der Einsatz des titelgebenden Anti-Helden (noch) zu kurz kommt.

„Moon Knight“ startet am 30. März auf Disney+. Danach folgt wöchentlich bis zum 4. Mai eine neue Episode.

Bilder: Disney

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Dienstag, 29. März 2022, 15:01 Uhr
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