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Puh! Ich bin immer noch emotional angeschlagen von dem, was ich gerade gesehen habe, versuche aber, es in Worte zu fassen, die so profund wie eben möglich angemessen beschreiben, was Sam Esmail uns mit „Mr. Robot“ allgemein, vor allem aber mit diesem Serienfinale, geliefert hat. Eine Doppelfolge mit insgesamt etwa 90 Minuten, die fortan als Paradebeispiel für den Abschluss einer Fernsehserie stehen dürften. Aber der Reihe nach.

Series Finale Part 1

„Hello, friend. Hello, friend? Wait, you can hear me again? Have you been there this whole time?“ (Elliot)

Yep, Elliot spricht wieder zu uns. Endlich. Das war natürlich abzusehen, aber fast eine komplette Staffel ohne seine Gedanken hören zu können, war schon hart. Nach dem Erdbeben-gleichen Rütteln findet er sich auf der Straße wieder, bzw. eigentlich am gleichen Ort, wo er zuvor noch war, nur, dass das Kraftwerk nicht mehr da ist. In der alternativen Realität ist alles besser und ein Community Center in Planung. Für die perfekte Einstimmung in das große Finale sorgt der „Domo arigato, Mr Roboto“-Soundtrack von Styx. Da hatte ich bereits zum ersten Mal ein bisschen Gänsehaut.

Die erste wichtige Erkenntnis: „Unser“ alter Elliot war nicht einfach nur eine Erscheinung in Form einer Charakter-Abspaltung des neuen Elliots, sondern ist eine für alle anderen sichtbare reale Person. Und muss auf diese alternative Realität erstmal klar kommen und verarbeitet sie parallel zu uns Zuschauern. Meine ersten Screenshots für Artikelbilder bestanden ausschließlich aus verwunderten Blicken seinerseits. Elliot war jedenfalls der Kunde, der den „Mr. Robot“-Laden in der vorherigen Episode wieder verlassen hat, als sein Alternativ-Vater mit seinem Alternativ-Ich telefoniert hatte.

„My monster is still alive.“ (Elliot)

Er fragt das gleiche Nachbarsmädchen bzgl. seines Familienhauses wie in einer früheren Staffel, als er im Zuge eines Morphium-Trips träumte. Sie ist zwar (deutlich?!) älter geworden, trägt aber noch das gleiche Outfit und fährt Tretroller. Das ist ihm aber genauso egal, wie die Vorhänge, deren Veränderung nun wirklich die letzte von Relevanz sein dürfte.

„Trust me on this, you‘ll notice the difference!“ (Alternativ-Mutter)

„This doesn‘t sound like my mom. This sounds like someone who loves their son.“ (Elliot)

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Da Darlene in dieser Realität nicht existiert, befindet sich das Kinderzimmer Elliots woanders. Und ist voller Sportpokale. Elliot, der alte Skater! Neben diesen charakter-konträren Elementen setzen die Macher aber auch immer wieder gekonnt Informationen und vor allem Dialoge ein, die an die alte Realität erinnern. Die aufgesetzt gespielte „Mr. Alderson!“-Begrüßung von Price habe ich zum Beispiel sehr gefeiert. Ebenso, wie unser Elliot eher kläglich versucht, Euphorie in ein dahin-gemurmeltes „Okay…“ zu legen. Die Reaktion von Angelas Eltern spricht Bände. So erstaunt, wie sie über diesen seltsam wirkenden Elliot sind, so wirkt es auf uns Zuschauer allgemein unpassend, die Bilderwand zu sehen, wo Elliot lächelnd drauf zu sehen ist. Ein fröhlicher Elliot? Seltsam…

Seltsam fand ich zunächst auch, dass alle noch exakt dort wohnen, wo sie es in der realen Welt tun. Wäre das wirklich eine „kleine Veränderung führt zu großen Veränderungen“-Welt, hätte Elliot nie die Wohnung gewählt bzw. würde mit seiner Verlobten zusammen wohnen. Man kann es aber wohl zum einen schlichtweg nicht anders erzählen, zum anderen war das wohl ein erster Hinweis, dass es sich eben doch nicht um eine echte Welt handeln würde. Dazu passt auch dieses später nochmal deutlicher betonte „Evil never wins – HEROES“-Plakat, das am U-Bahn-Eingang zu sehen war.

