In „Ms. Marvel“ wird die junge Superhelden-Verehrerin Kamala Khan aus Jersey City plötzlich selbst zur Heldin. Doch auf ihrem Weg muss die Teenagerin mit pakistanischen Wurzeln noch einiges lernen.
Nach dem eher düster psychologischen „Moon Knight“ macht das Marvel Cinematic Universe mit „Ms. Marvel“ eine komplette Kehrtwende. Die Bilder sind bunt und der Sound ist poppig und das passt tatsächlich perfekt zur muslimisch-amerikanischen Figur Kamala Khan. Sie ist uns Fans in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. In ihrer Freizeit zeichnet sie am liebsten Fanart von ihren Lieblingshelden den Avengers und veröffentlicht unter ihrem Pseudonym Sloth Baby kurze Clips auf YouTube. Außerdem bastelt sie mit ihrem technisch begabten Freund Bruno an einem Cosplay-Outfit ihrer absoluten Lieblingsheldin Captain Marvel. Während Kamala in den Comic-Vorlagen, worin sie erstmals 2013 in Erscheinung trat, als Fanfiction-Autorin brilliert, ist sie in der neuen Marvel-Serie eine leidenschaftliche Zeichnerin. Ihre farbenfrohen Kritzeleien werden gekonnt in die Szenerie eingebettet und erinnern zuweilen an „Gregs Tagebuch“. Gespielt wird die 16-Jährige von Iman Vellani, die hier ihr Schauspieldebüt gibt. Wer das vorab gezeigte kurze Featurette „A Fan’s Guide to Ms. Marvel“ auf Disney+ geschaut hat, der weiß, dass Iman auch im realen Leben ein Megafan ist. Dass Kamala nichts lieber machen will, als auf die Fan-Messe „Avengers Con“ zu gehen, nimmt man ihr daher sofort ab. Allerdings machen ihr ihre Eltern einen Strich durch die Rechnung. Denn insbesondere die strenge Mutter will nicht, dass sie mit Jungs auf eine „Party“ geht. Der Versuch des sympathischen Vaters selbst kostümiert mitzukommen sorgt beim Publikum zwar für einige Lacher, bei Kamala aber eher für Frust.
Durch Zufall entdeckt Kamala einen mysteriösen Armreif von ihrer Großmutter, über die niemand in der Familie so recht sprechen will. Als sie mit Bruno einen Plan ausheckt, wie sie trotzdem zur Avengers-Veranstaltung gelangen können, nimmt sie nicht nur ihr Captain Marvel Kostüm mit, sondern auch den Armreif. Die Convention ist ein grellbuntes Zirkuszelt mit allerlei Artikeln und Statuen zu den bekannten Marvel-Helden. Auf der Bühne moderiert Ryan Penagos, ein echter Marvel-Redakteur, einen Cosplay-Contest. Die Szenen hierin hätten auch gut aus einem „Batman“-Film von Joel Schumacher stammen können. Als es zu einer brenzligen Situation auf der Messe kommt, aktiviert sich Kamalas Armreif, der in ihr schlummernde Kräfte weckt. Auch hier weicht die Serie leicht von den Comics ab. Während sie in den bunten Heften ihren Körper beliebig verformen kann, ist sie in der Serie in der Lage kristallähnliche Elemente zu kreieren, die leider etwas sehr künstlich wirken.
Ihr erster Einsatz zeigt auch, dass die junge Nachwuchsheldin, die zunächst „Night Light“ genannt wird, noch allerlei Übungen absolvieren muss, bevor sie mit den Großen mitmischen kann. So beginnt die zweite Folge mit einer sehenswerten Trainingsmontage, wie man sie aus alten Karate- oder Boxfilmen aus den 1980ern kennt. Dass später aus ihr eine waschechte Heldin werden wird, ist jetzt schon sicher, denn im Sommer 2023 wird sie in Captain Marvels nächstem Kinoabenteuer „The Marvels“ mitwirken.
„Sometimes, someone can come out of nowhere and do something amazing.“ – Kamala Khan
Es sind auch die typischen Probleme des Heranwachsens, die in der Serie thematisiert werden. Der Körper verändert sich und man fühlt sich als junger Mensch völlig überfordert. Die Eltern verstehen einen nicht und die erste große Liebe steht quasi vor Tür. In Kamals Fall ist das der neu nach Jersey City gezogene Kamran, der ihr anbietet ihr Fahrstunden in seinem schicken Schlitten zu geben. Allerdings scheint er nicht derjenige zu sein, der er vorgibt zu sein. Marvel macht auch bei „Ms. Marvel“ genau das, was sie am besten können: Sie paaren menschliche Geschichten mit übernatürlichen Elementen und reichern sie mit allerlei Humor an. Das mag für einige Erwachsene diesmal etwas zu niedlich und bunt ausfallen, aber mir haben die beiden vorab gezeigten Episoden gut gefallen. Insbesondere der Einblick in eine muslimische Familie aus Amerika und deren Rituale und Traditionen hat man so noch nicht in einer Marvel-Serie gesehen.
Fazit
Quietschbunter Auftakt zu einer liebenswerten Genese einer neuen Heldin. Der Blick auf die Marvel-Welt aus Fan-Perspektive dürfte einigen vertraut vorkommen. Einzig die visuellen Effekte können nicht immer überzeugen.
Bilder: Disney
So, hab‘ dann auch mal reingeschaut – fand’s besser als erwartet, sind ein paar gute Einfälle drin. Bin mal gespannt auf den Rest. :-)
Trackbacks