Fabio hatte bereits vor einiger Zeit seine Review zum Staffelauftakt von „Moon Knight“ veröffentlicht. Er verwies am Ende seines Textes darauf, dass es wohl spannend bleiben würde, wie die Serienmacher:innen die in den ersten vier Folgen gezeigten Story-Wirrungen auflösen werden. Ich habe es nun endlich auch geschafft, die letzten beiden Folgen zu sehen und kann darauf eine Antwort geben. Bevor ich aber antworte, gleich einmal ein weiter verwirrendes Zitat:
„Ihr Verstand oszilliert wild zwischen Sinn und Unsinn. Ihr Gehirn ist ein Pendel, das hin und her schwingt zwischen einer sehr schwierigen Realität. Der, in der sie mein Patient hier in der ‚Putnam Medical Facility‘ in Chicago sind und einer beruhigenden Fiktion, die sie selbst für sich erschaffen haben, in der Sie eine Art, sagen wir, Superheld sind. Sie tun alles nur Menschenmögliche, um nicht nach innen blicken zu müssen.“ (Doctor Harrow zu Marc)
Ja, dem kann ich nur zustimmen. Am Ende von Folge 4 tauchte nämlich ein riesiges, zweibeiniges, aufrecht gehendes und sprechendes Nilpferd auf, gekleidet in zeitgemäß ägyptischen Alterstums-Chic. Im Verlauf von Folge 5 erfahren wir, dass es sich hierbei um die Göttin Taweret handelt. Sie geleitet Verstorbene auf dem Weg ins Jenseits und ist als Göttin der Fortpflanzung und Geburt bekannt. In unserer Serie führt sie im Jenseits, dem Duat (altägyptisch für Jenseits), ein Boot als Steuerfrau, welches mit Marc und Steven besetzt ist und ungewissen Welten entgegensegelt.
Rückblenden in die Vergangenheit zeigen uns Ausschnitte aus Marcs Kindheit. Wir erfahren, dass er sich vor dem Zorn seiner Mutter Wendy sehr fürchtet. Seit dem unglücklichen Tod seines kleinen Bruders macht seine Mutter Marc für diesen Unfall verantwortlich und straft ihn entsprechend, sowohl mit Worten als auch mit Schlägen. In dieser Notsituation erschafft Marcs Geist die Identität „Steven Grant“.
„Ist die Gefahr auch noch so nah, Steven Grant ist immer da!“
Im weiteren Verlauf gibt es noch so einige Zeit- und Realitätensprünge in diesen letzten beiden Episoden. Diese machen es nicht unbedingt leichter, die Handlung zu verfolgen, liefern aber wichtige Informationen über die Gesamtzusammenhänge und erklären so einiges was in Folge 1 bis 4 noch unklar war. Es kommt zu den erwarteten Final-Fights zwischen Khonshu und Ammit und natürlich auch zwischen Marc aka Steven und Harrow. Wie diese enden, wird nicht verraten.
Humor kommt nicht zu kurz, es gibt sogar Anspielungen auf die Simpsons. So gibt es einen Vergleich von Doc Harrow mit Ned Flanders! – wohl auch dessen Frisur und Schnauzer geschuldet. Ich muss zugeben, es stimmt: Doc Harrow wirkt wirklich wie eine Karikatur eines Psychiaters. Selbst als Zuschauer hat man irgendwie das Gefühl, dass diese Realität mit Doc Harrow samt Klinik nicht der Wahrheit entsprechen kann. Die Auflösung, zumindest das, was ich denke, was die Auflösung sein sollte, erscheint daher schon zu einfach.
Im Finale erhält Moon Knight auch Unterstützung der ersten ägyptischen Superheldin „Scarlet Scarab“. Layla El-Faouly hatte sich im Verlauf der Kämpfe mit der Göttin Taweret verbündet und erhielt von dieser entsprechend brauchbare Superkräfte, die in den Final-Fights auch dringend notwendig waren.
Eine kleine Empfehlung noch: Nicht sofort nach den ersten Credits abschalten! Es folgt noch eine weitere, wichtige Szene, die eigentlich Lust auf mehr „Moon Knight“ macht. Leider wird daraus nichts, weil bereits jetzt klar ist, dass es keine zweite Staffel geben wird. Zumindest wissen wir MCU-Fans nun wie „Moon Knight“ entstand, eine gewisse Nähe und Verbundenheit sowie Sympathie für diese Figur konnte diese Mini-Serie auf alle Fälle zumindest bei mir wecken! Spätestens dann, wenn wir wieder an den Komödienklassiker „und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert werden, weil irgendwie Folge 6 endet, wie Folge 1 begann.
Mit einer gewissen Melancholie vernimmt man dann Engelberts Hit „A man without love“ der im Abspann ausgespielt wird.
„Every day I wake up, then I start to break up
Knowing that it’s cloudy above
Every day I start out, then I cry my heart out“
Bilder: Disney+
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