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Unser Elliot besucht jedenfalls „seine“ Wohnung und stellt leichte Differenzen im Inneneinrichtungs-Geschmack fest.

„This guy is definitely not me. And I am definitely not him.“ (Elliot)

Die vermeintliche Hack-Info-„CD-Sammlung“ ist hier lediglich ein familiäres Fotoalbum. Wir bekommen einen recht wirren Kamera-Schnell-Wechsel zu sehen, der den Zeitverlauf verdeutlichen soll (und mich immer wieder dazu brachte, irgendwen plötzlich in der Bildschirmecke stehend zu erwarten…). Die Art, wie Elliot sich quasi selbst über Social Media stalkt, um Informationen über sein Leben herauszubekommen, ist eine schöne (und surreale) Parallele zum Beginn der Serie, wo er selbiges mit seinen Hacking-Opfern getan hatte.

Auf einer versteckten Partition findet er gezeichnete Bilder seiner Realität. Spätestens hier fangen nicht nur bei ihm, sondern auch bei uns Zuschauern erneut die Synapsen zu glühen an. Theorien bahnen sich ihren Weg, man möchte sich selbst eine Erklärung zusammen bauen, ehe es die Serie für einen erledigt. Ist das etwa ein Comic, in dem der „neue“ Elliot sich selbst als „edgy“ und interessant dargestellt hat? Das wäre eigentlich ein ziemlich idealer Cliffhanger gewesen, um den Rest der Serie erst eine Woche verzögert zu zeigen. Aber es gibt noch so viel mehr…

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Es folgt der eigentliche inhaltliche Anschluss an das Ende der letzten Folge – Elliot trifft Elliot. Und ja, der „neue“ hat sich alles nur ausgedacht. Also, sein Alter-Ego als Hacker und diese (banal benannte) Gruppe „fsociety“. Wie so oft liegt in vermeintlich unwichtigen oder unreal wirkenden Dialogfetzen mal wieder gehörig Wahrheit.

„Like a superhero! Except his power would be computers. He‘d be a cyber security engineer by day, vigilante hacker by night.“ (Alternativ-Elliot)

Als sehr gelungen empfand ich den Moment, als Alt-Elliot in Gedanken zu uns spricht und Neu-Elliot diese hören kann. Vor allem, weil Alt-Elliot zunächst im Affekt nicht damit aufhört, sondern weiter vermeintlich verdeckt mit uns kommuniziert. Ein schöner Kniff und ein weiterer surrealer Mystery-Aspekt.

„How are you doing that?!“ (Alternativ-Elliot)

Wir werden ruckartig aus der Szene geschüttelt und die Geschehnisse überschlagen sich. Neu-Elliot allem voran auf den Heizkörper. Alt-Elliot gehen die gleichen Gedanken wie uns Zuschauern durch den Kopf. Ist das die Chance, um ihn einfach zu ersetzen? Ein besseres Leben einzunehmen? Oder ist die Anwesenheit unseres Elliots alleine schon Grund für die Erdbeben? Wie die Serie es über die komplette Episode schafft, dass wir Elliot nicht nur beobachten, sondern wie er denken, ist schon verdammt beeindruckend gemacht.

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Letztlich unterlässt er nicht nur notwendige Hilfeleistung, sondern bringt „sich selbst“ um und redet es sich mit den Erdbeben und allem schön.. Ein harter Schritt, den ich so nicht erwartet hätte. Nicht, dass er nur zeitweiser Gast in dieser Realität war und diese ihres Elliots beraubt und dadurch viele Menschen darin unglücklich gemacht hat…?

„I think, you should look away, too.“ (Elliot)

Das war ein sehr guter erster Teil, den ich irgendwo zwischen 4,5 und 5 Kronen eingeordnet hätte (auch wenn ich die Doppelfolge eher als Ganzes bewerten möchte). Das war viel Einordnung und Vorbereitung für das, das was folgt. Aber wir haben keine Zeit und Worte zu verlieren. Machen wir direkt weiter.

