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Düster und politisch geht es in Litchfield zu

Review: Orange Is The New Black S05E03 – Pissters!

26. Juni 2017, 13:13 Uhr

Die fünfte Staffel von OITNB hat es nicht leicht. Erst ziehen sich Hacker von den Servern einer Produktionsfirma Daten und veröffentlichen die Staffel illegal vorher im Netz und dann ziehen sich die ersten Folgen sehr in die Länge. Auch die dritte Folge geht konstant ernstere Wege und zeigt mit dem Finger auf das schlechte System der amerikanischen Justiz bzw. deren Verwaltung. Natürlich liegt weiterhin alles an der Privatisierung von Litchfield, aber jetzt stehen auch offizielle Polizeibeamte vor den Toren und unternehmen nichts. Für mich als Zuschauer ist das langsam etwas unverständlich, aber fangen wir doch mit den interessanten Dingen der Folge an.

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Der Charakterrückblick ist in dieser Episode interessanter. Linda steht im Fokus des Geschehens oder besser ihre Jahre im College und in einer der üblichen Studentenverbindungen. Wieder einmal ein typisches Klischeebild von Saufen und Parties. Spring Break lässt grüßen. Die „Anführerin“ Megan ermahnt natürlich alle Mitglieder zum sexy Look. Egal ob verschneiter Winter oder heißer Sommer: kurzer Rock ist Pflicht! So platt die Zeichnung des Studentenlebens hier auch wieder ist, stellt es Linda als stillschweigende opportunistische Mitläuferin dar. Sie zieht mit und greift für sich die Momente und Personen, die ihr am meisten bringen. In diesem Fall natürlich Megan. So wird das Bild, was man bisher von ihr scheinbar hatte bestätigt und lässt die Beziehung zu Capouto umso mehr als Nutzbeziehung erscheinen. Ob Linda auch direkt am Tod von Megan Schuld hat oder wirklich nur der eisige Winter und das zu kurze Kleid, kann jeder für sich deuten. Ein gutes Licht wirft es auf ihren Charakter bei weitem nicht und könnte sich vielleicht in den späteren Folgen rächen. Wenn der Aufstand vorbei ist, könnte es die Gute eventuell schwer haben aus ihrer Rolle als Gefangene wieder heraus zu kommen. Diese Entwicklung könnte in der Staffel noch sehr interessant sein.

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Im Hier und Jetzt hängt sich Linda noch immer an Alex und Piper. Die ausnutzende Art aus dem Rückblick kommt hier auch mehr und mehr zum Tragen. Sie lässt keinen Moment aus um nicht noch einen Vorteil für sich heraus zu ziehen und so will sie Piper mit dem getöteten Wachmann erpressen. Herzlos und ohne Furcht könnte man meinen. Sicher kein glücklicher Schachzug, Insassen gegen sich zu haben, wenn man noch im Gefängnis sitzt. Freude über ein wenig Gerechtigkeit kommt aber auf, als Alex und Piper das Handy von Linda durchforsten und auf „interessante“ Fotos stoßen. Einen entblössten Penis sieht man in US Serien oder Filmen auch nicht alle Tage. Genauso erstaunt über diesen Fund sind die beiden auch, besonders als der Besitzer ein Foto weiter heraus kommt: Capouto höchstpersönlich. So könnte sich die Machtposition von Linda als MCC Mitarbeiterin noch wenden. Eine Beziehung zu Capouto macht sie erpressbar und wer weiß, was sich in der Aufregung des Aufstands noch ergeben wird.

