Weite, graue Flächen, überall Asche, im Hintergrund steigen Rauch- und Aschewolken eines Vulkans auf – das ist die Szenerie von „KATLA“, der ersten isländischen Netflix-Serie, die jetzt gestartet ist. Für mich als Island-Fan natürlich ein Pflichtprogramm, und ich hoffe, dass die Serie hält, was ich mir verspreche. Folge 1 macht auf jeden Fall schonmal einen sehr guten Eindruck.
Das liegt vor allem daran, dass Baltasar Kormákur alles sehr eindrucksvoll und dicht inszeniert. Dicht ist hier übrigens auch im wahrsten Wortsinne zu verstehen, denn der Regisseur ist in vielen Momenten extrem nah bei den Personen. Das geht schon gleich zu Beginn los, wenn sich aus der dunklen Aschelandschaft plötzlich etwas erhebt. Baltasar Kormákur Folgt den Formen, lässt die Bewegung durch die Asche laufen, ehe wir erkennen, dass sich hier ein Mensch erhebt – der sich dann den Weg zwischen Gletscherspalten und Aschewänden hindurch sucht. Das zeigt er aus der Totalen, gerne aus der Vogelperspektive, was gleich zu Beginn für imposante Bolder sorgt.
Die behält er dann übrigens auch bei. Immer wieder lässt er einfach nur die Landschaft wirken. Weite, eintönige Flächen, durchkreuzt von einem Geländewagen, der seine Spuren hinterlässt. Ein Blick aus der Vogelperspektive auf den ausgebrochenen Vulkan mit seinen riesigen Aschewolken, den Blitzen, die drumherum zucken. Der Blick über das aschebedeckte Vik, ein kleines Städtchen im Süden Islands, dass es wie die Katla wirklich gibt, ein für alle Island-Besucher gerne mitgenommenes Fotomotiv (mehr zu den Hintergründen findet sich hier). Das sieht schon alles sehr beeindruckend aus; Island-Fans sind spätestens hier überzeugt, die richtige Serie eingeschaltet zu haben; Nicht-Fans werden das wohlwollend zur Kenntnis nehmen, sind dann aber auch schnell an der Story interessiert.
Also: Wir begleiten die junge Gríma und ihren Vater Þór bei ihrer täglichen Arbeit rund um Vik. Sie untersucht die Luft- und Bodenwerte in der Nähe des Ausbruchsgebiets, er ist ständig dabei, irgendetwas zu reparieren. Dann gibt’s noch den Polizisten Gísli, der zu einem merkwürdigen Fall gerufen wird: Mitten im Nirgendwo wurde eine junge Frau aufgegriffen, von Asche bedeckt, vollkommen unbekleidet. Alle vermuten, sie sei eine Touristin, die sich im Sperrgebiet verlaufen hat, aber sie behauptet, die Schwedin Gunhild zu sein und im Hotel in Vik zu arbeiten. Dort gab es tatsächlich einmal eine Mitarbeiterin namens Gunhild, doch das war zu der Zeit vor des Ausbruchs. Wer ist also diese Person? Und wer ist die zweite Person, die ganz am Ende in ähnlicher Weise aufgefunden wird?
Das wird nicht verraten, sondern damit setzen Baltasar Kormákur und Sigurjón Kjartansson die Fährten für die nächsten Folgen. Wissen wollen wir natürlich auch, wie es zu dem verheerenden Ausbruch der Katla kam, und warum die Menschen immer noch in Vik verharren. Jede Person hat da offensichtlich ihre ganz eigene Geschichte. Ich freue mich schon auf diese Geschichten, aber auch auf die weitere Inszenierung. Denn Baltasar Kormákur überzeugt nicht nur bei den Landschaften, sondern auch dabei, wie er die Menschen in Szene setzt. Auch hier ist er immer ganz dicht dabei, oder wechselt zum Beispiel mal die Perspektive zwischen den Personen, ganz unvermittelt, so dass man es erst gar nicht bemerkt. Er sucht sich auch ungewöhnliche Perspektiven und Winkel, um alles noch ein Stück unwirklicher wirken zu lassen. Kann gerne so weitergehen.
Bilder: Netflix
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