Series Finale Part 2

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Wird jetzt alles gut? In einer schönen sprachlichen Analogie setzt unser und der einzig verbliebene Elliot zum „Full Whipedown“ seiner selbst an. Er transformiert sich in den „guten Elliot“ – ist er jetzt der böse? Während ich noch überlege, ob wir die ganze Zeit über einem Bösewicht zugeschaut haben, wird Elliot auch schon von der Polizei angehalten. Er hatte vom alten Parkplatz aus einer früheren Tyrell-Folge den entsprechenden Wagen geholt und sich selbst in einen Karton gepackt und will diesen gerade verladen. Trotz der Warnungen von Mr. Robot, der ihm wieder erschienen ist.

Dominique ist hier einfach nur eine einfache Polizistin, besitzt aber noch immer ihren gewohnten Spürsinn für Details. Interessant ist hier, dass Elliot angeblich „überhaupt nicht“ wie Elliot aussieht. Das lässt mal wieder ordentlich Interpretations-Spielraum für wirre Gedankenspiele. Doch bevor man diese ausformuliert hat, setzt ein erneutes Erdbeben-Ruckeln ein und Elliot kann Dank dessen (und der fehlenden Schussbereitschaft Dominiques) fliehen.

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Fragen, weshalb dann plötzlich kein Polizei-Großaufgebot mehr hinter Elliot her ist, muss man gar nicht erst stellen. Schnell wird uns klar gemacht, dass es sich definitiv nicht um eine reale Welt handelt. Das wird spätestens klar, als eine Hochzeits-Gesellschaft mit fsociety-Masken zu sehen ist. Okay, ein bisschen habe ich in dem Moment noch auf einen weiteren Dreh in Form eines Gags gewartet, der Elliot abholen soll, aber hier bricht die Szenerie und Folge merklich.

Zum Abschluss darf unser Elliot nochmal mit Angela reden. Nach einer unecht anhörenden kleinen Stöckelschuh-Verfolgung direkt im alten fsociety-Verschlag, wo wir 1:1 Szenerien aus der Morphium-Traumsequenz (S01E04) zu sehen bekommen. Damals hatte die erdachte Angela ihm noch „Don’t you know, you’re not Elliot. You’re…“ gesagt, ehe sie abgekappt worden war. Eigentlich hat nur die Riesenrad-Fahrt gefehlt, um den Bogen zum Beginn zu spannen, aber das wäre dann wohl wirklich etwas zu viel gewesen.

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Es stellt sich heraus, dass unser Elliot die komplette alternative Welt lediglich gedanklich konzipiert hat. Ein imaginäres Gefängnis für den echten Elliot, um diesen beschäftigt zu halten. Entsprechend wird die Erklärung eigentlich schon hier gegeben. Ist unser Elliot auch nur eine Persona wie Mr. Robot….?

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Die Wahrheit wurde angeritzt, aber wie bei uns Zuschauern erst der Verarbeitungsprozess einsetzt, fängt bei „Elliot“ auch erstmal kleinteilig an, dass die Welt auseinanderfällt. Kleine Glitches und Fehler gelangen ins System. Plötzlich finden sich überall Mr. Robot-Gesichter, ein Alarm ertönt (aus dem echten Kraftwerk?) und Tyrell erscheint, der ihn unter Applaus der Passantenmasse erschießt.

Elliot wacht bei Krista im Rahmen einer Therapiesitzung auf. Ist das die echte Welt und die Erklärung für alles?

„I want my life back!“ (Elliot)

Nein, die Macher spielen nur mit uns. Aber mit Sinn und Verstand, denn auch diese Szene ist mit Bedacht gewählt. In Form der für unseren „Elliot“ als vertrauenswürdig eingestuften Krista wird ihm und uns eine Erklärung abgegeben.

Die erste vom echten Elliot Alderson erdachte Persönlichkeit in Form eines imaginären Freundes war Mr. Robot. Soweit bekannt. Als Vater-Ersatz und Schutz-Mechanismus. Als weitere Figuren werden die bereits von uns gesehenen Figuren der Mutter und des jüngeren Ichs aufgeführt. Die wurden von mir ehrlich gesagt nie als wirkliche Persönlichkeiten wahrgenommen, da sie scheinbar nie direkt die Kontrolle übernommen hatten, aber gut. Schön fand ich an dieser Stelle, dass auch wir Zuschauer als Teil der „imaginären Familie“ thematisiert worden sind.