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Die Handlung um Taystee wird in der dritten Folge einen Schritt weiter tiefgründiger und interessanter. Die Frauen wollen für ihre Rechte und Gerechtigkeit für den Tod von Poussee kämpfen. Hier ist der große Scheideweg der aktuellen Staffel und die Auseinandersetzung mit der Frage: wie werde ich die Ketten der ungerechten und inhumanen Behandlung los und kann selbst dabei human handeln? Taystee wird klar, dass der Aufstand nicht nur ihr Aufstand ist, sondern der aller Insassen. Ein interessanter Gedanke, den die Serie direkt mit einer Wahl aufgreift. Alle sollen über die wichtigen Forderungen abstimmen. Wohin soll der Aufstand führen, was sind ihre Ziele? Im Gegensatz zu MCC sind die Insassen scheinbar dazu im Stande, untereinander zu kommunizieren und zumindest eine Art Umfrage zu starten. Das es zu abstrusen und lustigen Ergebnissen führt war dabei eigentlich abzusehen. Neben Netflix und Flaming Hot Cheetos schaffen es aber auch wichtige Dinge in die Strichliste. Allen voran die Begnadigung aller Beteiligten des Aufstands, die Verhaftung von Bayley für den Mord an Poussee (ob mit gerechter Verhandlung oder nicht, wird noch nicht geklärt), eine bessere Gesundheitsversorgung und die Wiedereinführung des Lernprogramms. Man könnte bei manchen Punkten auch meinen, es wäre eine direkte Forderungsliste für die aktuelle Regierung der Vereinigten Staaten. Durch diese ernsten Punkte bekommt die Folge einen sehr interessanten Ansatz. Wieviel Qualität haben Verbrecher verdient und wer darf diese Linie ziehen? Das Thema der Privatisierung wurde in der vorhergehenden Staffel schon in einigen Folgen behandelt, aber hier scheint es nun auch endlich bei allen angekommen zu sein. Hoffen wir, dass auch die hohen Tiere von MCC nicht nur auf die Publicity und Judy King achten, sondern auch auf die Lebensqualität ihrer „Schützlinge“.

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Apropos Judy King. Sie schleicht weiter durch das Gefängnis und sucht nach ihrer (wohl verdienten?) Freiheit. Dass sie dabei von den rassistisch orientierten Frauen entdeckt wird, geschieht ihr eigentlich nur recht. Ihre Zeit im Gefängnis war mehr als ertragbar und ein paar harte Stunden mehr können ihr eigentlich nicht schaden. Strafe muss sein. Die psychische Strafe für CO Bayley jedoch scheint mir persönlich sehr harsch. Als Jungspund hat er sicherlich einen Fehler gemacht, aber absichtlich getötet hat er Poussee meiner Meinung nach nicht. Er wird von Kollegen und Vater mehr oder weniger sich selbst überlassen und greift betrunken die Entscheidung sich der Polizei zu stellen. Dass die Beamten ihm den Mord in seinem Zustand nicht abnehmen, war abzusehen, aber selbst in der Ausnüchterungszelle tut er mir leid. Hoffentlich waltet hier keine Ungerechtigkeit.

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Die beiden Drogis Angie und Leannie sorgen in der Folge noch für den ein oder anderen plumpen Lacher. Vollgedröhnt mit Medikamenten kommen sie auf die grandiose Idee, allen die Hose herunter zu ziehen. Dass es nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch beim Zuschauer das ein oder andere Mal auf Unverständnis stößt ist klar, aber vielleicht findet sich zumindest so die verlorene Pistole wieder an. Die „Geisterbeschwörung“ von Suzanne finde ich ein wenig deplatziert, aber so hat jede ihre eigene Art mit dem Tod von Poussee klar zu kommen und es trifft bei Taystee auf keine gute Resonanz. Kleiner Höhepunkt der Folge ist definitiv Boo im Anzug. Als sie kurz vorm Grande Finale der Folge aufgemotzt zum Essen servieren auftritt, sieht man den Stolz in ihren Augen. Das hat sie sich verdient.

Die fünfte Staffel bleibt weiter auf dem ernsten Pfad. Die Dramatik der ersten beiden Folgen ist ein wenig in den Hintergrund gerückt und es geht wieder lockerer zu. Interessant ist die Auseinandersetzung der Serie mit politischen Themen innerhalb des Gefängnisses und der Frage, ob man eine demokratische Entscheidung hinnehmen muss, auch wenn sie vielleicht bescheuert ist. Damit ist die Serie sehr nah an aktuellen Geschehnissen und fasst die Probleme in dem kleinen Kosmos von Litchfield zusammen. Wenn sich jetzt noch der Humor der ersten Staffeln dazu gesellt, könnte die fünfte Staffel einen guten Schwung nach oben bekommen.

Bilder: netflix

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