Es hatte sich ja in der letzten Folge von „Morgen hör ich auf“ schon angedeutet: Jochen Lehmanns Vorgehen ist zwar im höchsten Maße gesetzeswidrig und unmoralisch, doch er ist bei weitem nicht der Einzige, der mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Das inszeniert Martin Eigler in „Talfahrt“ sehr schön.
Der schmiergeldanfällige Banker, die unterdrückende Tochter, der diebische Sohn, die heuchlerische Ehefrau – ja, um Jochen Lehmann herum geht’s ähnlich düster zu wie bei ihm selbst. In „Talfahrt“ wird das weiter gedreht. Doch zunächst wird – leider – Damir von den Lehmanns entsorgt. Schade: Ich hätte mir noch viele weitere Szenen mit Georg Friedrich gewünscht, denn er hatte in den ersten beiden Folgen absolut überzeugt. Das Entsorgen selbst hingegen war wenig überzeugend: Dass am versinkenden Fahrzeug das Licht noch ausgeschaltet werden musste und natürlich ein kleiner Rest vom Heck über die Wasseroberfläche schielt, waren zwar nette Details, letztlich war das alles allerdings etwas zu blass und durchsichtig.
Wie auch der massive Polizeieinsatz einen Tag später bei den Lehmanns Zuhause. Dass der nicht ihm gelten würde, sondern dem Nachbarn, hatten die Autoren in der zweiten Folge schon entsprechend vorbereitet. Leider wurden die Polizisten auch wieder ein bisschen naiv und dümmlich hingestellt – hier wollte man vielleicht den amerikanischen Vorbildern nacheifern, wäre meines Erachtens aber gar nicht notwendig gewesen. Ein guter Einfall hingegen war die Idee, dass der Nachbar die Lehmanns per Kameras überwacht hat – so wurde der Geschichte nochmal eine dramatische Spur dazugelegt.
Zu durchsichtig war meiner Meinung nach dann aber wieder der Rest der Folge: Dass Jochen nicht an seinen Kredit kommt, weil der befreundete Banker zusammenbricht und der verfeindete Banker ihn hängen lässt, war klar; ebenso, dass Julia in Freundin Sunnys Safe Falschgeld deponiert und dass das später auffällt. Hier fand ich allerdings die Figur des Hauptkommissars Schnabelbach gut angelegt: Ein auf witzige Kommentare aus seiender 35-Jähriger, Spitzname Schnappi, der Julia von seinen eigenen Vaterproblemen erzählt – das war schön überdreht.
In der Schule selbst läuft Jochen dann zur Hochform auf. Sein Vorgehen vor der Schulkommission zeigt: Er wird immer härter, kompromissloser, die ganze Dramatik macht ihn abgebrühter. Kaum mehr ein Vergleich zum Häuflein Elend aus dem Finale der ersten Folge.
Das Beste der Folge spielt sich allerdings wieder im Haus von Andreas Gerlach ab. Dieses Mal darf Jochens Sohn Vincent die Kellerräume reinigen – natürlich im Beisein von Andreas Gerlach selbst, der herrlich grotesk mit der Welt abrechnet.
68 – das war Krieg!
meint er zum Beispiel. Eine Pistole hätte er damals der Polizei gestohlen, und die hätte er dann bei jeder Demo dabei gehabt. Dann watscht er den weichen Joschka noch ein paar Mal ab – gemeint ist der spätere Außenminister Joschka Fischer, der damals bei den Demos nicht gerade zurückhaltend mitgemischt haben soll. Für Gerlach wohl noch zu wenig. Zwischendurch zeigt man immer mal seine Cannabis-Plantage, die im Keller munter vor sich hin wächst.
Dann rechnet er mit Vincents Facebook-Generation ab, die an nichts mehr denken könne außer an Dinge wie Sex und Selbstmord. Noch nichtmal Sex könnten sie richtig, so richtig dreckigen Sex. Dann schnappt er sich die Waffe und zeigt, wie ein Selbstmord damit ablaufen würde – großartig inszeniert. Und wirklich toll gespielt von André Jung. Ich hoffe einfach, dass da noch mehr in Gerlachs Haus kommen wird – macht einfach großen Spaß. Okay, dass mit der Waffe in den letzten beiden Folgen nochmal was passieren wird, ist auch klar.
Insgesamt fand ich die Folge wieder etwas schwächer – was nicht nur am Fehlen von Georg Friedrichs Spiel und am kurzen Auftritt von André Jung lag, sondern auch an der durchaus vorhandenen Durchschaubarkeit der Handlung. Da erhoffe ich mir für die nächsten Folgen mehr Überraschungen wie die Kameraüberwachung durch den Nachbarn. Loben wollte ich noch Bastian Pastewka, den ich am Anfang nicht so stark fand, der aber in dieser Folge aber schauspielerisch einen deutlichen Sprung gemacht.
Die Folge „Talfahrt“ von „Morgen hör ich auf“ ist am 16. Januar 2016 ab 20:15 Uhr in der ZDF-Mediathek verfügbar und wird um 21:45 Uhr im ZDF gesendet.
Fand die Folge bisher auch am schwächsten. Das liegt vor allem an der übertriebenen Konstruiertheit. Der Polizei-Einsatz bei den Lehmanns war grotesk überflüssig, der Herzinfakt ebenso. Insgesamt zu schnell zu surreal, zumal mir insgesamt noch die Entwicklung der eigenen Gier nach Geld und „Mehr“ fehlt. Aber wer weiß, vielleicht kommt das ja mit dem Falschgeldabnehmer…
Aha. Grotesk überflüssig. Wie du auf die Idee kommst, bleibt mir schleierhaft. Türlich, der Einsatz war recht komisch inszeniert, aber überflüssig?
Was mir nicht gefallen hat, war, dass die Festnahme ja sooo ewig lang gedauert hat. Da hätte man locker eine rauchen können, gefühlt zumindest.
Endlich auch mal eine Fr.Lehmann, die ihren mann unterstützt und nicht wie die oberlehrerhafte Instanz rüberkommt.
Und nein, Andre Jung hat mich in der Folge nicht überzeugt. Selbst der Typ, mit dem die Töchter am Schluss weggefahren sind, war diesmal besser als Jung.
Nun denn schaue mir gleich die 4. Folge an. Mal sehen, was kommt. (Hoffentlich irgendwas mit Cannabis ^^)
Ich hätte mir gewünscht, dass die Sache mit den Kameras im Haus vorher schonmal irgendwie angedeutet worden wäre. So wirkt das doch etwas plötzlich und aufgesetzt.
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