„The voyeurs who think they aren‘t a part of this despite being here for all of it.“ („Krista“)

Aber es gibt sie natürlich noch, die weitere Persönlichkeit. Endlich. Mehrfach wurde sie diese Staffel direkt angedeutet, aber wie es bei Mr. Robot so oft ist, haben sich Twists bereits durch subtilere Andeutungen in den vorherigen Folgen und Staffeln manifestiert. Szenen bis zurück zur ersten Staffel zeigen uns, dass vor allem Darlene im Dialog mit Elliot und der Frage nach dem „echten Elliot“ eben nicht nur meinte, ob sie gerade nicht mit Mr. Robot spräche, sondern auch, ob nicht mit „unserem“ Elliot. Uff…

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Die Wahrheit setzt so langsam ein. Nicht nur bei uns, sondern auch bei „unserem“ Elliot. Der war nur die Wut-Variante des echten. Die aufregende Person, die sich der echte Elliot erdacht hat, weil ihm die schnöde Alltagsroutine zu langweilig war. Aber eben auch die Figur, die die Kontrolle übernimmt und nur ungerne abgibt. Bis sie vergisst, dass sie gar nicht die echte Person ist. „The Mastermind“.

„This is my life! It always will be.“ (Mastermind-Elliot)

„Unser“ „alter“ „Elliot“ (Ja, sorry für die Anführungsstrich-Frequenz in diesem Beitrag…) geht „verschütt“ (ha!) in der Gedankenwelt. In der echten Realität wacht ein Elliot auf. Aber welcher? Zunächst handelt es sich um unseren Wut-Elliot. Noch immer kann und will er nicht loslassen. Zunächst muss er ja auch erstmal begreifen, was los ist. Er war körperlich anscheinend im Koma, so dass es einen Zeitraum gab, in dem keine der Persönlichkeiten Zugriff hatte. Eine Möglichkeit, sich zu sortieren.

„Sorry, I never came up with a better name for you. Then again, I don‘t even have a name. Just a guy trying to play god without permission.“ („Elliot“)

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Unser Wut-Elliot zieht sich zurück zu den anderen Persönlichkeiten. Auf die „Brücke“, das Ausblick-Stockwerk, aus dem heraus sie die Welt beobachten. Er spricht noch mal zu uns und macht einen auf Peter Lustig, sagt, wir sollen abschalten.

„Come on. This only works if you let go, too.“ („Elliot“)

Ich will aber nicht… Ich will, dass es weiter geht. Nicht zuende. Und irgendwie brauche auch ich noch Zeit, das zu verarbeiten. Die Zeit bekommen wir aber noch. Ein paar letzte Minute. Mit unserem Elliot. Wir waren also auch nur der eingebildete Freund eines eingebildeten Freundes…?

Während die Persönlichkeiten gemeinsam im Kino das Leben des echten Elliots auf der Leinwand anschauen, setzt die Emotion dann vollends ein. Bei unserem Elliot und auch bei mir. Zunächst dachte ich, die benässten Augen kämen vom viel zu frühen Aufstehen, um die Folge zu sehen. Oder von meiner noch immer leicht vorhandenen Erkältung. Aber nein, dann flossen die Tränen. Richtig. Und wer mich kennt, weiß, dass ich beileibe nicht nah am Wasser gebaut bin. Erst recht nicht bei fiktionalen Dingen wie Fernsehserien. Aber wow – das hat richtig gesessen. Vielleicht um des Wissens, dass es jetzt schlicht vorbei ist, vermutlich aber eben auch, weil ich mit unserem Wut-Elliot mitfühle. Und vielleicht auch ein bisschen mit dem echten, der doch jetzt komplett überfordert sein dürfte mit der Realität, die er so lange nicht gesehen hat. Vor allem mit dem Tod Angelas…

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„Hello, Elliot.“ (Darlene)

