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Macht kaputt, was euch kaputt macht

Review: Orange Is The New Black S05E11 – Breaking the Fiberboard Ceiling

23. August 2017, 16:12 Uhr

Entscheidungen sind manchmal schwierig. Entscheidungen in Grauzonen erst recht. In der elften Folge geht es vermehrt um solche schwerwiegenden Dinge. Darf Red Piscatella foltern, um ein Geständnis zu bekommen? Soll Gloria die Wärter freilassen und die anderen verraten, damit sie ihren Sohn sehen kann?

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Red war die ganze Staffel über vernarrt in ihre Fehde mit Piscatella und hat lange nach Möglichkeiten gesucht, um ihn aus Litchfield versetzen zu lassen. Jetzt liegt er quasi auf dem Präsentierteller und Red ist in Fahrt. Ihr steht nichts mehr im Weg und sie nimmt alle Folgen in Kauf. Schlussendlich ist ja die Frage: wer will ihr etwas anhaben? MCC weiß nicht, dass Piscatella in Litchfield „eingebrochen“ ist. Ihre Mitinsassinnen werden sie wohl kaum verraten. Was hat sie also zu verlieren? Das ist im Endeffekt die große Frage und die Antwort ist eindeutig: ihre eigene Würde. Gleiches mit Gleichem ist nicht immer ratsam. Ein Glück ist Red nicht alleine im trockenen Pool. Frieda und Co. treffen eine weise Entscheidung und halten Red zurück, zwar ungewollt, aber sie ist vorerst entschärft. Ein Glück. Noch eine Folterszene wäre für die Staffel wirklich zu viel gewesen. So düster war Orange bisher nicht und ein wenig Schwung gen gute Stimmung hat die Serie mittlerweile bitter nötig.

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„I wish we could go back to the us of two days ago and tell us this is where we would be“ ist wohl die Erkenntnis des Streiks schlechthin. Wo sind die Insassen just in diesem Moment? In harten Verhandlungen mit Fig. Ein toter Wärter. Ein abgeschossener Finger. Ein halber Glatzkopf. Kein Essen mehr. Und Erfolg bei den Verhandlungen oder nicht, Strafen werden auf alle warten. Der Tod von Poussee hat die Menge aufgerieben und unberechenbar gemacht. Erst jetzt beginnen alle die Taten zu realisieren. Vielleicht zu spät.

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Gloria sitzt auf heißen Kohlen. Wie kommt sie an die Wärter und kann zu ihrem Sohn. Strafe und Härte ist das Zauberwort. Ein falsches Blinzeln und der nächste Wärter kommt ab aufs Dixie. Gute Idee, aber warum bitteschön gibt es dazu eine Musikmontage? Ich dachte kurz Gloria zieht sich gleich Boxhandschuhe an und trainiert á la Rocky Balboa quer über den Litchfield Hof. Komische Blenden und Kamerafahrten. Was haben sich die Macher hierbei gedacht? Schlechter und unpassender geht es kaum. Ich fühle mich ein wenig an 2007 erinnert, an den großen Writers Strike in den USA. Als plötzlich alle Serien rapide an Niveau verloren haben und die Autoren wie ausgetauscht wirkten. Bitte Orange, das geht besser oder gleich weg lassen. Okay. Gloria hat alle Wärter beisammen und kann ihren großen Moment planen. Hätte sie in der Musikmontage nicht das Gaffaband vergessen. Schlecht isoliert nutzen die Dixies herzlich wenig als temporäre Strafkammer und so sind alle Wärter schon durch das Loch im Zaun entflohen. Hier muss ich sagen, dass ich das erste Mal richtig Mitleid mit Gloria habe. Der kurze Szenenschnitt zum Krankenhaus und ihrem Sohn hat sicherlich etwas dazu beigetragen. Der Moment, indem der letzte Wärter durch den Zaun entflieht und Gloria die „Freiheit“ und den Weg zu ihrem Sohn vor sich sieht: tragisch. Was würde es ihr jetzt nutzen, wenn sie entflieht und zu ihrem Sohn kommt. Die Folgestrafe wäre umso härter. Hart und traurig.

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Lorna bekommt endlich auch ihren Glanzmoment. Ob es die richtige Entscheidung war, ihr die „Apotheke“ anzuvertrauen sei dahin gestellt. Suzanne hat zumindest sehr darunter zu leiden. Ihre bisher ominöse Schwangerschaft gerät jetzt wieder in den Fokus und sie nimmt die Entscheidung in die eigene Hand. Endlich überwindet sie sich selbst und ihre Geschichten und stellt sich der vielleicht harten Wahrheit. Der Schwangerschaftstest ist ihre ultimative Mutprobe. Ein Lichtmoment für diesen Charakter. Ihre Überwindung ist sichtlich groß und sie wird mit einer guten Nachricht belohnt. Lorna ist wirklich schwanger. Das hat die Dunkelheit der letzten Folgen gebraucht und gibt vor allem Lorna einen richtigen Schub nach vorne.

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Anders sieht es bei Suzanne aus, die eben durch eine Entscheidung von Lorna noch zu leiden hat. Ohne Medikamente dreht sie komplett am Rad. Der tote Humphrey löst bei ihr komplett Angstzustände aus. Interessant ist die kurze Diskussion über das Leben nach dem Tod. Ist Humphrey mit Poussee im Himmel? Warum hätte er es verdient am gleichen guten Ort mit ihr zu sein? So verrückt Suzanne auch sein mag, sie stellt genau die richtigen Fragen. Leider nutzt ihr das herzlich wenig. Als sie dann versucht die Deckenplatten abzureißen um in den Himmel zu kommen, greift Black Cindy zu harten Konsequenzen. Irgendwie beschleicht mich ein wenig das Gefühl, dass die „neuen“ Medikamente für Suzanne nicht gut sind. Besonders mit der Diskussion über den besseren Ort. Hoffentlich verlässt uns nicht noch ein weiterer Charakter zum Ende der Staffel.

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Die Verhandlungen sind weiter im Stocken und in dieser Folge nicht nennenswert nach vorne gekommen. Glücklicherweise wird hier nicht allzu viel Zeit verschwendet. Langsam werden die Szenen mit Taystee, Fig und Caputo auch anstrengend. Boo’s Entdeckung war natürlich noch der Moment, der kommen musste. Linda hat ihr Spiel gespielt und sich mit den falschen Insassen verscherzt. Gerechtigkeit nimmt also zumindest hier ihren verdienten Lauf. Vielleicht wird Linda demnächst wirklich Dauergast in Litchfield.

Alles in allem eine solide Folge. Es gab keinen übermäßig guten Moment der in Erinnerung bleiben wird, aber so langsam schiebt sich alles in Richtung Finale. Der Aufstand hat seinen Höhepunkt überschritten. Der Regen treibt die Gegner des Aufstands wieder nach drinnen und ich denke, dass dadurch die Probleme unter den Insasinnen wieder mehr aufbrodeln werden. Kurz vorm Ende der Staffel zeigt sich aber das generelle Problem. Viele Stränge haben sich verlaufen oder sind mittlerweile nicht mehr von großem Interesse. Die Charaktere stehen vor Entscheidungen, die sie gefühlt über zig Folgen nicht treffen können oder wollen. Und so weiß man auch als Zuschauer nicht so recht: soll ich mir das jetzt noch weiter antun oder ist es einfach nur noch egal?

Bilder: netflix

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Mittwoch, 23. August 2017, 16:12 Uhr
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