Uff. Beim Schreiben dieser Zeilen ist sie noch immer da. Die Gänsehaut. Und auch ein bisschen Nässe auf den Pupillen. Wahnsinn. Was für ein Finale. Und das Beachtlichste daran finde ich ja, dass man ohne die großen Klischee-Twists und -Sensationen auskam. Alles wurde auf kognitiver und emotionaler Ebene geregelt. Ohne gigantische Schusswechsel, Action-Sequenzen, Explosionen und vor allem Tode. Gut, zwei kleine imaginäre Dinge, aber das große Spektakel kam am Ende. Mit dem „Kontroll-Tod“ einer Figur, der wir über Jahre beiwohnen durften, die aber eigentlich gar nicht der Hauptdarsteller im Leben des Elliot Aldersons ist. Er hat – wie wir – nicht mal einen Namen. Wow.

Sam Esmail hatte bereits einige richtungsändernde Twists für uns parat. „Mr. Robot“ hat sich seit Staffel 1 dadurch definiert, die Leute haben nur auf die nächste Wendung gewartet, die alles Bisherige in einen neuen Kontext setzt, uns Zuschauern den Teppich unter den Füßen wegnimmt. In Staffel 3 gab es sowas – zumindest in der offensichtlichen Form – nicht, was ich im Review damals als Erwartungs-brechende Überraschung umschrieben hatte. Ab da hat die Serie aber auch enorm an allgemeiner Stärke gewonnen. Das Finale hat es jetzt aber mal wieder und vor allem so richtig geschafft. Selbst die vorherigen Wendungen waren alle nur Teil einer großen Inszenierung. Und nicht etwa der eher stumpfen „hat alles nur unter der Dusche geträumt“- oder „alle waren die ganze Zeit bereits tot“-Art, sondern einer komplexen erzählerischen. Die vor allem uns Zuschauer inkludiert hat. Und das über den normalen Durchbruch der vierten Wand hinweg. Wir waren Teil. Teil dieser Geschichte. Teil der Täuschung. Und entsprechend der Laufzeit der vier Staffeln verlief diese auch. Davor gab es uns nicht, da es unsere Bezugs-Persönlichkeit nicht gab. Entsprechend charmant hat man das begrenzte Dasein der Serie erklärt. Vorher gab es nichts, danach gibt es nichts. Wow. Und der Twist war eben nicht einfach nur ein Twist des Twists wegen. Das hat schon gepasst. Dass wir Zuschauer einen glücklichen, normalen Elliot als „falsch“ erachten ist logisch, kennen wir doch eben nur die „grumpy“-Version.

Aber auch einfach auf die Folgen bezogen war das mal wieder verdammt gutes Handwerk. Die Cinematography hat gesessen (auch wenn es natürlich spektakulärere Shots im Laufe vor allem dieser Staffel zu sehen gab). Die Dialoge waren bis aufs kleinste Detail bedacht gewählt und bieten immer wieder in vermeintlich unwichtigen Nebensätzen so viele Referenz und Hinweis auf das, was eigentlich geschieht. Dazu hat man sich eine perfekte Möglichkeit geschaffen, alte Schauplätze, Figuren und Szenen nochmal natürlich einzubinden, ohne in künstlich wirkende Flashback-Orgien verfallen zu müssen.

Nach viel zu vielen Worten gebe ich dieser letzten Folge und auch dem Doppelfolgen-Finale an sich natürlich fünf von fünf Kronen. Es geht gar nicht anders. Die Erwartungen waren so hoch und sie wurden erfüllt. Das hat man heutzutage eigentlich gar nicht. Das war zuletzt bei „Breaking Bad“ der Fall, dass man zumindest nicht enttäuscht war. Doch gilt die damals abschließende Folge „Felina“ als Benchmark oder zumindest stete Nennung, wenn es um gelungene Serienfinale geht, so muss ich sagen, dass „Mr. Robot“ es noch besser gemacht hat. Dabei beziehe ich es nicht nur auf die allerletzte Folge, sondern den allgemeinen Abschluss. Die letzte Staffel. Die Serie in Gänze. Wir haben alle „das neue ‚Breaking Bad'“ in seiner Art und Größe gesucht, in „Mr. Robot“ haben wir es gefunden. Zu wenige, denn die Serie tristet leider noch immer ein deutlich unterrepräsentiertes Dasein. Das wird sich hoffentlich spätestens ändern, wenn Sam Esmail, Rami Malek und Co. mit Auszeichnungen für dieses Meisterwerk zugeschüttet worden sind!

Mr. Robot – Staffel 4 Review

Wie ihr vielleicht wisst, bin ich eher der kritische Kritiker. Eine 5-von-5 Wertung gibt es von mir recht selten, da es eben an Perfektion grenzt. Und doch habe ich es in dieser Staffel fünf Mal gemacht. Sei es eine tolle, auf einem Konzept-Gimmick aufbauende Folge (S04E05 – Review) oder ein modernes TV-Theater-Meisterwerk (S04E07 – Review). „407 Proxy Authentication Required “ hat bei IMDb übrigens noch immer einen perfekten (gewichteten) Bewertungs-Schnitt von 10,0 (bei mittlerweile 11.859 Stimmen).

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Einzig die vierte Folge fällt merklich ab (Review). Da hatte ich noch ganz kleine und kurze Bedenken, ob die Staffel nicht einen ungewollten Gang nimmt und sich in die lange Liste der enttäuschenden Serienfinale anreihen würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Ab da hat „Mr. Robot“ geliefert. Woche für Woche. Und ich kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus, habe zumindest vereinzelte Leute in meinem Umfeld (und auch Co-Autoren hier im Blog) anstacheln können, doch endlich weiter oder überhaupt rein zu schauen. Das würde ich euch auch raten, aber das habt ihr vermutlich, sonst würdet ihr das hier nicht lesen.

Eine exemplarische Staffel zum Abschluss. Eine würdige Staffel. Eine Staffel, die zeigt, dass Serien vor allem dann richtig gut sind, wenn sie durchdacht erzählt werden und eben dann ein Ende bekommen, wenn es für sie vorgesehen war. Wenn die Handlung es vorgibt. „Mr Robot“ hat das in einem außergewöhnlichen Stil geschafft.

Domo arigato!

„Domo arigato“ ist aus dem Japanischen und heißt so viel wie „Vielen Dank“. Danke, „Mr. Robot“. Danke, Sam Esmail. Danke für dieses absolute Meisterwerk der Fernsehkultur. War Staffel Eins bereits großartig, konnte man nur erahnen, was folgen sollte. Okay, die zweite Staffel war etwas undurchsichtig, dürfte einige Zuschauer verloren haben. Allgemein ist das Setting wenig lockerleicht-anfühlend, nicht immer ist alles direkt zugänglich gewesen. Die depressive Ader der Haupftigur schlug halt durch. Immerhin war es ihre Geschichte. Aber auch unsere. Wie wir Zuschauer mit einbezogen worden sind, war einfach nur genial. Kein nettes Gimmick nebendran, das zwar wie in „House of Cards“ oder „Fleabag“ durchaus smart ausgespielt werden kann, sondern erklärtermaßen in sich selbst ergründet.

Und das ist, was die Serie halt ausmacht. Die Durchdachtheit. Alles, wirklich alles, hat seinen Sinn und Zweck. Alle Handlungsstränge sind erklärbar, alle Kameraeinstellungen genau so bedacht gewählt, wie die Wort, die die Figuren von sich geben. Das ist schlicht Kunst. Fernsehkunst, die als Benchmark herhalten muss. Schön anzuschauen, mitreißend und voller Erzählebenen. Ihr merkt, ich komme es aus dem Loben nicht heraus, aber eben auch, weil ich es nicht enden lassen will. Sobald ich diesen Beitrag beende, war es das. Keine weitere „Mr. Robot“-Rezension. Wie „unser“ „Wut“-Elliot will ich nicht loslassen. Aber ich muss. Immerhin kann ich in meinem Heimkino nochmal einen Rerun starten. Das dürfte sich definitiv lohnen, jetzt im Wissen um die allgemeine Erklärung des Ganzen.

Goodbye, friend.

Bilder: usa Network

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Montag, 23. Dezember 2019, 10:12 Uhr
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